24.05.2013 | 12:09 | so schwanger | kommentieren
03:00 Uhr
Um 03:00 Uhr sehe ich zum ersten Mal auf den Wecker. Mehrere schmerzhafte Wehen haben mich nun doch aus dem Schlaf geholt. Die ersten habe ich noch versucht zu ignorieren. Ich dachte im Halbschlaf an Magenverstimmung. An Gallenkoliken vielleicht. Die hatte ich nämlich schonmal. Aber die Krämpfe waren jeweils schnell wieder weg, so hab ich weitergeschlafen. Um 03:00 Uhr ist da aber eine Wehe. Und ich bin auch ganz sicher, dass es eine ist. Ich kann nicht liegen bleiben. Ich stehe auf und laufe herum. Gehe in Schrittstellung. Kreise das Becken. Versuche das Weiteratmen nicht zu vergessen. Dann lässt der Krampf nach. Ich lege mich wieder hin. Fast bin ich wieder eingeschlafen.
03:20 Uhr: Die nächste Wehe rollt heran. Ich muss mich wieder aus der Waagerechten in die Senkrechte wuchten. Das ist vielleicht anstrengend! Erstmal umdrehen, damit der schwere Bauch auf der Ausstiegsseite zum Liegen kommt. Dann über die Seite aufrichten. Und das alles mit Wehe. Unmöglich. Aber Liegenbleiben ist auch keine Option. Nach der Wehe lege ich mich wieder hin.
03:40 Uhr: Wehe. Diesmal habe ich mich schon extra an die Seite des Bettes gelegt, damit ich schneller aufstehen kann. Thorsten Thorstensson schnauft im Schlaf. Fragt, was ich denn da bitteschön mache. Ich sage: ‚Ich habe Wehen.‘ Er schläft weiter.
04:00 Uhr: Wehe. Ich gehe ins Kinderzimmer und setze mich auf den Pezziball. Das geht. So kann ich wenigstens meine Füße entlasten. Die sind sowieso schon so mitgenommen. Wassereinlagerungen. Und dann noch 15 kg Übergewicht. Arme Füße. Sie tun weh. Unter den Wehen merke ich das aber nicht.
04:20 Uhr: Nach dieser Wehe gehe ich nicht zurück ins Bett. Ich will Thorsten Thorstensson nicht noch weiter nerven. Er muss morgen früh arbeiten. Ich glaube nicht, dass die Geburt losgeht, weil der kleine Springbock noch viel zu weit oben sitzt. Er kommt einfach nicht tiefer. Regelmäßig laufe ich ins Bad, um im Spiegel den Sitz des Bauches zu kontrollieren. Aber da bewegt sich nichts tiefer. Ich lege mich seitlich aufs Sofa, damit ich schnell aufstehen kann, wenn die nächste Wehe heranrollt.
Zwischendurch kommt Thorsten Thorstensson ins Wohnzimmer und fragt, warum ich nicht im Bett bin. ‚Ich habe Wehen‘ scheint keine ausreichende Antwort zu sein. Er sagt, ich soll ins Bett gehen. Schlafen. Ich erkläre, dass ich unter den Wehen nicht liegen bleiben kann und sowieso ständig aufstehe. Das kann ich auch im Wohnzimmer machen. Thorsten Thorstensson verschwindet unzufrieden. Um nach kurzer Zeit wieder aufzutauchen. Ob ich nicht ins Bett kommen wolle? Nee.
Ich laufe zur Toilette, weil ich unter den Wehen das Gefühl habe, ich müsse mal. Ist aber nicht so. Es krampft sich nur alles zusammen. Und auf die Toilette setzen ist eigentlich auch unmöglich. Unter den Wehen stütze ich mich an Wänden und Tischen ab.
Und so wehe ich durch die Nacht und durch den Tag. Alle 20 Minuten. Dann alle 15 Minuten. An dieser Stelle verweise ich nochmal auf das sehr anschauliche Video mit den zwei kleinen Niederländern.
(Untertitel anschalten, indem man auf das Rechteck mit dem angedeuteten Text klickt.)
Herzlichen Glückwunsch von hier aus an das Minimeins, das heute seinen ersten Geburtstag feiert. Und an seine Eltern, die dieses Jahr überstanden haben :-)
So, ich muss jetzt Kuchen backen…