30.08.2013 | 12:16 | alle tage | welt retten | kommentieren
Wäre Frau Kraft Kanzlerkandidatin, wüsste ich schon, wen ich wählen würde. Es sind noch 3 Wochen und ich bin mir nicht sicher. Der Peer… Das will ich mir nicht mal vorstellen müssen.
Auf dem Weg zum Kindergarten komme ich jeden Tag mit der Bakfiets und Baby A an folgenden Plakaten vorbei.
Scheiß Lobbyverein. Hat da jemand geschrieben. Nur einen Tag nach Aufstellen des Plakats. Ich war’s nicht. Ich schwör‘! Dabei hat mich das Brüderlein schon sehr gereizt, als wir daran vorbeifuhren. Aber ich hätte so geschrieben, dass man es auch von Weitem gut hätte lesen können.
Und auf dem Röring-Plakat steht sowas wie ‚Tierquäler wählen‘. Das bezieht sich auf die 944 verendeten Schweine, die am 23. Juli in Vreden starben, weil im Maststall die Lüftungsanlage ausfiel. Die Ställe sind so dicht, dass dann keine Frischluft mehr reinkommt. Die Alarmanlage, die in einem solchen Fall ausgelöst werden sollte, war leider ebenfalls defekt. Der Bauer kam also morgens in den Stall und fand seine Tiere tot.
Der eigentliche Skandal ist, dass tausende Tiere auf so engem Raum gehalten werden und nie das Tageslicht sehen.
Und jetzt das pikante Detail: Der Bauer und Schweinebesitzer ist der Sohn des CDU-Kandidaten Röring, seines Zeichens Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes. Ob die Sache wohl deshalb erst einen Monat später an die Öffentlichkeit kam?
Spannend auch, dass die Tierkörperbeseitigung (ist das nicht ein tolles Wort?!) dem Steuerzahler anheimfällt. Um hier ganz korrekt zu bleiben: 90% der Kosten übernimmt der Steuerzahler. Ist das nicht toll?! Genauso wie sich die Atomindustrie die Gewinne einstreicht und den Müll dem Steuerzahler überlässt macht es die Agrarindustrie also auch.
Gestern waren wir noch auf ‚unserem‘ Biohof. Die Schweine dort stehen an der frischen Luft. Da braucht es keine Lüftungsanlage. Natürlich sind das auch nicht annähernd 1000 Tiere. Ich schätze mal so zwei Dutzend.
Ich weiß auf jeden Fall schonmal, wen ich NICHT wähle. Nach dem Ausschlussprinzip kann man ja auch vorgehen. Und weil man ja irgendwo mit dem Informieren anfangen muss, habe ich gerade den Wahl-o-mat bemüht. Kurzweilig und einfach. Schön umgesetzt.
Man kann sich bei der Auswertung die Stellungnahmen der einzelnen Parteien zu jeder These ansehen. Das finde ich ganz hilfreich.
Und um die Frage von Frau Landgeflüster zu beantworten: Ich denke noch häufig an Fukushima. Ich denke daran, dass bei uns immer noch 9 Reaktoren laufen. Der nächste ist 80 km entfernt. Was sich irgendwie nicht nach ‚Ausstieg‘ anfühlt. Komisch. Ich denke an Asse. An die Atommüllzwischenlager. Und ich denke, dass es endlich die Einsicht geben muss, dass es kein Endlager geben kann. (Hört sich Endlager nur in meinen Ohren wie ‚Endsieg‘ an?) Niemand ist in der Lage weiter als zwei Generationen im Voraus zu planen. Wie sollte man da ein Endlager einrichten können? Die Suche nach diesem ist nur der verzweifelte Versuch, einer schwierigen Entscheidung aus dem Weg zu gehen.
Ich denke an den Braunkohletagebau, der immer noch stattfindet. Wie ist das möglich? Ich denke an den Neubau von Kohlekraftwerken. Wo bleibt die Energiewende? Ich denke an Erdgasförderung. An Fracking. Das macht mir Angst.
Was jeder einzelne tun kann ist klar: Zur Wahl gehen. Und den Stromanbieter wechseln.
Update 18:00 Uhr: Das CDU Plakat ist ausgetauscht worden. Mal sehen, ob sich der Wahlslogan über Nacht wieder um ein paar Schweinereien erweitert.
27.08.2013 | 09:30 | baby a | selbst gemacht | kommentieren
Weiter mit der UFO Liste. Die Vogelhäuschen sind vor knapp zwei Monaten auch fertig geworden. Und zwar NACHDEM ein Vogelnest von irgendeinem Räuber ausgenommen wurde.
Wir hatten auf unserem Brennholz ein kleines Amselnest mit 4 Amselbabies. (Die Fotos sind vom 08. Juni.) Die Amseleltern waren alle 10 – 15 min zum Füttern zur Stelle. Dann sind wir nach Amrum in den Urlaub gefahren und als wir nach 5 Tagen zurückkamen, war das Nest leer. Keine Spur von jungen Amseln und eine Amselbabyleiche lag kopflos im Garten rum. Entweder war das eine Katze oder eine Elster.
Jedenfalls sind die Vogelhäuschen jetzt endlich fertig und aufgehängt. Elster- und katzensicher. Zu spät für diese Saison aber so können sich die zukünftigen Eltern schonmal dran gewöhnen und sie dann nächstes Jahr pünktlich beziehen. Das blaue hängt in unmittelbarer Nähe zum vorherigen Nest. Meine Mutter beobachtete bereits eine Drossel bei der ersten Wohnungsbesichtigung. Das werte ich als gutes Zeichen.
Und während ich die Fotos machte, wurde ich von des Nachbarn Hühnern misstrauisch beäugt. ‚Wawwa!‘ hätte Baby A dazu gesagt. Oder alternativ auch sowas wie ‚Wawau!‘ oder ‚Wawumm!‘. Das sind alles Synonyme für ‚Wawwa!‘.
26.08.2013 | 10:46 | alle tage | selbst gemacht | 3 kommentare
Ich hatte vor langer Zeit mal eine Liste mit UFOs aufgestellt. Einen Teil davon habe ich abgearbeitet.
Die Wäschesortierstation ist schon lange fertig. Ich habe mich schließlich doch dagegen entschieden, Wäschesäcke selbst zu nähen, sondern welche gekauft. Aus Zeit- und Motivationsmangel. Dann noch die Haken. Dann noch bohren und anbringen… Das dauert eben alles so seine Zeit. Die Schilder sind selbst gemacht. Immerhin.
Die Wäschesortierstation macht sich jeden Tag bezahlt. Sie trägt zur allgemeinen Ordnung bei und vermindert Frust um die alltäglichen Wäscheberge. Alles landet in den richtigen Säcken und sobald ein Sack voll ist, wird gewaschen. So einfach. Ein kleiner Schritt für die Menschheit. Ein großer Schritt für Thorsten Thorstensson und mich – auf dem Weg zum goldenen Hausfrauenorden am Bande.
19.08.2013 | 20:37 | alle tage | baby a | 2 kommentare
Morgen startet Baby A in den Kindergarten. Weil es davon nichts ahnt ist es auch nicht aufgeregt.
Ich habe heute mal die ersten Sachen markiert, die Baby A dann morgen in seiner Kindergartentasche hat.
Dazu habe ich die dicke rote Kerze, die Baby As Kindergartenzeichen ist, auf die Windeln gebracht.
Und auf Feuchttücher, Zahnpasta, Wundschutzcreme und Sonnencreme. In dem Umschlag ist ein Foto von Baby A für den ‚Geburtstagskalender‘, der an der Wand in einem der Gruppenräume hängen wird. In dem kleinen Portemonnaie ist der Beitrag für die ‚Ausflugskasse‘.
Die erste Wechselwäsche, die wir morgen mitnehmen werden, habe ich auch markiert. Was uns noch fehlt sind Hausschuhe. Baby A hat noch überhaupt keine Schuhe, weil ich finde, dass jemand, der nicht läuft, auch keine Schuhe braucht. Die Kinder sollen aber Hausschuhe mit Sohle tragen, weil man sich im Waschraum sonst nasse Füße holt, wenn man auf Socken oder in Lederpuschen unterwegs ist. Vielleicht steckt Baby A also demnächst doch in Schuhen.
Es hat inzwischen einen Ganzkörperausschlag, der aber schon blasser ist als gestern. Ich habe beschlossen, im Kindergarten erstmal nichts dazu zu sagen, sonst schicken die uns sicher gleich wieder weg oder zum Arzt. (Und der Arzt wird dann sagen: Dreitagefieber, Kindergartentauglich.)
17.08.2013 | 19:30 | alle tage | baby a | kommentieren
Baby A war am Sonntag schon anhänglicher als sonst, ab Montag dann appetitlos und nörgelig, ab Mittwoch hatte es plötzlich hohes Fieber. 39,9. Mittwoch nachmittag. Natürlich. Dann, wenn alle Ärzte Pause machen. Egal, es hätte ja sowieso nichts gebracht. Fieber ohne sonstige Symptome, da hätte kein Kinderarzt irgendwas gemacht, glaub ich. Ich vermutete Dreitagefieber. Das Kind glühte von Kopf bis Fuß. Hatte zwischendurch Schüttelfrost. Dann waren die Hände und Füße eiskalt. Eine halbe Stunde später wieder heiß. Immer im Wechsel. Es war elend. Ich hatte die anschaulichen Schilderungen von Fieberkrämpfen, die mein Bruder über seine drei Kinder abgegeben hatte (jedes Kind hatte mindestens einmal einen Fieberkrampf) vor Augen und gab Fieberzäpfchen. Paracetamol und Ibuprofen im Wechsel. Die Temperatur ging jeweils um ein knappes Grad runter und dann wieder rauf. Die Nacht war keine Nacht. Am Donnerstag waren wir dann beim Kinderarzt, der natürlich nichts finden konnte. Er suchte nach Dreitagefieberpickelchen, fand aber nichts. Urinprobe war auch klar. Also abwarten.
Ausgerechnet am Besuchswochenende vom Minimeins! Sowas Doofes. Ab Donnerstagmittag habe ich mit dem Fiebermessen aufgehört, weil Baby As Geduld diesbezüglich doch schon ziemlich ausgereizt schien. Ich hatte das Gefühl, dass die Temperatur schon niedriger war. Am Donnerstagabend aß Baby A nichts von seinem Brei. Dafür aber ein Hähnchennugget. Und Fleischwurst. Ein Lichtblick. Es war also schon auf dem Wege der Besserung.
Heute war es sehr heiser. Seine sowieso schon tiefe Babystimme war noch tiefer als sonst. Es sagte nicht mehr ‚Kuckuck‘ sondern ‚Kohckohck‘.
Und heute nachmittag, als der Besuch dann weg war: Pickelchen. Erst am Bauch, dann im Gesicht, dann auf den Armen und auf dem Rücken. Also vermutlich doch Dreitagefieber. Und erst wenn die Pickelchen erscheinen ist es nicht mehr ansteckend. Ich weiß nicht, ob das Minimeins schon Dreitagefieber hatte, aber die Inkubationszeit beträgt zwischen ein und zwei Wochen. Laut meinem schlauen Buch ist es harmlos – bis auf die Gefahr für Fieberkrämpfe. Im Falle eines Fieberkrampfs soll man das Kind vor (Selbst)Verletzungen schützen und den Notarzt rufen. Ansonsten kann man nichts machen und meist passiert auch nichts weiter.
Und der Besuch war so unkompliziert, wie ich mir das vorgestellt hatte. Sehr nett. Besonders das Minimeins :-) Beim nächsten Mal, weiß Baby A das sicher auch besser zu würdigen!
13.08.2013 | 22:42 | wochenbett | 1 kommentar
Ich habe es endlich geschafft, einen Termin bei einem anderen Frauenarzt zu machen. Und ihn auch wahrzunehmen.
Er fragte nach dem Geburtsverlauf und ich bin nur bis ‚Kaiserschnitt nach 40h Wehen‘ gekommen. Da schüttelte er schon seufzend den Kopf und fing an, einen Monolog zu halten. Über das weibliche Becken, über den kindlichen Kopf. Über die Enge und die Mitarbeit des Kindes bei der Geburt. Über Einstellungsanomalien. Über hohe Geradstände. Da war ich schon in Tränen aufgelöst. Er wirkte nicht mal irritiert sondern reichte mir nur ein Taschentuch.
Dass von ‚Missverhältnis Kopf/Becken‘ gesprochen wird. Dass aber häufig Einstellungsanomalien für Geburtsstillstände verantwortlich sind. Dass die Frau hin- und her- und umgelagert wird, von der Decke gehängt und sonst noch was. Dass sich das Kind dennoch nicht eindreht. Dass die kindlichen Herztöne unter den Presswehen nachlassen und sich in den Wehenpausen leidlich erholen. Dass dann abgewägt werden muss, zwischen dem Wohl des Kindes, dem Wohl der Mutter und dem Wohl des Krankenhauses. Alles was er sagte zeugte von viel Erfahrung und eine gewisse Verbitterung war nicht zu überhören.
Da hatte ich doch noch überhaupt nichts gesagt. Davon, dass Baby A ein Sternengucker war. Zweites Taschentuch.
Eine kurze Atempause konnte ich nutzen, um ‚Uterusatonie 3 Stunden später‘ einzuwerfen. Er schüttelte seufzend den Kopf und setzte seinen Monolog dann zum Thema Blutungen fort. Er fing an aus dem Nähkästchen zu plaudern und kramte Geschichten hervor, eine schrecklicher als die vorherige. Die letzten dann mit tödlichem Ausgang. Ob mich das aufheitern sollte? Hat nicht funktioniert. Drittes Taschentuch.
In der Folge habe ich dann versucht mit meinen drei Taschentüchern zu haushalten und sie wiederverwendet.
Irgendwann hat er sich die zwei OP Berichte durchgelesen und war belustigt darüber, dass die präoperative Diagnose ‚Missverhältnis Kopf/Becken‘ lautete und die postoperative Diagnose ‚dorsoposteriorer hoher Geradstand‘. Das hätte man doch vorher wissen müssen! Mein Einwand, dass es schon später Freitagnachmittag war und leider gerade ein langes Pfingstwochenende vor der Tür stand sorgte für weiteres Erstaunen. Ob denn kein Ultraschall gemacht worden sei? Nein, ein Ultraschall ist nicht gemacht worden. Wieso? Tja, keine Ahnung. Woher soll ich das wissen? Ich habe sogar nach einem Ultraschall gefragt. Man hat mir geantwortet, da würde man eh nichts sehen. ‚Die können nichtmal mehr einen Ultraschall machen‘, war seine Reaktion.
Dann folgte ein Monolog über die Situation auf geburtshilflichen Stationen. Dass man kaum mehr einen Arzt findet, der deutsch spricht (meine Ärzte waren russischsprachig – manche konnte man verstehen, manche nicht). Dass die Ärzte, die man dann findet nicht nur kein deutsch sprechen, sondern auch meist über keinerlei praktische Erfahrung verfügen sondern die Frau nur aus der Theorie kennen. Dass man bei Komplikationen auf sein Glück angewiesen ist. Glück, an jemanden zu geraten, der (theoretisch) weiß, was zu tun ist und der die Courage hat, es auch zu tun.
Zwischendurch durfte ich auch mal was sagen. Dass ein Honorararzt gerufen werden musste, weil sonst niemand da war, der die (erste) OP hätte machen können. Dass ich zwei PDAs intus hatte, die ich beide nicht gewollt hatte, die dafür aber beide nicht wirkten. Dass während der OP geflucht wurde, dass ich später im OP Bericht gelesen habe, dass der Uterus aus der Bauchhöhle genommen werden musste, um eine widerspenstige Blutung stillen zu können. Dass während der OP Blut im Katheterurin war, hat er im Bericht gelesen. ‚Infusionen zum Durchspülen – hab ich ja noch nie gehört!‘. Und dass ein Halteband des Uterus dann über der Blutungsstelle vernäht wurde, um zu ’stabilisieren‘ sorgte für verwundertes Auflachen. Bei der späteren Untersuchung hat er dann nochmal darauf geachtet und meinte, ob ich das denn nicht spüren würde? Die Gebärmutter stände schief. Nö. Ich spüre (davon) nichts.
Ich kann mich an jede Kleinigkeit erinnern und sobald ich mich darauf einlasse, ist der Film nicht mehr zu stoppen. Ich erlebe alles wieder und wieder.
Was war das Schlimmste? Die Psychiaterin hat mich einmal gefragt, was das Schlimmste war. Ich konnte nicht sagen, was das Schlimmste war. Sie hat die Frage dann schnell zurückgenommen, weil ich darüber einen neuen Zusammenbruch hatte. Es war eine Aneinanderreihung von Schlimmstem. Die 40 Stunden regelmäßiger Kontraktionen waren nicht schlimm. Dass ich eine PDA bekam, die ich nicht wirklich wollte, fand ich schlimm. Man sagte, dass müsse sein. Musste es aber nicht. Davon bin ich überzeugt. Dass der Anästhesist in Eile war, fand ich schlimm. Dass er mich angiftete, in einer Situation, in der ich nicht darauf reagieren konnte. ‚Hat DIE auch nochmal eine Wehenpause oder geht das jetzt immer so weiter?!‘ Ich konnte doch nichts dafür, dass er überlastet war. Dass die PDA nicht wirkte, finde ich im Rückblick schlimm, denn so bekam ich noch eine zweite. Dass der nächste Anästhesist – der Chef der Anästhesie – erstmal wissen wollte, wer das verbockt habe, fand ich schlimm. Dass ich keinen Ultraschall bekam, finde ich im Nachhinein schlimm. Dann hätte man den hohen Geradstand vorher sehen können. Mir wären die zwei Rückenspritzen erspart geblieben. Man hätte direkt eine Kaiserschnitt machen können.
Dass ein Kaiserschnitt gemacht werden musste, fand ich schlimm. Ich wollte doch nur mein Kind bekommen. Ich wollte nicht operiert werden. Dass das OP Team offensichtlich nie vorher zusammengearbeitet hatte, fand ich schlimm.
Dass während der OP geflucht wurde. Dass, als die Betäubung nachließ, die Schmerzen einsetzten. Die Schmerzen. Diese Schmerzen. Ein Wehentropf nach dem anderen. Dabei hatte ich doch schon Nachwehen. Und statt Schmerzmittel nur weitere Wehenmittel. ‚Bis zum Rippenbogen steht hier‘, sagte er erstaunt, den zweiten OP Bericht in der Hand ’stimmt das?‘ Ja, stimmt. Ich habe drei Stunden lang geblutet. Die russische Assistenzärztin sprach während der Zeit keinen Ton mit mir. Sah immer nur überfordert nach meine Blutung. Wie aus einem aufgedrehten Wasserhahn floss das warme Blut im Rythmus meines Herzschlags aus mir heraus. Natürlich füllte es erstmal den Uterus. Bis zum Rippenbogen hoch. Steinhart. Diese Schmerzen. Erst als eine Hebamme mitten in der Nacht in mein Zimmer kam, ‚Hier wird so laut geschrien, da wollte ich mal nachsehen.‘ wurde der Honorararzt gerufen.
So war das. Genau wie man sich das vorstellt. Bonding. Baby A habe ich an diesem Tag nicht mehr gesehen. Dafür am nächsten Tag die Intensivstation. Ich bin davon überzeugt, dass ich zu wenig Schmerzmittel bekommen habe. Diese Schmerzen. Auch später noch. Schmerzen. Schmerzen.
Und dass später noch zwei Tupfer in mir wiedergefunden wurden, die offenbar bei der zweiten OP vergessen wurden, fand ich schon gar nicht mehr schlimm.
Das Schlimmste war wohl die Hilflosigkeit. Die Demütigung. Die Ohnmacht. Und die Schlaflosigkeit in den nachfolgenden 9 Tagen.
1 Stunde hat der neue Arzt mit mir gesprochen. Bei einem ganz normalen Vorsorgetermin. Das bekommt er nicht von der Krankenkasse bezahlt. Ich bin es leid, dass ich auf solche Wohltätigkeiten angewiesen bin.
Ich habe darüber nachgedacht. Vielleicht ist ein Ultraschall unter der Geburt auch keine Kassenleistung. Vielleicht bekommt das Krankenhaus diesen nicht bezahlt. Und deshalb wurde er nicht gemacht. Wenn nach 2h im Kreißsaal und offensichtlichem Geburtsstilsstand ein Ultraschall gemacht worden wäre und ein hoher Geradstand festgestellt worden wäre, hätte man sich weitere 4h Wehen und 2 PDAs gespart. Möglicherweise wäre dann auch die Atonie ausgeblieben.
Ich brauche nur noch 4 Tage, um nach so einem Flashback – wie es der Frauenarzttermin war – wieder in den vorherigen Zustand zu kommen. Leidlich stabil. Das ist ein Fortschritt.
*Posttitel aus dem Song ‚SOS‘ von Mia
12.08.2013 | 17:32 | baby a | feierei | neben meinem bett | selbst gemacht | wort schatz | 2 kommentare
Ich habe meine Internetidentität vernachlässigt, weil ich zu sehr mit dem echten Leben beschäftigt war. Sommer. Geburtstage. Festplattencrashs. So Sachen halt. Deshalb hier ein kurzes (harhar) Rundum-Update.
hat weiterhin 16 Zähne, obwohl es zwischendurch immer wieder unter offensichtlichen Zahnungssymptomen leidet. Vielleicht wachsen die 16 Zähne auch nur und machen deshalb Probleme? Wer weiß das schon.
Es kann weiterhin nicht laufen. Also eigentlich könnte es schon. Aber es ist viel zu vorsichtig und traut es sich noch nicht zu. Ich finde das aber eigentlich nicht schlimm, denn so ist die Beulengefahr wesentlich geringer und ich muss nicht ständig hinter ihm herlaufen. Ich meine, das muss ich natürlich trotzdem. Aber wenn es läuft, stelle ich es mir noch anstrengender vor. Außerdem glaube ich, dass Krabbeln besser für die Rückenmuskulatur ist. Irgendwie dynamischer für den Rücken. Und Baby A hat einen ziemlich langen Rücken, der eine gute Muskulaturstütze gebrauchen kann. Wir wollen ja nicht, dass es so krumm wird, wie seine Mutter.
Es kann ein neues Wort sagen: Kuckuck. Das hat schon beinahe ‚Wawwa‘ abgelöst. Kuckuck bedeutet: ‚Kuckuck, hier bin ich‘ ‚Ich brauche (noch) mehr Aufmerksamkeit‘. Manchmal kuckuckt das Baby auch einfach nur so selbstvergessen vor sich hin. Dann hört man es aus irgendeiner Ecke leise ‚Kuckuck Kuckuck Kuckuck‘ vor sich hin sagen. Es übt ‚Hallo‘ zu sagen. Manchmal kommt es ganz klar raus. Oft hört es sich aber noch nach ‚HAA – HMWWW‘ an oder ‚HAAA – HUUU‘. Dabei schaut es immer ganz konzentriert auf meinen Mund wenn ich ‚Hallo‘ übertrieben deutlich artikuliere. Das ‚L‘ will noch nicht so gelingen. Und es sagt ‚Beeebie‘ oder manchmal ‚Baybiiii‘.
Es kann aufs Sofa klettern. Voller Stolz sitzt es dann da und hält in beiden Händen jeweils eine verbotene Fernbedienung. Macbook kindersicher aufs Sofa legen funktioniert also nicht mehr.
Baby A hat verschluckbare Kleinteile für sich entdeckt. Es sortiert am liebsten die kleinsten Teile meiner Bastelsachen. Ich muss dringend meine Lagerhaltung überdenken. Knöpfe, Holzbuchstaben, Scrabblesteine. Münzen aus dem Portemonnaie. Überhaupt alles, was man ein-, aus- oder umräumen kann. Es ist unser Verlorenmacher. Wir beten inzwischen regelmäßig zum heiligen Antonius. Vor kurzem war die Abdeckkappe vom Scharnier unserer Duschtür verschwunden. Ich habe sie vorgestern im Büro wiedergefunden. In einer Schublade eines Schubladenelements unter dem Schreibtisch…
Baby A wirft sich neuerdings gern theatralisch auf den Boden, um die Ungerechtigkeit der Welt zu demonstrieren. Dazu macht es sich ganz flach, streckt alle Viere von sich, legt den Kopf seitlich mit der Wange flach auf den Boden und weint herzzerreißend große Krokodilstränen. Zwischendurch hebt es den Kopf, um die Wirkung der Show zu überprüfen. Falls die Wirkung noch nicht ausreichend ist, wird weitergeheult.
Die ersten Karussellfahrten hat Baby A erfolgreich hinter sich gebracht. Es musste in dem kleinen Auto gleich zwei Lenkräder bedienen.
Durchschlafen scheint sich durchzusetzen. Das ist schön. Ausnahmen bestätigen die Regel. Wir hatten beispielsweise geplant, am Schützenfestmontag essen zu gehen. Also Thorsten Thorstensson und ich. Abends, wenn Baby A schläft. Leider wollte es aber nicht schlafen. Um 19 Uhr nicht. Um 20 Uhr nicht. Die Babysittergroßeltern meinten dann, wir könnten auch einfach das nichtschlafende Baby bei ihnen lassen und dennoch essen gehen. Das nichtschlafende Baby spielte also zufrieden und fröhlich im goßelterlichen Wohnzimmer vor sich hin als wir um 20:30 Uhr loszogen. Um kurz vor 22:00 Uhr waren es noch etwa 30 Grad, es wurde langsam dunkel, über allem lag der Duft von Zuckerwatte und gebrannten Mandeln, die Musik der Fahrgeschäfte wummerte durch die Luft und wir bogen in unsere kleine Straße ein. Da sahen wir alle Nachbarn im Kreis auf der Straße zusammenstehen. In der Mitte eine kleine Gestalt in Windeln, Body und Strümpfen auf rotem Bobby Car. ‚Wer ist das denn?!‘, fragte Thorsten Thorstensson nicht sehr einfallsreich. Tja, wer sollte das wohl sein? Ich kenne auf unserer Straße nur einen, der unter einem Meter groß ist…
Thorsten Thorstensson hat mich zu einem eBookReader überredet. Er meinte, dann könne er schlafen, während ich lese. Und ich muss sagen: Das funktioniert wunderbar. Endlich kann ich wieder mehr lesen. Tagsüber geht das nicht, weil Baby A es nicht toleriert, wenn ich mich mit etwas anderem beschäftige, als mit ihm. Und Abends ging das bisher nicht, weil Thorsten Thorstensson es nicht toleriert, wenn ich mich mit etwas anderem beschäftige, als mit ihm… Und eben, weil er bei angeschalteter Leselampe nicht schlafen konnte.
Ich habe erst den Kindle Paperwhite ausprobiert. Der funktionierte auch sehr gut. Aber die Fortschrittsanzeige gefiel mir nicht. Mit diesen komischen Positionsangaben will doch keiner was zu tun haben, oder? Außerdem war die Ausleuchtung beim ersten Gerät ungleichmäßig. Also Umtausch. Das zweite war auch nicht optimal. Also hab ich noch den Kobo Glo als Vergleichsgerät bestellt. Und der hat drei Vorteile: Gleichmäßigere Ausleuchtung, Seitenanzeige (Auch wenn die Seite im Buch nicht mit der Seite auf dem eReader übereinstimmt und man auf derselben Seite bleibt, selbst wenn man mehrfach umblättert. Das stört mich überhaupt nicht. Aber mit Seitenzahlanzeige ‚Seite 129 von 389‘ kann ich mehr anfangen als mit irgendwelche utopisch hohen Positionszahlen.) und vor allem ist keine Umwandlung ins Kindleformat nötig.
Zwischendurch habe ich noch ein (geschenktes) Analogbuch gelesen.
Irgendwie gings hier auch wieder um Kleinmädchenträume. Genau wie in Silber. Ich konnte aber nicht anders und habe mir die anderen zwei Bände dann auf den Kobo geladen und auch gelesen.
Die ganzen Sexszenen nerven irgendwann. Es langweilt. Ständig wird der Fortschritt der Geschichte unterbrochen. Das zweite Buch hat deutliche Längen. Und dieses ständige ‚er sah ja so gut aus‘ und ‚wie sich das Licht in seinen Haaren fing‘ und so weiter erinnert ein BISSchen an Edward Cullen. Unheimlich stark, unheimlich schön, unheimlich reich, unheimlich unheimlich. Aber ja, ich konnte trotzdem nicht aufhören. Ich lese digital schneller als analog. Keine Ahnung, woran das liegt. Und das Gerät ist so schön handlich, man bekommt keine eingeschlafenen Finger, wenn man es länger in der Hand hält.
Danach habe ich noch eine Empfehlung vom kinderdoc gelesen. Nicht viel Neues darin. Ganz gut fand ich das Kapitel übers Tragen. Das hat mir ein bisschen geholfen, meine frustrierenden Trageerfahrungen abzuhaken. Und das Kapitel übers Babyschwimmen. Dass man auf jeden Fall vorher auch das Baby duschen sollte, um die Bildung von Trichloramin einzuschränken. Ja, auch nichts Neues. Ich achte aber jetzt wieder verstärkt darauf.
Das Schicksal ist ein mieser Verräter ist ein gutes Buch. Auch wenn ich Leute kenne, die ein Jungendbuch nicht lesen würden, weil sie glauben, sie seien zu alt dafür oder das sei sonstwie nicht adequat. Da entgeht ihnen was.
Danach habe ich mir gleich noch einen der vorherigen Romane des Autors geholt. Auch sehr gut.
Und weil es grad so schön in die morbide Reihe passte hat Thorsten Thorstensson mir ‚ein ganzes halbes Jahr‘ gegeben. Der Originaltitel ist mal wieder viel passender als die deutsche Übersetzung. ‚Me before you‘.
Etwas flacher als die beiden Titel von John Green. Aber gut zu lesen.
Dann waren da noch mehrere Geburtstage.
‚Mit 80 000 Fragen um die Welt‘ für den zweitkleinsten Neffen. Dennis Gastmann schreibt wie er spricht, ich hab sehr gelacht. (Die Verpackung ist ein Zufallsprodukt und war nicht geplant. Ich schwör.)
‚Tschick‘ für die zweitkleinste Nichte. Auch sehr gut. Noch so ein Jugendbuch.
Und die drei Kerstin-Gier Edelstein-Romane für die kleinste Nichte. Plus Filztasche.
Dann war da noch die Goldhochzeit meiner Eltern. Als ich die Einladungen gemacht habe, sind mir einige der alten Bilder in die Hände gefallen. Und ich fand es schade, dass sie lieblos in irgendwelchen Fotostapeln vergessen würden, wenn sich niemand darum kümmerte. Also habe ich ein Fotobuch vorbereitet. Das war ein Haufen Arbeit, der mit mehreren Wäschekörben voller Analogfotos in unsortierter Reihenfolge anfing.
Fotos aussuchen, einscannen, sortieren, nachbearbeiten, Seiten gestalten. 82 Seiten aus etwa 75 Jahren.
Zwischendurch habe ich unseren PC neu installiert, weil Windows mal wieder auf die Bremse trat. Alle Daten, die ich noch brauchte, habe ich auf eine externe Festplatte geschoben. Den Rechner neuinstalliert. Und anschließend funktionierte gemäß Murphy die Festplatte nicht mehr. Ich musste dann schmerzlich feststellen, dass ich die Fotos eben doch nicht auch noch auf der zweiten Festplatte oder dem Mac hatte. Zumindest nicht alle. 7 Monate Baby A Fotos. Futsch. Die Festplatte hatte eine externe Stromversorgung und gab einen leichten Schmorgeruch ab. 3 Tage lang habe ich laut geflucht. Vielleicht Überspannung durch vorbeiziehende Gewitter? Keine Ahnung.
Ein neues Netzteil konnte nicht helfen. Der lokale PC Händler konnte nicht helfen. Der Festplattenhersteller empfahl, ein Datenrettungsunternehmen zu bemühen. ‚Aber die, mit denen wir zusammenarbeiten, sind sicher nicht die günstigsten.‘, warnte der Servicemitarbeiter. Der lokale PC Händler sprach von einem drei- bis vierstelligen Betrag.
Über diesem Dilemma geriet mein Fotobuchprojekt in Verzug. Auch weil Baby A sich immer dann, wenn ich dachte ‚Gut, jetzt schläft es für mindestens zwei Stunden.‘, schon nach 25 Minuten wieder meldete…
Das Ende vom Lied ist, dass ich die Festplatte am Donnerstag mit der Bakfiets und Baby A zur Post brachte (weil die Postfiliale in unserem Dorf gerade Sommerferien macht…) und schon am Freitag eine positive Nachricht bekam. Alle Daten können vollständig wiederhergestellt werden. Es ist nach Verhandlungen immer noch ein deutlich dreistelliger Betrag aber Hauptsache ich habe Baby As Fotos zurück.
Das Fotobuch habe ich übrigens am Montag Mittag in Auftrag gegeben und am Freitag morgen um 9 lag es auf meinem Schreibtisch. 3 Tage Produktion, 1/2 Tag Versand. Pixum schreibt auf der Internetseite für das Buch in dieser Qualität von 5 bis 7 Tagen Produktion plus 1 bis 3 Tagen Versand. Ich war auf jeden Fall sehr erleichtert über das gerade noch rechtzeitige Eintreffen des Pakets und bin hocherfreut über die Qualität. Die schwarzweiß-Aufnahmen, die ich eingescannt habe sind deutlich hochwertiger als die ersten Farbfotos. Manche Bilder haben im Fotobuch das dreifache Format wie das Original und man kann dennoch alles klar erkennen.
Meine Eltern wünschten sich zur Goldhochzeit einen Strandkorb. Weil alles etwas kurzfristig war, es unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten gibt (und so ein Monstrum wahnsinnig teuer ist) habe ich ein Modell für unser Geldgeschenk gebastelt. Die Anleitung stammt von Meike. Man kann sie im zugehörigen Onlineshop kostenlos herunterladen, wenn man sich registriert.
An diesem Wochenende bekommen wir Besuch aus dem Internet. Ich bin schon voller gespannter Vorfreude! :-)
*Posttitel hat nichts mit dem gleichnamigen Scrapbooking-System zu tun.