29.01.2017 | 13:59 | alle tage | auf meiner leinwand | welt retten | kommentieren
Am 27. Januar 1945 wurde Auschwitz befreit. Das ist erst 72 Jahre her.
Am Donnerstag habe ich das Stück ‚Spiel um Zeit‘ gesehen, welches von Schülern des Gymnasiums Mariengarden inszeniert worden ist. Die Aufführung hat mich ziemlich mitgenommen. Erstmal waren die schauspielerischen Leistungen sehr gut bis herausragend und dann ist das Thema natürlich unerträglich.
Echt ein ganz großes Kompliment an das Ensemble, dass über ein Jahr für diese Aufführungen geprobt hat. Die Arbeit hat sich gelohnt!
Das Mädchenorchester von Auschwitz bestand zumeist aus Laien, die unter enormem Druck standen. Durch das Spiel im Orchester hatten sie die Chance ihrem Tod zu entgehen oder ihn zumindest hinauszuzögern. Sie mussten sich enorm anstrengen, um die SS zufrieden zu stellen. Gleichzeitig ging das unmenschliche Töten um sie herum weiter. Sie waren ständig im Kampf mit sich selbst: Um welchen Preis überlebt man? Was bleibt von der eigenen Persönlichkeit, falls man das Unvorstellbare überlebt? Macht man sich mitschuldig, indem man die SS unterstützt? Wenn auch nur mit Musik? Aber was ist die Alternative, wenn man es nicht tut?
Jedenfalls war ich am 27. Januar 2017 zu nichts zu gebrauchen, weil mir das Stück so nachhing und ich anlässlich des Gedenktages viel zum Thema gelesen habe.
Dabei stieß ich auf den Begriff ‚Yolocaust‘. ‚Yolo‘ steht für ‚You only live once‘, das scheint ein Jugendwort zu sein. War mir bisher nicht bekannt. Dem israelischen Satiriker Shahak Shapira sind die vielen Selfies im Berliner Holocaust-Mahnmal, die er auf verschiedenen Plattformen gesehen hat ziemlich sauer aufgestoßen. Die Bilder wurden z.B. als Profilbilder auf Facebook und in Partnersuchportalen benutzt. Er hat dies zum Anlass genommen, die Selfies so zu bearbeiten, dass im Hintergrund nicht das Stelenfeld zu sehen war, sondern Originalaufnahmen aus den Konzentrationslagern.
Das Projekt (www.yolocaust.de) hat er inzwischen wieder eingestellt und die meisten der Selfiemacher haben sich erkannt, gemeldet und entschuldigt.
Nach nicht mal 100 Jahren kann man die Geschichte nicht hinter sich lassen. Besonders nicht, wenn Leute wie Höcke und Petry Vokabeln wie ‚völkisch‘ wieder populär machen wollen.
Ich bin froh, dass es die AfD gibt. Sonst würde Björn #Höcke immer noch Kindern Geschichtsunterricht geben.
— Markus Barth (@tweetbarth) 18. Januar 2017
27.01.2017 | 12:14 | baby a | kommentieren
So schnell verletzt. So schnell beleidigt.
Beleidigt sein ist beinahe Deine natürliche Grundstimmung, Du ziehst Dich zurück und schmollst. Willst wieder herausgeholt werden aus Deinem selbstgewählten Loch. Manchmal ist es auch schon offensichtlich aufgesetzt. Antrainiert. Aber Du kannst es nicht abstellen. Wie?
Du bist der stille Beobachter, Du siehst alles, nimmst alles auf. Nicht mittendrin. Nur dabei. Am Rand.
Du weinst, wenn Du ohne einen Freund mit anderen sein musst. Allein. Aber Du bist doch nicht allein! Du kennst sie doch alle. Trotzdem!
Du bist stark. Du willst Dich überwinden. Du willst mitmachen. Du kannst auch Wortführer sein. Du weißt es.
Was soll ich nun tun? Schubse ich Dich zu Deinem Glück? Oder schubse ich zu viel? Beschütze ich zu viel? Bist Du ich? Oder nicht? Was tun?
23.01.2017 | 13:58 | in ordnung | selbst gemacht | kommentieren
Bei meinem langen, beschwerlichen und unermüdlichen Training für den goldenen Hausfrauenorden am Bande bin ich wieder einen entscheidenden Schritt weitergekommen.
Ich habe unseren Gefrierschrank abgetaut und dabei mal wieder festgestellt, dass er eigentlich nur ein Lebensmittelgrab ist.
Wir kochen am liebsten mit frischen Zutaten und so werden die eingefrorenen Gemüseleichen leicht vergessen. Der lange Stromausfall im Sommer hat den Lebensmitteln sicher auch nicht gut getan. Jedenfalls habe ich ungefähr zwei Drittel des Gefrierschrankinhalts entsorgt. Das ist natürlich weder ökologisch noch ökonomisch nachhaltig und wenn man dann noch die lange Zeit bedenkt, die die Gemüseleichen mit teurem Strom gekühlt wurden… Irgendwas muss sich ändern.
Dieser praktische Gemüseblock hätte sicher nicht mehr geschmeckt. Ob das nun wirklich an den paar Stunden Stromausfall lag oder ob nicht doch die unterbrechungsfreie Kühlkette schon vor dem Einkaufswagen versagt hat? Man weiß es nicht.
Ich sortierte also großzügig aus, machte unseren Gefrierschrank wieder sehr sauber und ließ ihn dann erstmal ausgeschaltet. Unsere übrigen Lebensmittel hatte ich im Gefrierschrank meiner Eltern geparkt. Wir diskutierten die Möglichkeit, unseren Gefrierschrank einfach nicht mehr anzuschalten. Der Schrank meiner Eltern ist wirklich riesig und eigentlich, also wenn man ganz ehrlich mit sich selbst ist, könnte man den kleineren Schrank auch einsparen. Thorsten Thorstensson war dagegen. Erstens muss man dann jedesmal zwei Treppen runter und wieder rauflaufen, um etwas zu holen.
(Das Lieblingsmädchen isst noch sehr verhalten und nur ausgewähltes. Also eigentlich nur selbstgekochten Gemüsebrei, Naturjoghurt, selbstgebackenes Brot, Obst und Nudeln ohne Sauce. Sie hat zwar die Möglichkeit am Wochenende mittags bei uns mitzuessen und unter der Woche mit ihren Freunden im Kindergarten zu essen. Aber sie verweigert kategorisch alles, was nicht wie die aufgezählten Alternativen aussieht. (Naja. Zu Süßigkeiten, Keksen und Kuchen sagt sie auch nie nein. Aber sonst… Schwierig.) Jedenfalls koche ich Gemüsebrei immer kiloweise und friere ihn dann portionsweise ein. Daher müsste dann also einer von uns (also Thorsten Thorstensson) jeden Tag eine Portion Gemüsebrei aus dem Keller holen.)
Und zweitens wird das mit dem Ordnung-Halten eh nix und nach 2 Monaten sieht alles wieder so aus wie vorher, man findet nichts wieder und ärgert sich jedesmal, wenn man den Gefrierschrank nur öffnet.
Und drittens sind die Sachen, die man dann zum Kochen eingeplant hat, von jemand anderem schon verbraucht und dann muss man doch wieder einkaufen gehen.
Okay. Ich hörte mir seine Bedenken an, stimmte teilweise zu, war aber trotzdem weiter entschlossen den Gefrierschrank nicht mehr einzuschalten.
Weil ich schonmal so im Flow war und mich bei meinem Lebensmittel-Zwischenparken im elterlichen Gefrierschank beinahe der Schlag getroffen hätte, nahm ich mir den großen Gefrierschank auch noch vor. Ich schaltete also unseren kleinen Schank doch wieder ein. Dann sortierte ich großzügig alle undefinierbaren Lebensmittel, alle angebrochenen Packungen, alles abgelaufene und alles, was sowieso nie jemand essen würde aus. Die aufhebenswerten Sachen parkte ich dann im kleinen Gefrierschank zwischen. Natürlich passte nicht alles rein. Einen Teil habe ich dann sofort verarbeitet und verfüttert (Gemüseauflauf! Eis!). Aus den vielen Portionen selbstangebauter Johannisbeeren und gekaufter Himbeeren kochten meine Mutter und ich Johannisbeer- und Himbeermarmelade.
Meine Mutter verwendete Gelierzucker, den sie noch im Schrank hatte. Ich verwendete Konfigel, das ich auch noch im Schrank hatte. (Man hat echt viel zu viele Vorräte!) Meine Marmelade ist also auch noch vegan und stark zuckerreduziert. Uns schmeckt sie super.
Beim Abtauen und Putzen des großen Gefrierschranks entdeckte ich dann, dass er nicht nur ein Lebensmittelgrab, sondern auch ein Energiegrab war.
Die Dichtung war in einer Ecke stark verschoben, verbogen und auch eingerissen. Anhand der Schmutzspuren konnte man erkennen, dass hier auch immer Luft in den Gefrierschank gelangt war. Daher also die riesigen Eisberge.
Na super. Ich unterbrach also die Putzerei, um erstmal festzustellen, ob sich noch ein Ersatzteil bestellen lässt. Ja, das ging. Also Ersatzteil bestellt und weiter geputzt. Den Gefrierschrank haben wir nun genau ausgerichtet, denn ich las, dass solche Dichtungsschäden zum Beispiel durch uneben aufgestellte Schränke entstehen.
Dann machte ich mich daran, eine Inventarliste zu entwerfen. Alle Lebensmittel, die im Schrank sind, sollen darauf festgehalten werden. Wenn jemand etwas entnimmt oder einfüllt, muss er die Liste aktualisieren. Thorsten Thorstensson unkte sofort, dass das ja NIEMALS funktionieren würde. ‚Und in zwei Monaten sieht es wieder aus wie vorher!‘
Die Liste druckte ich aus und laminierte sie. So kann man mit einem Folienstift darauf schreiben und das Geschriebene bei Bedarf wieder auswischen. Mit Magneten wurden die Folien an der Gefrierschranktür befestigt. Auch den Stift befestigte ich mit Magnet. Das Tuch zum Auswischen liegt einfach oben auf dem Schrank.
Nachdem die neue Dichtung montiert war, habe ich alle verbliebenen Lebensmittel wieder eingeräumt und direkt auf der Liste notiert. Das neue System ist nun seit zwei Wochen in Betrieb und wie man sieht, trägt auch meine Mutter fleißig ein und aus.
Wie steht es nun mit dem kleinen Gefrierschrank? Der ist sehr aufgeräumt und noch eingeschaltet. Ich würde ihn immer noch gern abstellen, daher habe ich dafür auch noch keine Inventarliste. Wir müssen das nochmal diskutieren. Eventuell bleibt der kleine Gefrierschrank in Betrieb bis sich das Lieblingsmädchen endlich für ‚richtiges‘ Essen entschieden hat. Bis dahin beobachten wir, wie sich das neue System hält. Ich will in 2 Monaten dann mal eine Stichprobe machen und werde darüber berichten.
Für alle, die sich für die Gefrierschrank-Inventarliste interessieren, habe ich hier einen Download. Einfach ausdrucken und an den Gefrierschrank heften.
Free Download: Gefrierschrank Inventarliste
Eventuell folgen noch weitere Haushaltstipps, daher habe ich eine eigene Kategorie eingerichtet. Sie heißt ‚in ordnung‘. Alles, was mir die Hausarbeit erleichtert, soll hier gesammelt werden.
22.01.2017 | 20:39 | alle tage | kommentieren
Willkommen im postfaktischen Zeitalter: Während die Lügenpresse natürlich ausschließlich Unwahrheiten verbreitet, hält sich der Pressesprecher des Weißen Hauses an ‚alternative facts‘. Das ist so plump absurd, dass es schon fast wieder lustig ist. Aber nur fast. Eigentlich ist es doch eher zum Weinen. Kann mal jemand den fast-forward Knopf drücken? Ich möchte, dass diese 4 Jahre schnell vorbei gehen.
Währenddessen trifft sich in Koblenz die europäische braune Elite und feiert sich selbst. Wozu sie natürlich nur ausgewählte Presse zulässt. Ach 2017, Du machst es mir sehr schwer, Dich zu mögen.
19.01.2017 | 06:30 | welt retten | kommentieren
Aus gegebenem Anlass…
Die sichere Geburt_Doku_deutsch from Carola Hauck on Vimeo.
Nein. Ich bin nicht schwanger. Echt nicht. Aber Facebook hat mich gestern gesperrt. Ich wurde aus einer laufenden Sitzung geworfen und dann gab es eine Mitteilung, dass es Unregelmäßigkeiten in meinem Konto gegeben habe und dass es offenbar gehackt sei. Ich wurde gefragt, ob ich vielleicht mein Passwort auf einer Phishing-Seite eingegeben hätte. Ich wunderte mich, kam aber (natürlich nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass dies keine Phishing-Seite war) der Aufforderung nach, mir ein neues Passwort auszudenken. Danach sollte ich meine letzten Posts überprüfen und markieren, welche davon nicht von mir seien. Nein, die waren alle von mir, es gab nichts zu markieren.
Erst ein paar Minuten später wurde mir klar, um was es überhaupt ging. In meiner Timeline gab es mehrere Leute, denen es genauso ging wie mir. Und alle hatten das obige Video geteilt. Und bei allen (auch bei mir) war das Video kommentarlos verschwunden. Alles klar. Da sind ja auch Brüste zu sehen. Das ist gefährlich.
Wie schnell Facebook mit der Löschung dieser Inhalte ist! Es hat keine 24 Stunden gedauert. Beeindruckend. Ich hatte ja davon gehört, aber nun da ich es selbst erlebt habe, finde ich es noch absurder.
Das ist symptomatisch für die Situation der Geburtshilfe. Die Geburt wird nicht nur auf Facebook tabuisiert sondern auch gesamtgesellschaftlich und das Wissen darüber geht verloren. Und so gehen die Frauen ins Krankenhaus, weil ‚man das eben so macht‘ und weil es keine andere Möglichkeit mehr gibt. Hebammen sterben aus. Geburtshäuser sind geschlossen. Hausgeburten sind politisch nicht gewollt und daher gibt es sie nicht mehr. Frauenärzte raten von Hebammenvorsorgen ab.
Die Frauen erleben furchtbare Gewalt unter der Geburt aber kaum jemand wehrt sich dagegen weil ‚das eben so ist‘. Und man hat sich ja auch nicht zu beschweren, schließlich ist doch das Kind gesund!
Besonders eindrücklich ist für mich die Stelle, in der erwähnt wird, dass der Neocortex der Frau im Geburtsverlauf auf keinen Fall stimuliert werden darf. Und was passiert im Krankenhaus als erstes?! Natürlich! Der Neocortex wird stimuliert. Name, Alter, Adresse, Krankenkasse, Zusatzversicherung, wievielte Schwangerschaft, wievielte Geburt, Blutgruppe, Unverträglichkeiten, Einzelzimmer? Das hätte man ja im Vorgespräch alles schon machen können. Aber nein, die Aufnahme wird erst gemacht, wenns los geht. ‚Dann gehen Sie doch bitte runter zur Sekretärin und machen den Papierkram fertig, ein bisschen Bewegung wird Ihnen gut tun!‘ Dann Zugang legen, ob man will oder nicht.
Ach ja. Lassen wir das.
Frau M. erzählte mal (in den Kommentaren), dass sie erst entspannen konnte, als das Licht aus und nur noch eine kleine Funzel den Raum spärlich beleuchtete. Genau das sagt auch Michel Odent (7:30). Es war Dein Neocortex!
‚Es fühlte sich leer an.‘ (6:08) Das kann ich unterschreiben. Dieses unerträgliche Gefühl.
Wie schnell man Inhalte kommentarlos löschen kann hat Facebook ja nun hinlänglich bewiesen. Bei Fake News und Hasskommentaren muss man sie nun nur noch zwingen. Ich wäre dafür Facebook Deutschland zu sperren, bis sie garantieren, dass Fake News und Hasskommentare innerhalb von 24 Stunden kommentarlos gelöscht werden. (Jaja. Zensur. Los. Her mit den Steinen.)
18.01.2017 | 11:33 | alle tage | baby a | lieblingsmädchen | kommentieren
Schön, dass ihr wieder da seid! Weiter geht es also mit der zweiten Jahreshälfte:
Juli
Ich war noch im Katastrophenmodus und kaufte große Kehrschaufeln mit viel Wasserfassungsvermögen und Kaliumjodidtabletten, wo ich schonmal dabei war. Dann setzte ich das Spielküchenprojekt fort und Baby A half beim Anstreichen. Das fehlende Werkzeug kaufte ich mir auch: Eine Akkustichsäge. Yay! :-)
Ich ging mal wieder zu einem Kochkurs und die Spielküche wurde durch einen Herd erweitert.
Baby A und ich bemalten ein Vogelhäuschen als Abschiedsgeschenk für den Kindergarten. Baby A verabschiedete sich aus seiner Gruppe und mein Fusselhirn fragte, ob der Wechsel wohl die richtige Entscheidung war.
Immer, wenn es länger als eine halbe Stunde regnete wurde ich latent nervös.
August
Der Abfluss im Bad gluckerte und das Wasser floß immer langsamer ab. Ich hatte zwei Helfer beim Ausräumen des Waschbeckenunterschranks und beim Demontieren und Reinigen des Siphons. Anschließend war der Siphon wieder sauber, dummerweise war er danach 1. wegen Lochfraß undicht und 2. floß das Wasser immer noch nicht vernünftig ab. Also montierte ich einen neuen Siphon und rief den Kanalspezialisten, der das Problem bald behoben hatte. Das Lieblingsmädchen bekam seine ersten Schuhe, Baby A entdeckte Bügelperlen für sich und seine Rot-Grün-Schwäche trat wieder deutlicher in Erscheinung.
Im Juni hatte sich eine Freundin selbständig gemacht und ich hatte ihr damals schon ein Logo entworfen. Im August bastelte ich daraus ein Wäscheetikett und noch so einiges mehr. Die Kinder fuhren Karussell und Baby A hatte – nach mehrmaligem Verschieben wegen Hand-Fuß-Mund – seinen ersten Tag im neuen Kindergarten.
Die Autofahrt in den Urlaub war furchtbar anstrengend und unentspannt. Der Plan ‚Wir fahren spät abends los und die ganze Nacht durch, denn dann schlafen die Kinder während der Fahrt ganz sicher.‘ ging natürlich nicht auf. Also gar nicht. Wir besuchten die Beluga II.
Im Urlaub machten wir mal wieder tausende Fotos.
Der Plan ‚Wir machen Tagesausflüge und das Lieblingsmädchen schläft zwischendurch im Fahrradanhänger.‘ wurde sehr schnell verworfen. Nachdem wir das eingesehen hatten und jeden Mittag in der Ferienwohnung verbrachten, wurde der Urlaub etwas entspannter.
Wie kann man nur so verliebt in so ein kleines Mädchen sein?
Auf Wiedersehen Lieblingsinsel.
Wieder daheim startete Baby A eine kurze Turnkarriere.
September
Das Lieblingsmädchen ernährte sich am liebsten von Keksen, Schokolade und Naturjoghurt. Aber nie ohne Schokoladenstreusel! Etwas vergessen? Ach ja! Muttermilch. Nach wie vor und immer noch. Ich ließ mir die Geschichte der kleinen Kreisstadt erklären und das Lieblingsmädchen und Baby A gingen zusammen in den Kindergarten. (Im Kindergarten lernte das Lieblingsmädchen dann zu allem Überfluss auch noch Nuss-Nougat-Brotaufstrich kennen.)
Auf dem Schild an unserem alten Rathaus steht übrigens ‚Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Vormundschaft hemmt sein Reifen.‘ Wisster Bescheid.
Die als Hochwasserschwachpunkte identifizierten Kellerlichtschächte und Kellerfenster wurden ausgetauscht. Irgendwann hier in diesen Monaten schlich sich der Schwindel langsam aus Thorsten Thorstenssons Kopf, meine Zweifel aber nicht aus meinem.
Dann kam der ‚Herbst‘ und das erste Kindergartenfest, ich beschäftigte mich 2 Wochen lang mit dem unwilligen Spülkasten. Am Ende war er wieder sehr sauber und nachdem ich sowohl das Einspülventil als auch die – obacht – Heberglockendichtung ausgetauscht hatte, funktionierte sie wieder tadellos.
Oktober
Am 01. Oktober übersah ich eine Treppenstufe und dehnte mir sämtliche Bänder im Fuß. Ich verzichtete darauf, zum Arzt zu gehen sondern therapierte mit Kompression, Kühlung, Hochlagern und Schonen. So lange es ging.
Weil ich so lange herumliegen musste, hatte ich zuviel Zeit auf Pinterest verbracht. Daher fing ich für die bevorstehenden Weihnachtsmärkte meiner Freundin an, Dekorationen zu basteln nach dieser und dieser Idee.
Außerdem fand auch der geliehene Plotter wieder Verwendung und endlich stand dann auch das Lieblingsmädchen auf unserem Klingelschild.
Der alte Apfelbaum vor unserem Fenster musste leider gehen. Am 11. Oktober 2016 kauften und pflanzten wir einen Trompetenbaum.
Baby A und ich bastelten Kastanienmännchen.
Ich hatte daran mal wieder viel mehr Spaß als die Kinder.
Baby A startete seinen Schwimm-Intensivkurs in der zweiten Woche der Herbstferien. Am fünften Tag konnte es sowas wie schwimmen. Ich hatte versucht, auch zu schwimmen, aber der Fuß war dagegen. So verbrachte ich einige Stunden direkt unterhalb der stickigen Hallenbaddecke. Um Baby A zu bespaßen, da wir ja nicht so gut spazieren gehen konnten (wegen Fuß), malte ich ein paar Ausmalbilder. Am Ende des Monats wurde Baby A krank, genau zu den Waldtagen im Kindergarten, auf die wir uns schon so gefreut hatten.
November
Im November sahnte Baby A ein riesiges Playmobilflugzeug ab weil ich so froh war, dass es ihm endlich wieder besser ging. Das Lieblingsmädchen begann immer mehr zu sprechen. Ich bastelte Hutständer und Preisschilder sowie eine Werbetafel für meine Freundin. Das war übrigens früher mal eine Maltafel vom Schweden, die ich mit Acrylfarbe gestrichen und mit geplotterter dc-fix Folie beklebt habe.
Weiter folgten Visitenkarten und Werbeplakate. Baby A bekam pfeiffersches Drüsenfieber.
Der erste Markt wurde ein voller Erfolg.
Ganz nach dem Motto ‚Nach dem Markt ist vor dem Markt‘ folgte dann der Weihnachtsmarkt in der kleinen Kreisstadt. Neuerdings wird dieser von iluminierten Bäumen begleitet, man fühlt sich wie in Stars Hollow. Die Laternen wurden wetterfest verpackt und ich kaufte relfektierende Folie.
Ich bastelte einen runden Adventskranz für uns und einen länglichen für meine Eltern. Das Ding mit den Kreidemarkern macht echt Spaß. Baby A machte immer nur ein- oder zweitägige Stippvisiten im Kindergarten, um sich den nächsten Infekt abzuholen.
Zum Ende des Monats gab es dann noch 3 Adventskalender und das Lieblingsmädchen insistierte auf ihrer Nuss-Nougat-Creme. Immerhin aß sie so wenigstens mal ein Brot oder Brötchen. (Baby A interessiert sich übrigens überhaupt nicht für Süßes.)
Dezember
Baby A war weiter krank, daher brauchten wir viel Ablenkung zu Hause. Wir kneteten Fimoritter und buken jede Menge Plätzchen.
Auch das Lieblingsmädchen bekam etwas vom Magen-Darm-Virus ab. Genau wie der Rest der Familie. Baby A bastelte Christbaumschmuck und ging mit mir ins Theater. Hier auch Tragebilder für Frau M. aus B. Weiter unten folgen noch mehr. ;-)
Wegen der Familienkrankheit bekam die Reflexfolie erst kurz vor knapp ihren Auftritt und durfte das Weihnachtsgeschenk von Baby A zieren. Der Farbwunsch lautete nämlich ‚gelb‘ und das gibt es natürlich nicht zu kaufen.
Der dritte Markt des Jahres war dann der direkt vor unserer Haustür. Ich machte viele Promofotos.
Die Nikolaussocken für den Kindergartennikolaus, die ich noch kurz vor knapp organisiert hatte, kamen nicht wirklich zum Einsatz, da beide Kinder – na klar – kzH waren. Wir bastelten Christbaumschmuck für den großen Weihnachtsbaum auf unserem Marktplatz und das Lieblingsmädchen konnte am Tag vor Heiligabend endlich Baby As Namen aussprechen. Die Kinder bekamen zu Weihnachten – ganz minimalistisch – jeder nur ein Geschenk zum Auspacken und eine Schatzkarte. Die Schatzkarte führte für das Lieblingsmädchen zu einer Spielküche und für Baby A zu einem Kettcar. (Mit dem Wunsch nervte es uns seit dem Kindergartenwechsel täglich, da es im Kindergarten nämlich ein großes Kettcar gibt. ‚Aber mit Bremse! Und mit extra Sitz! Und große Reifen! Und gelb! Und wie lange noch schlafen?‘)
Am vorletzten Tag des Jahres gab das Wetter nochmal alles und wir gingen mit unseren neuen Freunden in den Zoo. Das war sehr entspannend, da wir uns ziemlich gut verstehen.
Zusammenfassend können wir in diesem Jahr für sehr vieles dankbar sein. Die Operation, vor der ich mich mal wieder so gefürchtet hatte, fand durch eine abstruse Verkettung glücklicher Umstände nicht statt. Stattdessen heilte alles von selbst aus. Wir hörten ‚Das war noch nie.‘ in verschiedenen Variationen. Sowohl über das spontane Ausheilen als auch über Untersuchungsergebnisse bzw. Nicht-Ergebnisse.
Der Unfall meiner Mutter ging sehr glimpflich aus, auch wenn sie noch monatelang Schmerzen hatte, werden doch keine Schäden bleiben.
Das Hochwasser traf uns nicht so hart wie es hätte sein können. Wir waren relativ gut vorbereitet, denn wir hatten eine funktionsfähige Pumpe mit passendem Schlauch, eine Versicherung für den Notfall (der aber glücklicherweise dann nicht eintrat) und vor allem sehr viel Hilfe. Ortsansässige Firmen und Freiwillige auch aus anderen Gemeinden und Städten, die größtenteils durch Facebook (schimpft nicht immer auf die sozialen Medien oder das Internet, manchmal erweist es sich wirklich als sozial) informiert worden waren, halfen an allen Ecken. Ohne sie hätte es keinen Sand, keine Säcke und schon gar keine gefüllten Sandsäcke gegeben. Keine Baufolie, um die Sandsäcke abzudichten. Keine Hilfe beim Schleppen. Keine moralische Unterstützung. Über das spontane Aushelfen mit Strom haben wir uns so gefreut, dass wir nun wieder Volksbankkunde sind.
Wir haben die Schwachstellen am Haus nun ausgebessert und überlegen noch, ein Notstromaggregat anzuschaffen. Hat vielleicht jemand Erfahrungen oder Kauftipps?
Der Wechsel des Kindergartens hat sich als richtige Entscheidung herausgestellt. Baby A ist in seiner Gruppe gut angekommen und hat einige neue Freunde gefunden. Bei seinem besten Freund hat er eine ausgezeichnete Wahl getroffen. Das Lieblingsmädchen geht gern in ihre Gruppe und auch ich fühle mich viel mehr angekommen in diesem Kindergarten, habe schon viele Bekanntschaften und sogar eine Freundschaft geschlossen. Im alten Kindergarten war daran nicht zu denken.
Die Arbeit für und mit meiner Freundin (bei der man heute übrigens noch etwas gewinnen kann) hat sehr viel Spaß gemacht.
In diesem Jahr habe ich viele Kochkurse besucht, die allesamt spannend und überaus lecker waren und mir mal wieder gezeigt haben, dass ich auch außerhalb meiner Wohlfühlzone Spaß haben kann.
Die lange Krankheitsphase der Kinder im Herbst und Winter war sehr anstrengend aber glücklicherweise ist niemand ernsthaft krank, sondern es waren bisher alles nur kurzfristige Infektionen. Auch meinem Knie und Fuß geht es inzwischen wieder besser. Und Thorsten Thorstenssons Schwindel hat sich nun endlich verabschiedet.
Es war ein gutes Jahr.
14.01.2017 | 14:30 | alle tage | baby a | lieblingsmädchen | kommentieren
Diese ganzen Jahresrückblicke im TV gehen einem irgendwann auf die Nerven. Und immer überwiegt das Negative. Zumindest kommt es mir so vor. Was mich am meisten fertig gemacht hat war, dass ich in der glücklichen Lage war, die sogenannten ‚Chartsstürmer‘ alle nicht zu kennen. Bis zu diesen vermaledeiten Jahresrückblicken. Ich hatte am ersten Tag des neuen Jahres also einen gar grauenvollen Ohrwurm. Die immer lacht. So. Ihr nun auch. Gern geschehen. ;-)
Ich will meinen persönlichen Jahresrückblick unter ein positives Motto stellen und den schönen Aspekten des Jahres mehr Gewicht geben. Mal sehen, ob das klappt. Dann mal los.
Januar
Am ersten Tag des Jahres zeigte das Lieblingsmädchen seinen ersten Zahn und sagte zum ersten Mal ‚Mama‘. Das ging doch schonmal gut los!
Am zweiten Tag des Jahres war Baby A ein sehr skeptischer Hirte an der Krippe. (Und am dritten stand es in der Zeitung.) Das Krippenspiel bei den Schönstattschwestern war ein wunderbarer Abschluss der Weihnachtszeit.
Das Lieblingsmädchen fing endlich gaaanz langsam an, seinen neuen Zahn auch auszuprobieren.
Für die Taufe des Lieblingsmädchen bastelte ich Einladungen.
Baby A malte im Kindergarten ein Bild von Silvester. ‚Das sind Papa und ich. Mama ist nicht da. Die stüllt das Lieblingsmädchen.‘
Wir bastelten eine neue Taufkerze, ein Taufheft, Gästekerzen und ein Karnevalskostüm für Baby A.
Ende Januar wurde das Lieblingsmädchen getauft und die Feier war sehr schön.
Februar
Im Februar ging Baby A als Weihnachtsbaum in den Kindergarten und sollte zum vierten Mal operiert werden.
Daraus – wurde – erstmal – nichts. Das kostete viele Nerven und stiftete ein großes Gefühlschaos. War aber gut so.
Das Lieblingsmädchen setzte sich zum ersten Mal selbständig hin.
Baby A und ich buken jede Menge Nachweihnachtsplätzchen.
Der Himmel schickte mir Besänftigungslicht und wir ließen uns vom Burgkastellan die Geschichte unserer Stadt erzählen.
März
Im März buk ich mein erstes Topfbrot nach diesem Rezept. Es war sehr gelungen und schmeckte toll.
Ich rettete braune Bananen und machte daraus Eis – ohne Eismaschine oder Thermomix – nach diesem Rezept. Ebenfalls sehr lecker. Und zum ersten Mal kam unser neuer Pizzastahl zum Einsatz. Mjam.
Für den Termin beim Kinderchirurgen hatten wir uns auf alle möglichen Untersuchungsergebnisse vorbereitet. Aber nicht auf das, was dann tatsächlich dabei herauskam. Es gäbe keine Hydrozele. Wo nichts sei, könne man nichts operieren. Das war eine Überraschung. Es brauchte aber noch ein paar Tage bis die Bauchschmerzen verschwanden und wirklich in meinem Magen ankam, was für eine gute Nachricht das war.
Ich verbrachte sehr viel Zeit in Warteschlangen, weil das rechte Knie nicht mehr wollte. Irgendwann hatte es aber ein Einsehen und ließ sich wieder strecken und ich bekam dann tatsächlich auch einen MRT Termin. Wir gruben ein großes Loch im Garten, ich kaufte ungefähr doppelt so viel Sand, wie wir benötigten und ein paar Natursteinplatten als Einfassung für den neuen Sandkasten. Den Geburtstag von Thorsten Thorstensson an Ostersamstag verbrachten wir im Tierpark mit Freunden.
April
Im April kam endlich die Sonne raus. Ich buk einen Kuchen nach diesem Rezept.
Thorsten Thorstensson schaufelte so viel Sand, wie er konnte in das Loch (mit Unkrautvlies unterlegt), ich verlegte die Steinplatten und setzte Weidenruten um den Sandkasten. Anschließend verlegte ich noch Rasenkantensteine um die Weidenruten. Als Abdeckung diente ein Schwungtuch.
Den alten Sandkasten aus unbehandeltem Holz nahm ich auseinander, um daraus eine Spielküche zu bauen. Kurz darauf packte ich alles wieder zusammen, um später an dem Projekt weiterzuarbeiten. Mir fehlte da noch ein entscheidendes Werkzeug.
Ich bastelte eine Geburtstagskerze für das Lieblingsmädchen und wir feierten ihren ersten Geburtstag.
Mai
Endlich gab es wieder T-Shirt-Wetter.
Thorsten Thorstensson hatte ein paar Tage frei und wir verbrachten sie viel draußen. Wir sind sogar einmal zusammen in einem Restaurant essen gegangen! Von Baby As Patenonkel aus China bekam ich zum Muttertag ein Heliumschaf. Das war wochenlang der Renner bei den Kindern.
Einen wunderbar sonnigen Tag verbrachten wir im Keukenhof.
Am 15. Mai lief das Lieblingsmädchen zum ersten Mal frei. Wir bastelten Einladungen für den Piratengeburtstag von Baby A.
Baby A feierte Geburtstag und fand einen Piratenschatz. Für das Kindergartenfrühstück gab es Obstboote und tätowierte Bananen. Am selben Tag ließ sich meine Mutter auf ihrem zwei Tage alten Elektrofahrrad von einem Auto anfahren. Glücklicherweise brach sie sich nichts.
Juni
Ich wurde ein Jahr älter, das Lieblingsmädchen lief richtig los und vollbrachte nebenbei ein Wunder:
Das ziemlich ramponierte Muttertagsschaf büßte auch noch das letzte verbliebene Bein ein und stieg dann entfesselt gen Himmel. Das Lieblingsmädchen staunte.
Am 02. Juni kauften wir eine Tauchpumpe und einen dazu passenden Schlauch. Die Berichterstattungen über Starkregenereignisse in Bayern waren wohl ausschlaggebend. Zeitgleich mache ich meinen jährlichen Anruf bei unserer Versicherung, um nach einer Elementarschadenversicherung zu fragen. Man hatte uns immer abgelehnt wegen ZÜRS Zone 4. Am 08. Juni rief mein Versicherungsmann zurück und war selbst ganz erstaunt. Es würde nun gehen! Ich sagte ihm, er solle sofort vorbeikommen und so schlossen wir eine Elementarschadenversicherung ab. Am 15. Juni begann ich den Keller zu entrümpeln. Dazu machte ich mir erstmal ein Motivationsschild. Eine Woche später war der Keller wieder sehr aufgeräumt und das Motivationsschild hatte einen Ehrenplatz an der Wand. EM war auch noch.
In der Nacht vom 23. auf den 24. Juni gewitterte es. Es gewitterte derart, wie ich es noch nie erlebt hatte. Es hörte gar nicht mehr auf. Das Gewitter hielt sich an einem Punkt fest und bewegte sich kein Stück. Und es regnete ohne Ende. Starkregenereignis direkt über unserem Kopf. Nachts dachte ich an unseren Keller, wollte aber nicht nachsehen gehen. Am nächsten morgen um 6 ging ich dann doch und es war eine mittelgroße Lache (da ist das schöne Wort wieder!) in der Nähe der Heizung und eine kleine bei einer Abwasserleitung. Es tropfte in etwa 1,20 m Höhe. Der Abwasserkanal war also voll. An der Heizung tropfte es nicht, es sprudelte.
Im Baumarkt um 7 beobachtete ich, wie Pumpen und Schläuche gekauft wurden und diskutierte mit dem Personal die Möglichkeiten der Abdichtung von HT Rohrenden unter Wasserdruck. Deren Meinung: Geht nicht. Meine Meinung: Muss. Ich durfte den Muffenstopfen dann doch kaufen. Ich telefonierte mit unserem Heizungssanitäter. Der versank in Arbeit, versprach aber zu kommen sobald Zeit sei. Das Leck an der Heizung dichteten wir mit dem Stopfen ab und wähnten uns dann in Sicherheit. Ich war froh über den aufgeräumten Keller und stellte das wenige, was noch auf dem Boden stand, hoch. Der Tag war sonnig, heiß und von oben trocken.
Gegen Mittag klingelte unsere Nachbarin und berichtete, dass der Regenwasserkanal steigen würde. Ich winkte ab. Der würde schon wieder sinken. Nein, nein. Ich solle doch mal mitkommen und mir das ansehen. Wir standen neben dem Gulli und beobachteten, wie das Wasser auf unsere Füße zukroch. So ging es weiter. Das Wasser stieg und stieg und stieg.
(Das – Ganze in bewegten – Bildern.)
Die Brücken über den Fluss wurden für Fahrzeuge gesperrt und weiter oberhalb im Flusslauf wurden die Schleusen geöffnet. Schlecht. Ganz schlecht. Der gesamte Tag war von Sirenen und Sandsackschleppen geprägt. Die Sonne schien und ich hatte keine Gummistiefel, lief daher die meiste Zeit in Flip-Flops oder barfuß. Baby A hatte großen Spaß daran, auf unserer Straße durch den Fluss zu waten. Der teilte sich nämlich oberhalb des Ortskerns, floss durch Häuser und Gärten, um dann durch unsere Straße wieder seinen Weg in sein Bett zu finden. Ich zog Baby A etwa jede halbe Stunde um, da er immer wieder völlig durchnässt war. Hunderte freiwillige Helfer waren unterwegs und alle packten mit an. Das war ein wunderbares Gefühl. Gegen 16 Uhr hatte dann unsere neue Pumpe ihren großen Auftritt und pumpte und pumpte und rette uns so das Leben, denn gegen die Wassermassen kamen wir mit unseren Kehrschaufeln nicht an.
Gegen 17 Uhr wurden uns und etwa 80 anderen Haushalten der Strom abgestellt. Glücklicherweise wurde uns kurz darauf Strom von unseren Nachbarn, der Volksbank Gemen zur Verfügung gestellt. So konnte die Pumpe weiterarbeiten und das tat sie noch die ganze Nacht lang.
Der Scheitelpunkt war gegen 19:30 Uhr erreicht und ich war so froh, als ich das Wasser sinken sah. Wir schaufelten Wasser und wischten die ganze Nacht lang bei Feuer-, Taschenlampen- und Kerzenschein. Mein Handyakku ging zur Neige, ich rief meinen Versicherungsmann an und bereitete ihm ziemliche Bauchschmerzen, wie er mir später eingestand. Die Unterlagen waren nach meinen Berechnungen am 09. Juni bei der Zentrale eingegangen, dementsprechend war die Versicherung nach zweiwöchiger Vorlaufzeit ab dem 23. Juni gültig. Es war der 24. Juni. Das nennt man just in time. Ich hatte gehört, dass man Schäden am Tag des Schadens melden muss, deshalb meldete ich also ein paar Zentimeter Wasser im Keller mit steigender Tendenz und dem Hinweis auf fehlenden Strom und niedrigen Handyakkustand. Ich sollte dennoch Fotos machen, auch wenn das Licht mehr als schlecht sei. Als ich gegen Mitternacht aus dem Keller kam, war das Wasser auf der Straße weg. Ich sah viele Glühwürmchen. Den Sonntag verbrachten wir damit, die Sandsäcke um unser Haus wieder auf Paletten zu packen.
Am frühen Nachmittag bekamen wir auch wieder Strom, nachdem die bis zur Decke gefüllten Keller der Nachbarn ausgepumpt waren.
Teil 2 folgt. Versprochen.