30.08.2013 | 12:16 | alle tage | welt retten | kommentieren
Wäre Frau Kraft Kanzlerkandidatin, wüsste ich schon, wen ich wählen würde. Es sind noch 3 Wochen und ich bin mir nicht sicher. Der Peer… Das will ich mir nicht mal vorstellen müssen.
Auf dem Weg zum Kindergarten komme ich jeden Tag mit der Bakfiets und Baby A an folgenden Plakaten vorbei.
Scheiß Lobbyverein. Hat da jemand geschrieben. Nur einen Tag nach Aufstellen des Plakats. Ich war’s nicht. Ich schwör‘! Dabei hat mich das Brüderlein schon sehr gereizt, als wir daran vorbeifuhren. Aber ich hätte so geschrieben, dass man es auch von Weitem gut hätte lesen können.
Und auf dem Röring-Plakat steht sowas wie ‚Tierquäler wählen‘. Das bezieht sich auf die 944 verendeten Schweine, die am 23. Juli in Vreden starben, weil im Maststall die Lüftungsanlage ausfiel. Die Ställe sind so dicht, dass dann keine Frischluft mehr reinkommt. Die Alarmanlage, die in einem solchen Fall ausgelöst werden sollte, war leider ebenfalls defekt. Der Bauer kam also morgens in den Stall und fand seine Tiere tot.
Der eigentliche Skandal ist, dass tausende Tiere auf so engem Raum gehalten werden und nie das Tageslicht sehen.
Und jetzt das pikante Detail: Der Bauer und Schweinebesitzer ist der Sohn des CDU-Kandidaten Röring, seines Zeichens Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes. Ob die Sache wohl deshalb erst einen Monat später an die Öffentlichkeit kam?
Spannend auch, dass die Tierkörperbeseitigung (ist das nicht ein tolles Wort?!) dem Steuerzahler anheimfällt. Um hier ganz korrekt zu bleiben: 90% der Kosten übernimmt der Steuerzahler. Ist das nicht toll?! Genauso wie sich die Atomindustrie die Gewinne einstreicht und den Müll dem Steuerzahler überlässt macht es die Agrarindustrie also auch.
Gestern waren wir noch auf ‚unserem‘ Biohof. Die Schweine dort stehen an der frischen Luft. Da braucht es keine Lüftungsanlage. Natürlich sind das auch nicht annähernd 1000 Tiere. Ich schätze mal so zwei Dutzend.
Ich weiß auf jeden Fall schonmal, wen ich NICHT wähle. Nach dem Ausschlussprinzip kann man ja auch vorgehen. Und weil man ja irgendwo mit dem Informieren anfangen muss, habe ich gerade den Wahl-o-mat bemüht. Kurzweilig und einfach. Schön umgesetzt.
Man kann sich bei der Auswertung die Stellungnahmen der einzelnen Parteien zu jeder These ansehen. Das finde ich ganz hilfreich.
Und um die Frage von Frau Landgeflüster zu beantworten: Ich denke noch häufig an Fukushima. Ich denke daran, dass bei uns immer noch 9 Reaktoren laufen. Der nächste ist 80 km entfernt. Was sich irgendwie nicht nach ‚Ausstieg‘ anfühlt. Komisch. Ich denke an Asse. An die Atommüllzwischenlager. Und ich denke, dass es endlich die Einsicht geben muss, dass es kein Endlager geben kann. (Hört sich Endlager nur in meinen Ohren wie ‚Endsieg‘ an?) Niemand ist in der Lage weiter als zwei Generationen im Voraus zu planen. Wie sollte man da ein Endlager einrichten können? Die Suche nach diesem ist nur der verzweifelte Versuch, einer schwierigen Entscheidung aus dem Weg zu gehen.
Ich denke an den Braunkohletagebau, der immer noch stattfindet. Wie ist das möglich? Ich denke an den Neubau von Kohlekraftwerken. Wo bleibt die Energiewende? Ich denke an Erdgasförderung. An Fracking. Das macht mir Angst.
Was jeder einzelne tun kann ist klar: Zur Wahl gehen. Und den Stromanbieter wechseln.
Update 18:00 Uhr: Das CDU Plakat ist ausgetauscht worden. Mal sehen, ob sich der Wahlslogan über Nacht wieder um ein paar Schweinereien erweitert.