22.11.2019 | 10:32 | selbst gemacht | welt retten | kommentieren
Für die nächste Klimademo, die am nächsten Freitag, 29.11.2019 stattfindet, habe ich noch ein Plakat vorbereitet.
Dazu habe ich mich vom Nichtlustig-Krokodil von Joscha Sauer inspirieren lassen. Natürlich habe ich ihn um Erlaubnis gefragt, ob ich das Plakat so zeichnen darf.
Hier ist der erste Entwurf:
Und hier das Endergebnis:
Ich mag es, wenn die Plakate beidseitig beschriftet sind, damit auch die Leute hinter einem noch was zu lesen haben, also habe ich das Groko nochmal gespiegelt auf die andere Seite gemalt:
Also: Nicht vergessen. Nächste Woche Freitag ist die Klimademo. Bitte kommt alle. Reicht einfach einen halben Tag Urlaub ein.
Und falls Du nicht kommen kannst: Sag es bitte weiter, damit so viele Menschen wie möglich dabei sein können.
Es geht ja um unser aller Zukunft für die dort gekämpft wird. Es wird nichts unmögliches verlangt: Nur, dass endlich entsprechend der eigenen Klimaziele gehandelt wird. Es ist technisch, finanziell und sozial gerecht möglich. Man muss sich nur trauen die Maßnahmen auch anzuordnen. Mit Deiner Teilnahme an der Demo zeigst Du, dass Du bereit bist diese Maßnahmen mitzutragen.
Jeder darf zur Demo kommen. Egal ob Profi-Öko oder Nachhaltigkeitsanfänger. Egal ob Metzgerin oder Flugbegleiter oder irgendwas dazwischen. Wir sind alle irgendwie Teil des Systems. Das heißt doch nicht, dass wir nicht für ein besseres System kämpfen dürfen. Wir haben nur diesen einen Planeten und nicht mehr viel Zeit um das Ruder herumzureißen.
Lasst uns gemeinsam ein Zeichen setzen und so viele Menschen wir möglich am 29.11. auf die Straßen bringen.
19.11.2019 | 17:28 | welt retten | kommentieren
Ich habe mir das Mobilisierungs-Paket der Umweltverbände bestellt. Das kannst Du auch machen, es ist kostenlos.
Dann habe ich mir überlegt, wo ich die Plakate am Besten aufhängen könnte. Bei der Grundschule war ich leider nicht erfolgreich. Die Rektorin war zunächst nicht abgeneigt, hat mich aber am nächsten Tag angerufen und gesagt, sie habe ’strikte Anweisung von oben‘. Schade. Das Plakat habe ich dann stattdessen am Kindergarten aufgehängt.
Eins habe ich bei der Volksbank vorbeigebracht, eins bei unserem Bioladen, eins beim Bäcker
eins beim Biohof Finke
eins bei der Bücherei
.
Ich war dann am nächsten Tag (Samstag) nochmal bei der Bank und habe mich gewundert, dass das Plakat nicht hängt. Gestern (Montag) habe ich nachgefragt und man versicherte mir, es aufghängt zu haben. Aber es war nicht mehr da.
Die Volksbank hat in dem Raum mit den Bankautomaten eine Art Litfaßsäule. D.h. das Plakat war im Innenraum aber jederzeit von außen zugänglich. Ich war einigermaßen irritiert. Die Bankangestellte meinte ‚es könnte ja auch der Wind gewesen sein‘. Wohl eher unwahrscheinlich.
Dann hab ich heute nochmal ein Plakat zur Bank gebracht. Mal sehen, wie lange es diesmal hängt. Es ist ein großes A2-Plakat. Also doppelt so groß wie das erste.
Bei unserem Bioladen war ich heute auch nochmal: Auch dort ist das Plakat mysteriöser Weise verschwunden. Es hing außen am Laden, in einem geschützten Hauseingang, neben ungefähr 6 anderen Plakaten. Nur das Klimademo-Plakat ist weg, die anderen hängen noch.
Nun hat Bioladen-Detlef ein zweites Plakat bekommen, welches er von innen an die Tür hängt. Da sollte es ja von äußerer Einflussnahme geschützt sein. Es ist auch ein A2-Plakat, also doppelt so groß wie das erste.
Ich hab noch ein paar Flyer, die werde ich auch noch an die Geschäfte in unserem Ort verteilen, damit sie sie (natürlich von innen) an ihre Scheiben hängen.
Mysteriöser Klimaplakatdieb: Vergiss es! Die Klimademo kommt und wird größer als Du es willst. ;-)
Und hier nochmal für alle: Kommt am 29.11.2019 um 13:00 Uhr vor das Modehaus Cohausz in Borken. Habt ihr schon einen halben Tag Urlaub eingereicht?
Am 28.11.2019 findet um 18:00 Uhr für alle Interessierten ein Demolieder-Üben in der Montessori-Gesamtschule statt.
Wem die Anreise nach Borken zu weit ist, der findet unter www.klima-streik.org alle weiteren Orte, an denen eine Demo stattfindet.
Wir sitzen doch alle auf demselben Planeten, oder?
16.01.2019 | 11:25 | welt retten | kommentieren
Ist es nicht irrsinnig, Plastiktüten zu kaufen, nur um darin Müll zu sammeln? Habt ihr darüber schonmal nachgedacht? Da wird Öl gefördert, transportiert und weiterverarbeitet, um robuste und haltbare Folie daraus zu blasen, die dann zu Tüten verschweißt, aufgewickelt und mit einer plastikbeschichteten Papierbanderole versehen wird, nur damit wir darin MÜLL sammeln. Hört sich bescheuert an. Und das ist es auch. Wenn man mal so darüber nachdenkt.
Fast alles, was wir als ‚convenience‘-Produkte kaufen, ist nur für unseren begrenzten Blickwinkel bequem. Herstellung und Entsorgung dieser Einwegprodukte ist im Gegenteil sehr aufwändig. Nur weil wir zu faul sind, den Mülleimer auszuwischen. (Und dabei muss man das trotz Tüte regelmäßig machen. Der Nutzen ist also wirklich nur sehr begrenzt.)
Wir verzichten bewusst zum Beispiel auf Backpapier, Alufolie und Frischhaltefolie. Alufolie braucht kein Mensch. (Oder fällt jemandem ein Anwendungsfall ein, bei dem Alufolie nicht leicht durch anderes ersetzt werden könnte?) Die Gewinnung von Aluminiumerz ist des Teufels, sie verschmutzt die Umwelt und die Produktion von Aluminium ist sehr energieaufwändig. Außerdem geht man davon aus, dass Aluminium im Körper nicht gesundheitsförderlich ist, daher will ich es nicht in der Nähe unserer Lebensmittel wissen. Frischhaltefolie braucht auch kein Mensch. Plastik an Lebensmitteln will ich aus bekannten Gründen auch nicht. Und Backpapier? Braucht auch kein Mensch. Wir backen alles auf unseren Backblechen ohne Backpapier. Das klappt hervorragend. Von Plätzchen über Gemüse zu Fleisch. Alles kein Problem. Im Zweifelsfall fette ich das Blech vorher kurz ein, aber meist mache ich mir nicht die Mühe. Nach Gebrauch werden die Bleche kurz abgespült und alles ist wieder einsatzbereit.
Wir könnten nun auch komplett auf Mülltüten verzichten. Man müsste eben nur die Mülltonnen nach jedem Leeren auswischen. Aber ich habe noch eine (bequeme) Zwischenlösung.
Solange nämlich genügend anderweitige Folientüten in unserem Haus anfallen, benutze ich einfach diese. Da sind Folientüten von Onlinebestellungen. Kleidungsstücke werden gern einzeln in Tüten verschickt. Manche Versender packen Kartons in Tüten. Diese Versandtüten sind besonders dick und langlebig. Toilettenpapier kommt leider immer in Tüten daher – wenn man nicht gerade einen Unverpacktladen vor der Tür hat. (Ich hoffe doch sehr, dass ihr ausschließlich Altpapier mit blauem Engel kauft. Über den Irrsinn von Frischfaserpapier für den Hintern habe ich – glaube ich – schonmal geschrieben.)
Jedenfalls: Es gibt auch bei uns leider immer noch genügend Tüten. Die sammle ich in unserer Mülltütensammelstelle und benutze sie genau so. Als Mülltüten. Dass die Tüten dabei manchmal nicht genau zum Müllbehälter passen – klar. Das stört keinen großen Geist.
Die Tüten wären sowieso im Müll gelandet und so dienen sie zumindest nochmal einem zweiten Zweck.
Der Trick bei den Toilettenpapiertüten ist, sie an der Längsseite aufzuschneiden. So hat man eine größere Öffnung und kann sie bequem über den Mülltonnenrand drapieren.
Auch der Biomülleimer wird betütet. Die Tüte wird dann über dem großen Biomülleimer ausgeleert und landet dann leer im Restmüll. So sparen wir uns auch die unsäglichen Bioplastik-Biomülltüten, die der Handel anbietet und die in der Kompostieranlage dann doch wieder aussortiert werden müssen. Das hatte ich schonmal erwähnt. Es gibt Papiertüten für den Biomüll. Aber auch davon halte ich nichts. Weshalb sollte man extra Tüten für den Biomüll produzieren? Irrsinn!
Extratipp: Müllbehälter beschriften. So wissen alle Haushaltsmitglieder, was wohin gehört. Für die Nichtleser mit Farbcodierung. Hier benutzt man am besten dieselbe Codierung wie im Kindergarten, damit es nicht zu Verwirrung kommt.
Mittelfristig möchte ich die Tüten aus unserem Haushalt fernhalten, die Müllbehälter bei Bedarf auswischen und den Biomüll in einem spülmaschinengeeigneten Gefäß sammeln. Dann landet der Müll tütenlos in der Tonne und das Gefäß wird regelmäßig von der Maschine gespült. Das klingt doch nach einem guten Plan, oder?
17.12.2018 | 20:24 | welt retten | kommentieren
Na? Habt ihr schon alle Geschenke verpackt?
Wir haben letztes Jahr unsere Geschenkeverpackroutine geändert und benutzen seither ausschließlich Tücher.
Mit Tüchern lassen sich Geschenke ratzfatz verpacken. Innerhalb von einer Minute sind selbst unförmige Geschenke farbenfroh umhüllt. Ich benutze dafür bevorzugt Halstücher und Schals. Und das geht so:
1. Tuch ausbreiten
2. Geschenk mittig diagonal darauf platzieren
3. Eine Ecke umschlagen
4. Gegenüberliegede Ecke umschlagen
5. Eventuell den Stoff etwas nach innen raffen
6. Verbliebene Ecken verknoten
7. Optional Geschenkanhänger einlegen und zweiten Knoten machen
Fertig! Geschenk verpackt. Das ging schnell.
Und nach der Bescherung nicht vergessen, das Tuch wieder einzustecken für die nächste Geschenkgelegenheit. Oder den Hals.
Man kann natürlich auch das Tuch als Teil des Geschenks mitverschenken. Für Babygeschenke bieten sich hier Mulltücher an, für kleine Geschenke Geschirrtücher oder Taschentücher.
Und so spart man nicht nur Berge von Verpackungsmüll sondern auch Zeit (beim Einpacken und beim nun entfallenden Entsorgen des Mülls) und Energie und Ressourcen, die für die Herstellung des Geschenkpapieres aufgewendet würden.
Pro-Tipp: Geschenke vor dem Verschenken von der Umverpackung befreien. Die Kinder (und die Erwachsenen doch auch) wollen direkt losspielen und nicht erst noch eine halbe Stunde mit der Verpackung kämpfen. Kennt ihr diese Spielzeuge, die an ihrer Verpackung angedrahtet sind? Das sind ganz üble Besinnlichkeits-Killer. Also bitte: Alle Verdrahtungen und Folien vor dem Verschenken entfernen. Selbst wenn das Geschenk dadurch unförmig wird (Autos, Puppen etc.), habt ihr ja jetzt die ideale Verpackungsstrategie kennengelernt.
Auf ein frustfreies Ver- und Auspacken!
16.12.2018 | 20:36 | welt retten | kommentieren
Wenn ihr noch ein last minute DIY Geschenk sucht, habe ich hier eine Anleitung für Euch. In nur 5 Minuten habt ihr ein handgemachtes Geschenk fertig.
Falls ihr kein Geschenk mehr braucht, könnt ihr die Anleitung trotzdem benutzen, denn das hier könnt ihr selbt gebrauchen: Ein Deo ohne Scheiß (man könnte es auch essen), das wirklich wirkt.
Ihr braucht dafür:
3 TL Kokosöl
2 TL Speisestärke
2 TL Natron
6 Tropfen Salbeiöl
4 Tropfen Limettenöl
Anleitung:
Das Kokosöl etwas erwärmen, damit es flüssig wird. Ich stelle es dafür einfach in ein warmes Wasserbad. Es muss nicht heiß sein, denn Kokosöl verflüssigt sich schon ab 25 Grad. Im Sommer erübrigt sich das Erwärmen des Kokosöls.
Natron und Stärke vermischen und alles zusammenrühren. Fertig.
Ja, das war jetzt einfach, oder?
Dann in ein kleines Schraubglas oder ähnliches Gefäß füllen. Wenn ich nur eine Portion anrühre, rühre ich direkt im Schraubglas an.
Zum Verschenken habe ich noch ein kleines Begleitheftchen gemacht. So haben die Beschenkten direkt die Anleitung und können das Deo demnächst selbst zusammenrühren.
Wir verwenden seit über einem Jahr nichts anderes mehr. Und es wirkt. Und zwar besser, als alles was wir bisher gekauft haben. Das Deo im Deoroller funktionierte auch, aber das Kokosöl-Deo ist einfacher anzurühren.
Die ätherischen Öle kann man auch weglassen oder durch andere Öle ersetzen, ganz nach Belieben. Die Wirkung des Deos geht vom Natron und vom Kokosöl aus.
Das Rezept stammt wieder von Smarticular.
11.12.2018 | 20:16 | welt retten | kommentieren
Jede Woche bin ich einmal beim Bäcker und gebe meine Großbestellung auf.
Vorher sieht mein Korb so aus:
Beim Bäcker kennen sie mich natürlich schon und ohne Probleme werden meine Beutel befüllt.
Ich lasse die Brote direkt schneiden und so kommen sie frisch geschnitten und eingebeutelt in meinen Korb.
Außerdem kaufe ich immer auch Brötchen, die gibt es bei unserem Bäcker ‚halbgebacken‘ und eingefroren. Alles landet dann zu Hause im Gefrierschrank. Die Brötchen lassen sich in 2 min im heißen Ofen fertig backen. So haben wir am Wochenende immer frische Brötchen zum Frühstück. Das Brot nehmen wir nach Bedarf aus dem Gefrierschrank und lassen es in unserem Brotbehälter auftauen.
Die selbstgenähten Brotbeutel sind immer noch im Einsatz. Zusätzlich habe ich noch welche von naturtasche nachgekauft. Diese sind besonders empfehlenswert, da GOTS zertifiziert, fair produziert, sehr ordentlich genäht und bei 60 Grad waschbar. Außerdem ist der Stoff fein, so dass das Einbeuteln des Brotes oder der Brötchen keine Probleme macht.
30.10.2018 | 19:57 | welt retten | kommentieren
Wir sind immer noch auf unserer Plastikfasten-Reise und tun, was wir können, um Plastikmüll zu vermeiden. Mit 4 Personen kommen wir im Moment auf einen zu einem Drittel bis zur Hälfte gefüllten gelben Sack in zwei Wochen. Allen, die denken, das sei zu wenig oder gar umsonst sei Folgendes gesagt:
Oh so true!
21.09.2018 | 11:28 | welt retten | 1 kommentar
Eine Freundin von mir hatte gestern ihren ersten Gerichtstermin vor einem ländlichen Landgericht. Ich durfte sie begleiten und habe nachfolgend alle Namen geändert.
In dem Fall ging es um einen Betrug. So würde ich das sehen, als Laie. Oder besser gesagt, als Erfahrungsjurist. Konkret hatte meine Freundin ein Telefon gekauft. Ein Smartphone. Soweit, so unspektakulär. Allerdings wollte sie gern ein besonders sparsames Smartphone haben. Am liebsten ein faires Smartphone. Also eins, das nicht bei Foxconn produziert wird, sondern möglichst in Deutschland. Oder doch in Europa. Eins, das mit besonders wenig Strahlung auskommt. Und eins, das besonders wenig Strom verbraucht. Sie hat sich lang und breit mit dem Thema auseinandergesetzt und dann ihre Wahl getroffen. Der ausgewählte Hersteller machte einen soliden Eindruck und warb geradezu aggressiv mit dem Thema Emissionsarmut.
Der Händler hat ihr das gewählte Smartphone geliefert. Sie war auch sehr zufrieden damit. Doch kurze Zeit nach dem Kauf wurde bekannt, dass der Smartphonehersteller gar nicht fair produziert. Er setzt eine Software in dem Smartphone ein, welche die Strahlungswerte bei den Prüfungen manipuliert. Das Smartphone erkennt, wann es geprüft wird und nur in diesem Fall, setzt es die Strahlungswerte herunter. Dies war nur möglich, da das Testverfahren seit Jahren standardisiert abläuft und so durch Software leicht erkannt werden kann. Telefoniert man ganz normal damit, entstehen weit höhere Strahlungswerte als gesetzlich erlaubt. Das Smartphone hätte gar nicht für den deutschen Markt zugelassen werden dürfen, da es die Grenzwerte nicht einhält.
All dies wurde also bekannt, es gab einen gesellschaftlichen Aufschrei. Das perfide an der Strahlung ist nämlich, dass sie Menschen tötet. Jährlich sterben allein 38.000 Menschen in Deutschland, weil die Smartphonehersteller die Grenzwerte nicht einhalten. Es gab einen Smartphonegipfel, bei dem Industrie und Politik aushandelten, dass ein Softwareupdate helfen würde. Alle Smartphonebesitzer sollten sich nun das Softwareupdate herunterladen. Das Problem am Softwareupdate aber ist, dass dieses das Problem nicht löst. Es reduziert zwar die Strahlungswerte, aber nicht in dem Umfang, wie nötig, um die gesetzlichen Grenzwerte einzuhalten. Die Strahlungswerte wären danach immer noch weit von den beworbenen Werten entfernt. Zudem hätte es negative Konsequenzen in Bezug auf den Stromverbrauch und den Verschleiß des Smartphones.
Also beschloss meine Freundin vor Gericht zu gehen und Schadensersatz einzufordern und da war sie nun.
Ihr Anwalt war ein Mann mit vollem Vollbart. Ich erwähne das hier nur, weil es nachfolgend noch eine Nebenrolle spielt. Sie saßen schon eine Weile vorm Gerichtssaal, als der Richter mit 10 Minuten Verspätung auftauchte. Er schloss grußlos den Saal auf und machte eine Geste, die den Anwesenden bedeutete, einzutreten. Er hatte eine junge Frau im Schlepptau, die ihm die Akten trug.
Als alle an ihren Plätzen saßen, nahm der Richter sein Diktiergerät zur Hand und murmelte unmotiviert hinein ‚… heute erschienen die Klägerin, Frau Müller, persönlich, sowie ihr Anwalt, Herr Türlü, sowie die Anwältin der Beklagten…‘. Er ließ den Diktierknopf los und fragte die Anwältin der Gegenseite barsch: ‚Wie heißen Sie?‘
Die Anwältin der Gegenseite war jung, noch keine 40. Sie antwortete: ‚Frau Zietler.‘
Er: ‚Wie?‘
Sie: ‚Zietler‘
Er: ‚Das hab ich nicht verstanden.‘
Sie: ‚Zietler. Z – I – E – T – L – E – R.‘
Er drückte den Diktierknopf: ‚Frau Ziege.‘
Sie: ‚Nein. Zietler. Z – I – E – T – L – E – R.‘
Er: ‚Wie?!‘
Sie noch lauter: ‚ZIETLER! Z – I – E – T – L – E – R.‘
Er spulte zurück: ‚Frau Zietel.‘
Sie: ‚Nein. Mit L – E – R am Ende. ZietLER.‘
Er spulte zurück: ‚Frau ZietLÄHR. Murmelmurmelmurmel sowie die Anwältin der Klägerin, Türlü.‘
Der Anwalt meiner Freundin: ‚Der AnWALT.‘
Er spulte zurück: ’sowie die Anwält-ähäm, der Anwalt der Klägerin, Türlü.‘
Dann blieb das Diktiergerät aus.
Er: ‚Ich erzähle Ihnen jetzt mal, wie das hier läuft.‘
Meiner Freundin war jetzt schon klar, wie das hier laufen würde.
Er: ‚Unabhängig von der heutigen Entscheidung wird Berufung eingelegt, der Fall landet vorm Oberlandesgericht. Dort sind die Richter derart überlastet, dass niemand die Akten lesen wird. Zwei Tage vor Verhandlungsbeginn wird es eine außergerichtliche Einigung mit Stillschweigevereinbarung geben. Es gibt kein Urteil. Daher gibt es hier kein richtig oder falsch.‘
Meine Freundin dachte – doch – schon. Es gibt hier ein Richtig und auch ein Falsch. Und rate mal, auf welcher Seite Du stehst.
Er: ‚Es gibt Richter die geben den Klagen statt. Und es gibt Richter, die weisen die Klagen ab. Ich gehöre zu den Richtern, die die Klagen immer abweisen.‘
Er hielt ein Dokument hoch.
Er: ‚Sie bekommen die Urteilsbegründung per Post zugeschickt.‘
Damit war der Fall für ihn nach 3 Minuten erledigt.
Da niemand Anstalten machte, irgendetwas zu sagen, sondern sich im Gegenteil alle anschickten, wieder aufzustehen, hakte meine Freundin nach: ‚Wie begründen Sie die Abweisung der Klage?‘
Der Richter war etwas überrascht, dass eine Frau es wagte in seinem Gerichtssaal die Stimme zu erheben. Er fing sich aber schnell.
Er: ‚Frau Müller, Sie haben das Smartphone erst seit kurzem. Es ist ein neues Gerät! Es telefoniert!‘
Sie denkt sich – darum geht es doch gar nicht?
Er: ‚Ich habe viele Bekannte, die Smartphones von demselben Hersteller benutzen, wie Sie. Ich habe sie alle gefragt und KEINER von ihnen hat ein Problem mit seinem Smartphone. Es besteht kein Schaden! Sie können doch telefonieren!‘
Sie lachte laut auf.
Er: ‚Dass Sie mit dem Urteilsspruch nicht zufrieden sind, kann ich mir vorstellen.‘
Ihr Anwalt: ‚Aber das Smartphone soll stillgelegt werden! Wie können Sie da sagen, es gäbe keinen Schaden?‘
Er: ‚Aber es gibt doch das Softwareupdate! Damit wird alles gut!‘
Ihr Anwalt: ‚Aber der Verschleiß! Und der Stromverbrauch!‘
Er: ‚Nicht nachgewiesen! Sie erhalten die Urteilsbegründung per Post.‘
Der Richter macht es sich einfach. Indem er behauptet, es gäbe keinen Schaden, braucht er nicht tiefer in die Materie einzusteigen. Wo kein Schaden, da kein Schadensersatz. Wie praktisch. Er hat die Urteilsbegründung einmal ausformuliert. Seine Sekretärin muss nur noch die Namen der Kläger austauschen und die Begründung weiterleiten. So kann er Fälle im Fünfminutentakt abarbeiten.
Ich bin gespannt, wie sich der Fall meiner Freundin weiterentwickelt. Falls sie mir irgendwann nichts mehr davon erzählt, so liegt es sicher an der Schweigevereinbarung.
20.07.2018 | 09:24 | welt retten | kommentieren
Unsere Taschentücherbox ist seit einer Weile nicht mehr mit Papiertaschentüchern gefüllt, sondern mit wiederverwendbaren Baumwolltaschentüchern.
Praktischerweise passen Damentaschentücher ziemlich genau in die üblichen Taschentücherboxen. Sie werden einfach auf die Hälfte gefaltet und dabei ineinandergreifend gestapelt. So wird immer das nächste Tuch griffbereit halb herausgezogen.
19.04.2018 | 11:02 | baby a | lieblingsmädchen | welt retten | kommentieren
So sieht mein idealer Wocheneinkauf aus: Bio, regional, saisonal und verpackungsmüllfrei.
Ausnehmen muss ich die Butter, die aber immerhin nur in Pergament verpackt ist und den Gummiring um die Petersilie. Und den Kassenzettel, den ich im Laden gelassen habe.
Ansonsten fällt bei diesem Einkauf kein Müll an, denn der Kartoffelsack, die Eierkartons und die Joghurtgläser werden zurückgebracht und wiederverwendet.
Ansonsten schwirren in meinem Hinterkopf gerade die Begriffe ‚arglistige Täuschung‘ und ‚Sittenwidrigkeit‘ herum. Ich habe die Replik auf die Klageerwiderung von VW schon beinahe ausformuliert. Aber ich will meinem Anwalt ja auch nicht die Arbeit abnehmen. Ich bin nicht sicher, ob man aus Schriftsätzen eines laufenden Verfahren zitieren darf. Dabei juckt es mich sooo in den Fingern. Da hättet ihr was zu lachen.
Naja. Vielleicht nach der Verhandlung. So lange müsst ihr euch noch gedulden.
Das Lieblingsmädchen war nun etwa 4 Wochen am Stück krank und ist heute zum ersten Mal wieder im Kindergarten. Baby A war letzte Woche ebenfalls krank aber diese Woche im Kindergarten. Gestern abend klagte er dann über ‚Backenschmerzen‘. Also Schmerzen an der Innenseite der Wange. Ich konnte nichts sehen. Es meinte dann, es habe sich am Mittagessen verbrannt und seither täte es weh. Wenn es abgelenkt war, waren die Schmerzen weg. Wenn Langeweile aufkam, wand es sich auf dem Boden. Baby A ist eine kleine Dramaqueen, daher weiß ich nie so genau, wie schlimm es nun ist. Aber es hat auch in der Nacht gejammert und so habe ich beschlossen, dass es heute zu Hause bleibt. Das Lieblingsmädchen wollte daraufhin dann auch zu Hause bleiben.
Vor dem Kindergarten traf ich eine andere Mutter, die auf die Schilderung der Symptome von Baby A sofort sagte: 6-Jahr-Molar. Gefühlt. Ja. Natürlich. Kopf -> Tischkante. Darauf wäre ich nie allein gekommen. Warum gibt es eigentlich zu so einem Kind kein Handbuch?!
Nachdem mir das klar wurde, habe ich Baby A überzeugt, doch im Kindergarten zu bleiben. Dort gibt es heute auch ein schönes Programm, welches es hoffentlich von seinen Schmerzen ablenkt.