16.07.2015 | 11:02 | baby a | wort schatz | kommentieren
Baby A redet und redet und redet. Es redet den ganzen Tag. Und es verlangt ständig nach Antworten. Ich rede also auch den ganzen Tag.
‚Mama, ich hab kein Aua mehr. Wer hat das Pieks abgemacht?‘
Erstmal wusste ich nicht, was Baby A meint. Es hat dann aber deutlich gemacht, dass es die Braunüle meinte: ‚Ich hatte ein Pieks an den Arm! Da! Mit ein Verband. Wer hat das abgemacht?‘
‚Der Krankenpfleger hat das abgemacht.‘ (Und nicht gerade zimperlich.)
‚Da bin ich aber froh, dass das Pieks jetzt ab ist.‘
‚Ja, ich auch.‘
Es fragt häufig nach, ob es jetzt nochmal zum Arzt oder ins Krankenhaus muss. Ich sage dann immer, dass wir erstmal nicht zum Arzt oder ins Krankenhaus müssen. (Erst nächstes Jahr, aber das sage ich Baby A natürlich nicht.)
Und wenn wir irgendwo hinfahren, fragt es auch mehrfach nach, ob wir auch wirklich nicht zu einem Arzt oder in ein Krankenhaus fahren.
Baby A redet sogar im Bett noch mit uns. Wir haben deshalb ein Babyphon mit Gegensprechfunktion angeschafft, denn so muss niemand mehr vor Baby As Zimmertür ausharren, bis es eingeschlafen ist. Baby A summt sich in den Schlaf und sagt zwischendurch immer wieder ‚Gute Nacht‘, worauf man dann unverzüglich mit ‚Gute Nacht‘ zu antworten hat. Sonst gibt es Gebrüll. Wir vermuten, es hat Angst, allein gelassen zu werden. Wenn es ‚Schlaf gut‘ sagt, darf man dagegen keinesfalls ‚Gute Nacht‘ sagen, sondern muss ebenfalls mit ‚Schlaf gut‘ antworten. Sonst gibt es Diskussionen. Und Diskussionen möchte man so spät abends nicht mehr.
Thorsten Thorstensson und Baby A hatten vor dem Zubettgehen noch eine Meinungsverschiedenheit, weshalb Baby A sauer auf Thorsten Thorstensson war. Baby A funkte also wieder aus dem Bett mit uns. Sagte aber explizit: ‚Gute Nacht, Mama.‘ Wenn Thorsten Thorstensson dann mit ‚Gute Nacht‘ antwortete, verlangte Baby A nach mir: ‚Die Mama muss sprechen! Du nicht, Papa!‘
Thorsten Thorstensson vermutete zunächst, das läge daran, dass ich an dem Tag mit Baby A in einem Fahrradgeschäft war, wo Baby A Fahrräder ausprobieren durfte – mit der berechtigten Hoffnung, dass er bald ein eben solches in Empfang nehmen dürfe. (‚Mit so Tramplern! Dass ich allein trampeln kann! Da musst Du mich nicht festhalten, Mama!‘)
Ich sagte ihm, dass es daran wohl kaum läge. Sondern an dem vorherigen Streit. Das wollte Thorsten Thorstensson nicht so recht glauben. Fragte dann nach: ‚Warum darf ich denn nicht mit Dir sprechen?‘
‚Papa, weil Du böse warst.‘
‚Und da darf ich nicht mit Dir sprechen? Dann bin ich aber traurig!‘
Baby A überlegte kurz. Dann: ‚Nein, leider nicht, Papa. Aber morgen wieder.‘
‚…‘
‚Aber nicht weinen, Papa.‘
‚Mama, in den Bagger is ein kleiner Junge.‘ … ‚Du darfs auf den Junge nicht drauf treten. Der ist gerade ausgesteigt.‘ … ‚Vorsicht! Der Junge!‘
Thorsten Thorstensson fragt Baby A täglich, was es im Kindergarten zu essen gab. Er hat Angst, das Kind könne verhungern. (Er projiziert seine eigenen Ängste auf Baby A.) Er selbst begründet seine Frage damit, dass er gern wissen will, was Baby A mag. (Die Wahrheit ist: Zu Hause mag Baby A nur, was es schon seit langem kennt. Alles andere wird kategorisch abgelehnt. Da braucht man schon etwas Überzeugungskraft. Im Kindergarten isst es alles ohne Mullen und Knullen.)
Jedenfalls ist Baby A von der ständigen Fragerei sichtlich genervt. Häufig antwortet es einfach gar nicht. Oder antwortet mit ‚Nix‘.
Letzte Woche aber sagte Baby A sehr bestimmt: ‚Heute habe ich nix gegessen. Die anderen Kinder haben alle was gegessen! Nur ich nicht. Ich hab zu lange gespielt. Da durfte ich nix mehr essen.‘
Thorsten Thorstensson nahm das erstmal für bare Münze und regte sich dementsprechend auf. Er sah mich an und murmelte halblaut: ‚Das kann ja wohl nicht wahr sein! Frag da morgen mal nach! Das können die doch nicht machen!‘
Ich schüttelte den Kopf: ‚Das stimmt doch nicht.‘
Thorsten Thorstensson wandte sich wieder an Baby A: ‚Stimmt das? Hast Du nichts gegessen?!‘
Baby A: ‚Jaa. Ich hab nix gegessen. Das stimmt.‘ … ‚Die anderen Kinder haben alle gegessen. Ich aber nicht.‘
Thorsten Thorstensson sah mich bestätigend an. Ich schüttelte wiederholt den Kopf.
Wir fragten noch mehrfach nach, doch Baby A blieb dabei.
Es ließ uns noch ein wenig zappeln. Dann grinste es mich an: ‚Mama, ich hab nur ein Scherz gemacht. Ich hab wohl was gegessen.‘
‚Was gab es denn?‘
‚Fleischsuppe! Und ich hab ALLES aufgegessen. Ohne das Jiri mir gehelft hat.‘
Am nächsten Tag habe ich auf den Essensplan gesehen. Es hatte Linsensuppe mit Fleischklößchen gegeben. Linsensuppe (!). Weißte Bescheid.
Das war das erste Mal, dass Baby A uns ganz bewusst angelogen hat.
Das Projekt Trockenwerden ist inzwischen schon weit vorangeschritten. Während des letzten Krankenhausaufenthalts war ich mal wieder sehr froh, dass wir Baby A noch nicht komplett von der Windel entwöhnt hatten. Es gab auf der Station nur eine einzige Patiententoilette.
Zu Hause hat Baby A dann Oma und Opa erzählt: ‚Die hatten in Krankenhaus GAR KEINE Toilette! Da musste ich immer in die Pampers machen!‘
Inzwischen trägt Baby A nur noch im Bett eine Windel und die ist eigentlich auch trocken, wenn es aufsteht. Nur, wenn es noch länger im Bett herumlümmelt und noch nicht aufstehen will, kann es sein, dass die Windel dann nass ist. ‚Du sollst doch nicht in die Pampers machen!‘ ‚Aber Mama, dafür hab ich die Pampers doch an!‘
25.05.2015 | 22:49 | baby a | wort schatz | kommentieren
Jetzt bist Du drei Jahre alt, Baby A. Schon so groß. Und so großartig.
Du diskutierst von morgens bis abends mit uns. Und nachts natürlich auch. Du vergisst nichts. Alles, was man Dir erzählt, wird irgendwann gegen einen verwendet taucht irgendwann wieder auf. Du stellst ständig neue Zusammenhänge her. Es ist ganz toll mit Dir zu reden. Aber bisweilen macht es mich auch etwas müde. :-)
Ein typischer Spaziergang sieht etwa so aus:
‚Mama, wo gehn wir hihin?‘ ‚Spazieren.‘ ‚Ja, pazieren. … Und wo gehn wir hin?‘ ‚Wir gehen ums Schloss.‘ ‚Ums ßloss? Gut.‘ ‚Mama, wenn da Autos sind musst Du mich festhalten. Sonst fahrn die mich um. Dann bin ich platt.‘ ‚Die solln mich nicht umfahrn.‘ ‚Mama, da ist eine ßPINNEEEEE!‘ ‚Mama, halt aaaaan! Da ist eine ßPINNNNEEEEE!‘ (Baby A fährt derzeit auf dem Trittbrett an Baby Fs Wagen mit. Daher muss ich anhalten, wenn Baby A absteigen möchte.) ‚Ich brauch ein ßtock, dann kann ich die ßpinne paputt machen!‘ ‚Nein, Du sollst die Spinne nicht kaputt machen.‘ ‚Aber das möchte ich!‘ (Das ist einer der am häufigsten gehörten Ausdrücke: ‚Nein, es gibt keine Schokolade.‘ ‚Aber das möchte ich!‘ Und Alternativ: ‚Doch natürlich geht es jetzt ins Bett.‘ ‚Aber das möchte ich nicht!‘) ‚Nein, bitte. Lass doch die Spinne in Ruhe.‘ ‚Waruhum?‘ ‚Macht die mich aua?‘ ‚Nein, die tut Dir nicht weh. Aber lass sie doch einfach in Ruhe.‘ ‚Aber ich möchte das!‘ Baby A stochert in dem Spinnenetz herum. Ich werde irgendwann ungeduldig. Wenn ich Glück habe steigt Baby A wieder auf. ‚Oh schau mal, da sind ganz viele Hummeln.‘ ‚Was machen die da?‘ ‚Die fliegen von einer Blüte zur anderen und sammeln Nektar.‘ ‚Machen die die Blumen paputt?!‘ ‚Nein, die machen die Blumen nicht kaputt. Die suchen was zu essen.‘ ‚Können die mich pieken?‘ ‚Ja, die können Dich pieken. Die darf man nicht anfassen.‘ ‚Und wenn die auf dem Boden liegen und ich da drauf trete, dann sind die paputt! Dann pieken die nicht mehr.‘ ‚Nein, Du darfst da nicht drauf treten. Dann werden die böse und dann pieken die erst recht.‘ ‚Aber wenn ich da drauf trete. Dann gehn die paputt!‘ ‚Nein, bitte nicht drauf treten.‘ ‚Wo fliegen die hihin?‘ ‚Das weiß ich nicht.‘ (Auch ein häufig gehörter Ausdruck.)
‚Was ist das für ein Geräusch?‘ ‚Da ist ein Hubsteiger, wenn der rückfährts fährt, dann piept der.‘ ‚Was macht der Onkel da?‘ ‚Der lädt Material auf und fährt mit dem Hubsteiger nach oben zu dem Fenster und dort gibt er die Sachen weiter.‘ ‚Darf ich auch mal mit den Hubschrauber fahrn?‘ ‚Das ist ein HubSTEIGER. Damit dürfen wir nicht fahren.‘ ‚Aber ich möchte das!‘ ‚NAAAAIN, Mama! Nich weiterfahrn! Ich möchte den Hubschrauber angucken!‘
‚Ist das Pup-iiiih?‘ ‚Ja, das ist Pup-iiiih von einem Vogel.‘ ‚Geht der Vogel nicht auf die Toilette?‘ ‚Nein, das macht der nicht.‘ ‚Aber das muss der machen!‘ ‚Darf ich das Pup-iiiih mal anfassen?‘ ‚NEIN‘
‚Mama, was haben die da geangelt?‘ ‚Das ist ein Kran, da hängt eine Kreißsäge dran.‘ ‚Aber das ist ein Tisch!‘ ‚Ja, das ist ein Tisch und in der Mitte von dem Tisch ist das Sägeblatt von der Kreißsäge.‘ ‚Warum hängt der Tisch da?‘ ‚Weil die Arbeiter nach Hause gegangen sind. Dann fahren sie die Säge nach oben, damit niemand sie klaut.‘ ‚Aber die wackelt!‘ ‚Ja, das macht der Wind.‘ ‚Fällt der Tisch gleich runter?‘ ‚Nein, der ist fest.‘ ‚Aber kommt der Tisch wieder runter?‘ ‚Ja, wenn die Arbeiter wiederkommen, dann fahren sie den Tisch wieder runter.‘
‚Sind da Fißße in den Wasser?‘ ‚Ja, da sind bestimmt Fische im Wasser.‘ ‚Beißen die mich?‘ ‚Nein, die beißen Dich nicht.‘ ‚Haben die kein Mund?‘ ‚Doch, die haben schon einen Mund.‘ ‚Aber können die den Mund nicht so aufmachen?‘ ‚Doch, das können die wohl.‘ ‚Aber dann können die mich wohl beißen!‘ ‚Aber Du bist ja hier an Land, da beißen die nicht.‘ ‚Aber wenn ich in das Wasser fäll und dann geh ich runter und dann können die mich beißen. Die Fißße.‘ ‚Aber Du fällst nicht ins Wasser.‘
‚Was machen die Fißße?‘ ‚Die schwimmen.‘ ‚Und dann?‘ ‚Dann fressen sie einen Wurm.‘ ‚Und dann?‘ ‚Dann machen sie Pup-iiiih.‘ ‚In den Wasser?‘ ‚Ja, im Wasser.‘ ‚Und dann?‘ ‚Dann schlafen sie.‘ ‚Und dann?‘ ‚Dann wachen sie wieder auf.‘ ‚Und dann?‘ ‚Dann fressen sie wieder.‘ ‚Und dann?‘ ‚Dann machen sie Pipi.‘ ‚Und dann kommen die raus aus den Wasser?‘ ‚Nein, die kommen nicht aus dem Wasser raus. Die können nur im Wasser leben.‘
‚Guck mal, Mama! Ein Kickikiiii!‘ Baby A hat den Wetterhahn auf dem Kirchturm entdeckt. Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, was es meint.
‚Mama! Da ist ein Loch in den Baum!‘ ‚Stimmt.‘ ‚Da ist ein Maulwurf drin!‘ ‚Nein, da ist kein Maulwurf drin.‘ ‚Aber da ist ein Loch in den Baum!‘ ‚Ja.‘ ‚Dann ist da ein Maulwurf drin!‘ ‚Nein, Maulwürfe leben in der Erde, nicht in Bäumen.‘ … ‚Aber ich glaub wohl, dass da ein Maulwurf in den Baum ist.‘ ‚Ich brauch ein ßtock, dann kann ich den Maulwurf finden.‘ Baby A stochert mit einem Stock in dem Baumloch herum und sucht nach dem Maulwurf. Vergeblich. Ich werde irgendwann ungeduldig. Wenn ich Glück habe, kommt Baby A mit, wenn ich weitergehe.
‚MAMAAA! Da is ein Maulwurf drin!‘ Baby A hat einen Maulwurfhügel entdeckt. Ich muss lachen. ‚Ja, da ist bestimmt ein Maulwurf drin.‘ ‚Ich brauch ein ßtock!‘ Baby A stochert in dem Maulwurfhügel herum und sucht nach dem Maulwurf. Vergeblich. ‚Der Maulwurf wohnt ganz tief unter der Erde, den kann man mit einem Stock nicht finden.‘ ‚Doch, ich finde den wohl.‘ Baby A stochert mit Ausdauer. Ich werde irgendwann ungeduldig.
Und so dauert ein Spaziergang schonmal etwas länger. ‚Entschleunigung‘ nennt man das wohl. (Trifft sich ganz gut, weil ich nach der Sectio sowieso nicht so schnell laufen kann.)
Wir beobachten Angler. ‚Wollen die die Fißen krichen?‘ (Gemeint ist ‚Wollen die die Fische kriegen?‘) ‚Ja, die wollen die Fische fangen.‘ Besonders faszinierend und einprägend ist das Erlebnis, als ein Mädchen einen kleinen Hecht fängt, gerade als wir vorbei spazieren. Auch später erzählt Baby A noch davon. ‚Mama, das Mädchen hat ein Echt gefangen!‘ ‚Ein Echt-Fiß!‘ ‚Ein echten Fiß!‘ ‚Ja, das Mädchen hat einen HECHT gefangen. Einen echten Hecht.‘
Du bist total fasziniert von Fahrrädern und wünschst Dir dringend ein eigenes. Eins ‚mit Tramplern! Da kann man so trampeln mit den Tramplern!‘ Der Wunsch manifestierte sich aber zu kurzfristig vor Deinem Geburtstag, daher hast Du noch kein Fahrrad bekommen. Vielleicht zu Weihnachten? Oder erst nächstes Jahr. Mal sehen.
Du hattest aber Deinen Geburtstag schon fest im Blick und hast auch ganz konkret gesagt: ‚Und dann krich ich ein Fahrrad zun Geburtstag. Mit so Tramplern! Ja?!‘ Ich hab dann halb im Scherz geantwortet: ‚Da musst Du Opa Willi fragen.‘
Bei einem unserer Spaziergänge einige Tage später fuhren uns zwei 8- und 9-jährige Jungs mit Kettcars über den Weg. Du warst sofort hin und weg. Ein Kettcar! Zum Geburtstag! Mit so Tramplern! Ich habe wieder gesagt: ‚Da musst Du Opa Willi fragen.‘ Du hast sofort reagiert. ‚Beides, Mama?‘ Ich wusste wohl, was Du meinst. Habe aber dann doch nochmal nachgefragt. ‚Was meinst Du mit beides?‘ ‚Mama, soll ich beides Opa Willi fragen? Ein Kettcar UND ein Fahrrad?!‘
Du bist der beste große Bruder, den sich Deine Schwester wünschen kann. Du bist lieb und verständnisvoll und immer besorgt, wenn das kleine Baby weint. Du stöpselst den Schnuller wieder rein und rufst uns, wenn das nicht reicht. Bis einer von uns bei Euch ist, redest Du beruhigend auf die kleine Schwester ein. ‚Gleich kommt die Mama, da musst Du nicht weinen, Baby F.‘ Du beobachtest, wie ich die Kleine stille und wickele. Du steichelst und küsst. Bisher bist Du noch nicht sehr eifersüchtig. Ich bin gespannt, wie das wird, wenn der Papa erst wieder arbeiten geht.
Du bist sehr sensibel. Spürst jede Stimmungsschwankung sofort. Bist auch um mich immer sehr besorgt und kontrollierst häufig, wie es mir geht. ‚Mama, weinst Du gleich? Du musst nicht weinen. Ich bin ja da.‘ ‚Tut das Baby Dir weh? Ist gleich wieder besser!‘
Das Schlafen im Kindergarten haben wir nun wieder aufgegeben. Du konntest im Kindergarten immer nur sehr schwer in den Schlaf finden, meist hast Du dort überhaupt nicht geschlafen und warst dann nachmittags unausstehlich. Du wirst nun nach dem Mittagessen abgeholt und schläfst dann zu Hause. Mittagsschlaf zu Hause funktioniert noch ziemlich regelmäßig und verlässlich. Du liebst den Kindergarten. Leider warst Du im letzten Jahr nicht so regelmäßig dort, wie wir beide es gern wollten. Das lag an den ständigen Infektionen, die sich gegenseitig ablösten. Und die Halszyste macht uns weiterhin Sorgen.
Du bist ein großer Beobachter und Tüftler. Fast jeden Tag lernst Du irgendwelche neuen Fertigkeiten. Ob es nun um das Löffeln von Suppe (am Ende den Teller leicht schräg halten, um auch den letzten Rest auslöffeln zu können), das Anziehen Deiner Jacke (zuerst die Kapuze aufsetzen, damit man weiß, welcher Arm in welchen Ärmel gehört) oder das Öffnen und Schließen von Reißverschlüssen geht. Es ist faszinierend, Dir dabei zuzusehen. Wenn etwas nicht sofort klappt, verbringst Du lange Zeit damit, konzentriert zu üben.
Du bist ein kleiner Sänger. Den ganzen Tag summst und singst Du vor Dich hin. Ich habe vor einiger Zeit mehrere Liederbücher gekauft, aus denen wir regelmäßig singen. Auch zum Schlafen gehen gibt es nun statt einer Gute-Nacht-Geschichte öfter mal ein Gute-Nacht-Lied. Du bist ziemlich textsicher, wobei Du Textstellen, die Du nicht verstehst, gern auch umdichtest. Teilweise in noch unverständlicheres Kauderwelsch.
‚Aaaalle Vögel sind schon da, alle Vögel, alle!
Welch ein Singen, Musizief
Pfeifen, Zwitschern, Tirihilief
Frühling will nun ein Maschief
kommt mit Sand und alle.‘
Die Melodie stimmt aber immer. Und Taktgefühl hast Du auch.
Du spielst Fantasiespiele. Da wird ein Beutel voller Luftballons zu einem Teich voller Enten, die Dich alle ‚in den Popo kniffen‘ wollen. Du zählst bis 10, ziehst Dich problemlos selbst an (wenn Du Lust dazu hast) und in der Woche nach Deinem Geburtstag hast Du angefangen das große Geschäft regelmäßig auf der Toilette zu erledigen. Wir hatten schon eine Weile mit mehreren Bestechungsmitteln gelockt, weil es zwischendurch schonmal geklappt hatte. Aber den Aufwand war es Dir bisher nicht wert. Nun ist der Knoten geplatzt. Wir sind über ‚Ein Stück Schokolade und ein Tattoo auf die Hand.‘ über ‚Ein halbes Stück Schokolade und ein Aufkleber‘ nun bei ‚Zwei Gummibärchen‘ angekommen.
Du bist das tollste Kind der Welt, mein Lieblingssohn. Wir lieben Dich.
24.04.2015 | 21:12 | so schwanger 2.0 | wort schatz | 1 kommentar
Bis auf häufige Vorwehen tut sich nichts. Dieses Warten macht mürbe.
Aber ich komme mit guten Nachrichten von der Hebamme zurück: Das Köpfchen liegt tief im Becken, es ist nicht mehr abschiebbar. Die Cervix ist verkürzt, der Muttermund weich und ‚fingerkuppendurchlässig‘ (offenbar hat hier jeder seine eigene Maßeinheit :-) ).
Akkupunktur und Uterusöl. Beim Einreiben bekomme ich tatsächlich Vorwehen. Also reibe ich. Baby A hat eine sehr feine Nase. (Es riecht beispielsweise, wenn ich heimlich Schokolade gegessen habe.) Es kommt ins Zimmer, schnuppert. Kommt näher, riecht an meinem Bauch. ‚Mama! Dein Bauch riecht nach Gummibärchen!‘
Derweil erreichen mich gute Wünsche und Nervennahrung aus München, über die ich mich sehr freue :-)
Die Bonbons sind dafür vorgesehen, die Stimme wiederherzustellen nach dem ‚kreißen‘ im Kreißsaal. Also beim letzten Mal habe ich nur getönt und nicht gekreißt. Ich hatte trotzdem furchtbare Halsschmerzen, die kamen durch die Intubation bei der zweiten Operation. Also hoffe ich mal, dass ich die Bonbons für ihren ursprünglichen Einsatzzweck verwenden werde :-) Sie wandern auf jeden Fall in die Kreißsaaltasche.
Morgen dann CTG Kontrolle im Krankenhaus. Ich hoffe, dass man sich auf noch zwei Tage Warten einlässt und mich nicht schon zu Einleitungsversuchen drängen wird. Ich will nicht schon bevor es überhaupt losgeht stationär aufgenommen werden. Ich überlege, ob ich die Taschen schon mitnehmen soll, oder ob ich sie zu Hause lasse. Daumendrücken, bitte.
20.03.2015 | 20:45 | baby a | wort schatz | kommentieren
Baby A singt. Immer so vor sich hin.
‚Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum. Du kanns mir sehr gefallen. Du grüns nicht nur zur Sommerzeit, nein auch in Winter, wenn es schneit. Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, der Jakob ist schon aufgesteht.‘
‚Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann komms Du geschneit? Du wohnst in den Himmel, Du bis ganz weit weheeeg!‘
‚Kommt ein Vogel geflogen, setzt sich nieder auf mein Schoß! Hat ein Briehief in Schnabel, von der Mutter ein Kuuuuuß.‘
‚Hänschen klein ging allein in die weite Welt hinein…‘
‚Die Türen von Bus gehn auf und zu…‘
‚Nie, nie, nie! Nie wieder Ritalin!‘
Morgens beim Frühstück: ‚Ist das Baby schon rausgekommt?‘
Baby A telefoniert mit einem alten Handy (ohne Akku). Es ruft Papa an.
‚Hallo Papa! Bis Du bei die Arbeit?‘
Pause. Interessiertes Nicken.
‚Sind da die Onkels?‘
Pause. Nicken. Lachen.
‚Ja!‘
Pause.
‚Ich bin bei die Oma gegangen.‘
Pause. Interessiertes Zuhören.
‚Nein.‘
Pause.
‚Papa! Ich hab eine Halszyste*!‘
Ich kratze meinen Bauch.
Baby A beobachtet mich.
A: ‚Juckt Dein Bauch, Mama?‘
Ich: ‚Ja.‘
A: ‚Och. Is nich schlümm.‘
…
A: ‚Wenn das Baby rausgekommt ist, ist der Bauch wieder kleiner. Dann juckt das nich mehr.‘
Ich putze das Badezimmer, während Baby A den Badezimmerschrank ausräumt.
A: ‚Mama, die Seife is alle!‘
Ich: ‚Ja, echt? Wir haben doch gestern noch eingekauft. Kann gar nicht sein.‘
A: ‚Doch! Die Seife ist alle! Müssen wir neue kaufen!‘
Ich: ‚Hmm. Hast Du denn Geld?‘
A: ‚Nein, ich hab gar kein Geld.‘
Ich: ‚Tja. Dann musst Du erst arbeiten gehen. Wenn man arbeitet, bekommt man Geld. Dann kann man neue Seife kaufen.‘
A: ‚Nein!‘
…
A: ‚Nur zur Sommerzeit muss man arbeiten. Jetz nich.‘
Ich: ‚Oh. Das ist ja gut. Sommerzeit haben wir noch nicht.‘
A: ‚Nee.‘
*An dieser Stelle war ich kurz geschockt.
10.03.2015 | 21:01 | baby a | wort schatz | kommentieren
Baby A dreht sich schnell im Kreis. Und dreht und dreht und dreht. Und bleibt stehen. Und torkelt. Und beschwert sich: ‚Mama! Da schiebt mich einer!‘
Im Eiscafé: ‚Ich will ein Streusel haben.‘ Ich weiß nicht, was es meint. Baby A wird lauter. Ich weiß aber immer noch nicht, was es meint. Es rennt zur Theke und zeigt neben die Registrierkasse. Da liegen Zuckerpäckchen. Und Kondensmilchkapseln. Und Löffel. Und Strohhalme. Und Kekse. Ich sag: ‚Da sind keine Streusel.‘
Baby A ist sauer. Es will doch unbedingt ein Streusel haben!
Thorsten Thorstensson nimmt es auf den Arm. Aus der erhöhten Perspektive zeigt es eindeutig auf die Strohhalme. Der Eiscafémann reicht Baby A einen Strohhalm.
‚Ich will Wasser mit den Streusel trinken!‘
Wie sich herausstellt, kann Baby A mit Strohhalm trinken. Keine Ahnung, woher es das kennt.
Baby A kommt mit zur Vorsorge bei der Hebamme. Wir gehen gemeinsam zur Toilette. Seither fragt es mich jedesmal, wenn ich zur Toilette gehe: ‚Mama! Machst Du wieder Pipi in ein Becher?!‘ Es wird nicht lange dauern, bis es das Konzept selbständig ausprobieren wird, befürchte ich.
Es beobachtet ganz genau, was die Hebamme macht. Blutdruckmessen kennt es schon. Bauchumfang messen. Bauch abtasten. CTG. Und dann die vaginale Untersuchung. Baby A fragt die Hebamme: ‚Machst Du jetzt den P.enis kaputt?‘ Ich sage: ‚Aber Mama hat doch gar keinen P.enis!‘
Baby A bleibt weiter skeptisch und höchst interessiert. Dann vorwurfsvoll zur Hebamme: ‚Du hast da ein Loch gemacht!‘
03.03.2015 | 20:13 | baby a | wort schatz | kommentieren
Baby A erfindet Wörter.
Beim Auf- und Umräumen findet es seine alten Schwimmflügel. ‚Oh! Mama! Sßwimmflüüüüüügel!‘ Es betrachtet einen schlaffen Flügel von allen Seiten. Nimmt schließlich das Ventil in den Mund und pustet. ohne Erfolg. ‚Mamahaaa? Kannst Du das mal hochflöten?‘
Beim Aufstehen reden wir über den Tagesablauf. ‚…und dann gibts Mittagessen in Kindergarten…‘ Baby A unterbricht sich. Erklärt dann aufgeregt: ‚Die haben da gar kein… Die haben da gar kein…‘ es sieht mich hilfesuchend an. ‚Was haben die da nicht?‘ ‚Die haben da gar kein…‘ Baby A rennt in die Küche, gestikuliert wild zum Herd. Dann fällt ihm auch das Wort wieder ein. ‚Die haben da gar kein Herd!‘
‚Nee, stimmt. Das Essen wird gebracht. Es gibt in Deiner Gruppe keinen Herd.‘
‚Mama! Wir müssen den Herd wegbohren! Dann können wir den mitnehmen! In Kindergarten!‘
‚Papa! Ich möchte eine Knackwurst essen!‘
Thorsten Throstensson ist – als bekennender Knackwurstfan – hocherfreut: ‚Da müssen wir mal schauen, ob die Mama Knackwürste gekauft hat.‘ Er wühlt in den Schränken und wird fündig. Präsentiert Baby A stolz seinen Knackwurstglasfund.
Baby A schaut zweifelnd. ‚Das möchte ich gar nicht essen!‘
‚Aber Du wolltest doch eine Knackwurst!‘
‚Papa! Sooo eine Knackwurst möchte ich essen!‘ Baby A zieht seinen Papa zur Schüssel mit den Walnüssen.
[hochflöten = aufpusten]
[wegbohren = abschrauben]
[Knackwurst = Walnuss]
26.02.2015 | 13:33 | baby a | wort schatz | kommentieren
Baby A kränkelt so vor sich hin und hat sich nun wohl auch am neuesten Angebot der Kita bedient: Mittelohrentzündung. ‚Mama! Mein Ohr tut weh!‘
Also Kinderarzt statt Kita. Der fühlt sich etwas auf den Schlips getreten, weil er letzte Woche von einem HNO angerufen wurde, der mit ihm einen Befund besprechen wollte. Ein HNO zu dem der Kinderarzt uns nicht überwiesen hatte. Es kam zu einem kleinen Disput. Naja, eigentlich war es nichtmal das. Aber Baby A registriert jede Anspannung sofort. So auch diesmal.
‚Nich so laut!‘, beschied es dem Kinderarzt. Der nahm dies amüsiert zur Kenntnis und sprach in der Folge durchaus etwas leiser.
Er riet uns nochmal dringend dazu, die Schwellung am Hals in der Uniklinik abklären zu lassen. ‚Ich hatte doch EXPLIZIT HNO UKM auf die Überweisung geschrieben.‘ Jaja. Die Überweisung habe ich auch noch.
Falls es dann wirklich zu einer weiteren OP kommt, wäre das für Baby A die vierte. Wenn man den Kaiserschnitt mitzählt. Vier Operationen in drei Lebensjahren. Wenn ich das so hochrechne, kommt noch eine Menge auf uns zu.
Und dann müssen wir natürlich überprüfen lassen, ob Baby A auch eine Blutgerinnungsstörung hat. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit dafür? Es werden noch Wetten angenommen…
01.02.2015 | 22:17 | baby a | so schwanger 2.0 | wort schatz | kommentieren
Die rechte Niere ist gestaut und zwickt schon mal. Auch schon mal stärker. Baby 2.0 trainiert derweil den Leberhaken und ich muss sagen: es macht das schon ganz gut.
Rückenlage geht nicht mehr so gut. Und auf der rechten Seite liegen ist jetzt auch eher gestrichen. Wegen Niere. Da bleibt nicht mehr so viel übrig…
Für Atmen und Essen wird der Platz nun auch langsam eng. Der Blutdruck ist in dieser Schwangerschaft konstant bei 90:60 (Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Kopfschmerz) und wenn ich mich nur etwas bewege, steigt der Puls in ungeahnte Höhen. (Und dazu dieser schreckliche Ohrwurm, der mir dann immer in den Sinn kommt. *A*tem*los* *keuch*.)
Baby 2.0 ist beinahe ununterbrochen aktiv und dabei nicht gerade sanftmütig. Anders als Baby A verzieht es sich, wenn man es stört. Ich kann fast immer ausmachen, wo das Köpfchen liegt und es reagiert auf sanftes Drücken immer erstmal mit Rückzug. Auch beim Ultraschall will es am liebsten nicht gestört werden. Fäuste vors Gesicht, Beine überkreuzt und angehockt. Bloß nichts preisgeben und immer schön vom Schallkopf wegdrehen.
Ich fürchte Baby 2.0 hat einen noch größeren Dickkopf als Baby A.
Baby A war derweil im Januar für ganze 6 Tage im Kindergarten. Nach der Antibiose haben wir es noch eine Woche zu Hause behalten. Wegen Immunsystemaufbaus. Schlehenextrakt bekommt man nicht ins Kind. Soviel dazu. Dann schon eher Symbioflor. ‚Lecker salzig. Mehr.‘ Gebracht hats erstmal nichts, denn am Dienstag erwachte das Kind mit 39,8 Grad Körpertemperatur. Nach drei Tagen Fieber und keinen sonstigen Krankheitsanzeichen außer großem Weltschmerz und kurzer Zündschnur (und laufender Nase und ‚Aua Bauch‘ und keinem Appetit) soll es morgen wieder in den Kindergarten gehen. Mal sehen, für wie lange.
Am Samstag morgen um 7 lag das Kind in unserem Bett (nachdem es um halb 6 schon ‚fertig‘ war mit Schlafen, durfte es zu uns umziehen) und quatschte ununterbrochen.
‚Soll ich Dir helfen, aufzustehen, Papa?!‘
*Gnaaarf* ‚Nein. Ich steh gleich alleine auf.‘
‚Ja? Dann steh‘ mal alleine auf!‘
07.01.2015 | 21:26 | baby a | wort schatz | kommentieren
Baby A lehnt seinen Kopf an. Es ist sehr müde vom ganztägigen Herumrennen. Wir schauen Shaun zu, wie er Pizza für die ganze Herde holt. Baby A hebt den Kopf und sieht mich entrüstet an.
‚Was hasse gemacht, Mama? Was hasse gemacht mit Dein Bauch?!‘
‚Ich hab nix gemacht.‘
‚Doch, Du has so gemacht.‘ Baby A drückt mir zur Verdeutlichung in die Seite.
‚Das war ich nicht. Das war das Baby.‘
Baby A lehnt sich wieder an. Sonst verpasst es noch was von der Folge.
Baby Two tritt ordentlich zu.
‚Das Baby hat mich gebockt!‘
Morgens beim Aufstehen: ‚Wenn das Baby rauskommt, muss ich ganz schnell weglaufen!‘
‚Aber jetz kommt das Baby noch nich raus.‘
Thorsten Thorstensson und ich unterhalten uns am Abendbrottisch. Baby A quatscht dazwischen. So wie es eigentlich den ganzen Tag quatscht. Von früh bis spät. Es wird immer lauter und das Gequatsche geht in Genöle über.
‚Was ist los?‘
‚MAMA! Ich rede mit Dir!‘
Und dann letzte Tage noch etwas, das uns etwas Sorgen macht: ‚Dann muss Du mich wegkaufen.‘
(Anmerkung: ‚Wegkaufen‘ bedeutet ‚verkaufen‘.)
‚Dann kanns Du ein anderen Jungen kaufen. Einen, der lieb is.‘
Wir waren ziemlich erschrocken, das zu hören. Wir vermuten, dass die Großeltern eine entsprechende Bemerkung gemacht haben. Sie dementieren entschieden.
06.12.2014 | 09:44 | baby a | wort schatz | kommentieren
Ich stehe im Bad und trockne meine Haare. Baby A öffnet die Tür.
Mama, ich will ein Keks!
Nein, noch einen Keks gibt es nicht.
Mama, kannst Du mir mein Hocker mal schieben? (Dann könnte es nämlich selbst an die Keksdose kommen.)
Nein.
Dann geh ich in Wohnzimmer und bin draubich!
Baby A ab. Tür zu.
Tür wieder auf. Baby A steckt den Kopf rein.
Erhöhte Lautstärke: DANN GEH ICH IN WOHNZIMMER UND BIN DRAUBICH!
Baby A ab. Tür knallt.