30.01.2016 | 20:08 | lieblingsmädchen | 4 kommentare
Das Beikostverweigerungsbaby sitzt am Esstisch. Es ist 9 Monate alt. Es hat zwei Zähne. Man reicht ihm einen Butterkeks. Es betrachtet den Keks in seiner kleinen Hand von allen Seiten. Dreht ihn hin und her. Und zurück. Schaut zweifelnd. Probehalber nimmt es eine Keksecke in den Mund. Immerhin!
Es verzieht die Miene. Schaut mich an. Macht große Kulleraugen. Und. Saugt.
*schlürf* *schlürf* *schlürf*
Die Kulleraugen sagen: ‚Mama, schau mich an. Ich bin klein. Ich bin eine Säugling!‘
*schlürf* *schlürf*
28.01.2016 | 22:27 | baby a | wort schatz | kommentieren
Ich hole Baby A vom Kindergarten ab. Die Erzieherin sagt zu mir: ‚Kann ich Ihnen mal eine Frage stellen?‘
Ich (sage nicht: Na, das haben Sie ja hiermit schon getan.): ‚Klar.‘
Sie: ‚Haben Sie zu Hause eine Schildkröte, die Gabi heißt?‘
Ich grinse.
Sie: ‚Die in Ihrer Badewanne lebt?!‘
Ich muss lachen. Nein, wir haben keine Schildkröte.
Wir beömmeln uns noch eine Weile über die Geschichte. Baby A hatte sie lebhaft ausgeschmückt: ‚Eine echte! Ich bring die morgen mal mit, dann könnt ihr die mal angucken!‘
Draußen in der Garderobe kommt die zweite Erzieherin auf uns zu. Sie heißt Gabi.
‚Kann ich Sie mal was fragen?‘
Ich: ‚Klar.‘
‚Haben Sie eine Schildkröte, die Gabi heißt?‘
Ich lache noch Stunden später.
‚Aber Mama, ich hab doch nur ein Märchen erzählt!‘
10.01.2016 | 10:19 | lieblingsmädchen | kommentieren
Das Lieblingsmädchen macht gerade alles gleichzeitig.
Seit Anfang Oktober kann es sitzen.
Zwischen Weihnachten und Neujahr fing es an zu robben und zog vom Kinderwagen in den Sportsitz um. Dort kann man es anschnallen. Im Kinderwagen hat es immer versucht selbständig auszusteigen.
Zu Neujahr hatte es den ersten Zahn und sagte zum ersten Mal ‚Mama‘. Zwischen all dem Gebrabbel noch eher zufällig, aber dafür inzwischen regelmäßig. Es brabbelt den ganzen Tag. Das bedeutet also: 12 Stunden am Tag Stereogebrabbel.
Es arbeitet gerade an Zahn zwei.
In der Nacht vom 07. auf den 08. Januar hat es zum allerersten Mal mehr als 4 Stunden geschlafen. Von 22:00 bis 4:00 Uhr. SECHS Stunden. Yay! (Dass die Nächte vorher sehr sehr sehr anstrengend waren und die Nacht danach auch wieder ist doch wohl klar, oder? Aber trotzdem! 6 Stunden!) Und letzte Nacht (vom 09. auf den 10. Januar) hat es das ganze sogar wiederholt: Von 06:30 bis 00:30 Uhr.
Das Schlafverhalten ist ansonsten auch ganz verträglich: Es geht normalerweise (wenn gerade kein Zahn oder Pups ansteht) zwischen 17:00 und 18:00 Uhr ins Bett. Es schläft übrigens seit es zu Hause eingezogen ist immer auf dem Bauch. (Im Krankenhaus durfte es das nicht, aber die eine Nachtschwester hat es trotzdem einmal auf dem Bauch schlafen lassen, weil es sich sonst nicht beruhigen wollte.) Und es schläft in seinem eigenen Bett in seinem eigenen Zimmer. Die ersten Monate hat es noch im Beistellbettchen geschlafen. Es schlief dort lautlos und friedlich (im Gegensatz zu Baby A, das im Beistellbett immer einen solchen Schlaf-Radau gemacht hat, dass ich nicht einschlafen konnte). Dann schläft es 2 bis 3 Stunden, wird 10 Minuten lang gestillt (5 min pro Seite, manchmal sogar noch kürzer) und lässt sich wieder weglegen. Dann schläft es wieder 2 bis 3 Stunden… Um 6 ist es wach, grinst breit, wenn man kommt und fängt an zu brabbeln.
Tagsüber hat es bisher immer nur im Kinderwagen geschlafen. Wenn es müde genug war, musste man es nur reinlegen (auf dem Rücken), es zog sich ein Tuch übers Gesicht und ward nicht mehr gehört. Jetzt ist der Kinderwagen ja abgelöst. Daher trainiert das Lieblingsmädchen nun auch tagsüber in seinem Bettchen zu schlafen. Erstaunlicherweise klappt das sogar manchmal. Dann schläft es etwa 2 Stunden.
Am 08. Januar hat es sich zum ersten Mal allein in den Stand gezogen. Die Böden der Laufställe sind schon seit längerem abgesenkt. Seit gestern dann auch das Bett.
Wir haben in dieser Woche den Beikostversuch wieder aufgenommen. Das Lieblingsmädchen macht den Mund nicht auf und würgt, falls doch mal etwas Brei reingelangt. Es weint aber nicht. Das werte ich als Fortschritt.
03.01.2016 | 20:30 | alle tage | baby a | lieblingsmädchen | kommentieren
Januar
Im Januar füttert Thorsten Thorstensson die Tiere meines Bruders. Ich treffe mich regelmäßig mit meiner Hebamme. Ich bin so froh sie zu haben. Bei jedem Termin löse ich mich in Tränen auf. Sie muss sich einiges anhören.
Baby A entwickelt einen weiteren Mundbodenabszess. Wieder Antibiose.
Ich mache autogenes Training. Schon der zweite Kurs in Folge.
Der Kinderarzt will einen Tuberkulin-Test. Negativ.
Nachdem der Chefarzt der Entbindungsklinik mir im Dezember in einem Nebensatz gesagt hat, ich solle doch mal meine Blutgerinnung kontrollieren lassen, mache ich einen Termin beim Hausarzt. Wo ich schonmal da bin, soll er nicht nur die Gerinnung sondern auch die Schilddrüsenhormone (wegen Tal der Tränen siehe oben) und auch noch einen Zuckertest (weil die Frauenärztin mich sonst wieder damit nervt) machen. Alles negativ.
Kurz darauf habe ich einen Frauenarzttermin, bei dem ich von den Testergebnissen berichte. Sie sieht mich an, schüttelt den Kopf und meint, der Hausarzt könne die Blutgerinnung nicht kontrollieren. Dazu müsste ich in eine Blutgerinnungsambulanz. Sie gibt mir eine Adresse. Ich mache einen Termin für den nächsten Tag. Der Blutgerinnungsarzt erklärt, ich müsse für die Testergebnisse wiederkommen. Wir diskutieren darüber, ob er mir die Fahrt ersparen kann. Wir einigen uns darauf, dass er mir die Testergebnisse telefonisch mitteilt, wenn er nichts findet.
Es schneit. Baby A fährt mit Opa Schlitten. Opa geht es nicht gut.
Februar
Der Geburtsvorbereitungskurs fängt an und wir machen eine Kreißsaalführung in der Entbindungsklinik. Ich mache mir weiterhin Sorgen darüber, dass meine Ängste Baby Two schaden könnten. Besonders nachdem die Doula, mit der ich kurz Kontakt habe, mir sagt, dass ‚Angst- und Stresshormone plazentagängig‘ sind. (Im Nachhinein denke ich, dass es gut ist, sie nicht weiter bemüht zu haben.)
Wir kaufen einen Kinderwagen und eine Spülmaschine.
Leider können die Ergebnisse der Blutgerinnungsdiagnostik nicht telefonisch besprochen werden und ich habe einen zweiten Termin in der Blutgerinnungsambulanz. Wieder wird Blut abgenommen. Diesmal ist das Ergebnis schon nach einer Stunde da.
Ich habe einen kurzen aber heftigen Magen-Darm-Infekt und kotze was geht. Es gibt Übelkeit und ÜBELKEIT. Ich kehre danach wieder zu Übelkeit zurück.
Baby A kränkelt vor sich hin und geht zwischendurch als Taucher in den Kindergarten.
Mein Vater kommt mit Vorhofflimmern für Wochen (mit Unterbrechungen) ins Krankenhaus.
Der Kinderarzt diagnostiziert bei Baby A eine mediane Halszyste und schickt uns zur HNO der Uniklinik. Ich bin nicht geneigt, das Kind erneut operieren zu lassen und mache einen Termin beim örtlichen HNO. Der urlaubt leider und der Vertretungs-Arzt geht lapidar über den Befund hinweg. Beruhigt mich und meint, man könne schon noch bis nach der Entbindung warten und überhaupt sei das alles nicht so schlimm.
Baby A entwickelt eine Mittelohrentzündung. Also wieder Kinderarzt. Der ist not amused darüber, dass wir noch nicht in der Uniklinik waren (und er ein Telefonat mit dem Vertretungs-HNO-Arzt hatte). Er wiederholt seine Empfehlung eindringlich.
März
Weiter geht es im wilden Ärzte-Hopping. Wir haben einen Termin in der HNO der Uniklinik. Wobei man ‚Termin‘ gern in Anführungszeichen setzen darf, denn er besteht zu 98% aus Warten. Warten mit Kleinkind. Thuper. Die Ärzte bestätigen die Diagnose, empfehlen eine zügige Entfernung der Zyste, witzeln über eine mögliche Entbindung in der HNO-Klinik. Die Blutgerinnungsstörung muss bei Baby A vor der OP noch abgeklärt werden. In der Nacht nach dem ersten Termin in der Uniklinik übergebe ich mich 8 Stunden non-stop. ÜBELKEIT.
Ich versuche einen ganzen Tag lang irgendjemanden von der HNO ans Telefon zu bekommen. Dann diskutiere ich mit dem ‚Case Management‘ darüber, ob die Ergebnisse der Blutgerinnungsambulanz in der Uniklinik akzeptiert werden oder ob Baby A in die hausinterne Blutgerinnungsambulanz muss. Man lässt sich schließlich auf die nicht-hausinternen Untersuchungsergebnisse ein.
Thorsten Thorstensson kauft eine neue Soundanlage für das Wohnzimmer.
Wir haben einen Termin in der Blutgerinnungsambulanz mit Baby A. 16 Röhrchen Blut. Baby A ist überaus tapfer.
Ich habe einen Termin zur Geburtsplanung. Die Blutgerinnungsstörung macht alle nervös. Wassergeburt und PDA scheiden aus. Ich soll die Blutgerinnung nochmal überprüfen lassen.
Wir haben einen Termin zur Kontrolle der Blutgerinnung für Baby A (es ist wieder sehr tapfer), zur Kontrolle meiner Blutgerinnungsstörung und anschließend einen Termin in der HNO zur OP-Planung.
Die OP soll am 23.03. stattfinden. Tut sie nicht. Eine Blutgerinnungsstörung kann nicht eindeutig ausgeschlossen werden. Die Blutgerinnung soll vor der OP nochmal kontrolliert werden. Wir bekommen einen Termin in der Kinderhämatologie der Uniklinik am 05.05.
Von der Sonnenfinsternis sehe ich nichts. Zäher Hochnebel.
Baby Two tobt ohne Unterlass. Ich bin hochschwanger.
Thorsten Thorstensson wird 40. Wir machen nichts. (Es war nichts geplant, da Baby A zu dieser Zeit im Krankenhaus hätte sein sollen.)
April
Wir sind alle erkältet. Ich habe furchtbare Ohrenschmerzen. Zwiebelsäckchen, Thymiantee. Kein Antibiotikum.
Ich warte. Es tut sich nichts. Baby Two liegt in erster Schädellage, Kopf fest im Becken, Muttermund durchlässig. Alles ist bereit. Ich warte, dass diese Erkältung sich legt und ich endlich wieder Luft bekomme. Der ET verstreicht. Die Ärzte werden nervös. Bei ET+7 will man einleiten. Ich handele ET+8 raus. In der Nacht von ET+7 auf ET+8 bekomme ich Wehen. Starke. In der Klinik sind die Wehen weg. Einleitung will ich nicht, man lässt sich auf Zuwarten ein. Thorsten Thorstensson lässt mich im Stich. Die Wehen kommen zurück. Es tut sich nichts. Die Wehen bringen mich um den Verstand. Meine Schwester kommt. Ich wehe noch Stunden. Es tut sich nichts. Baby Two arbeitet sich aus dem Becken heraus. In die falsche Richtung.
Das ganze endet im Kaiserschnitt. Dank der besten Anästhesistin mit Spinalanästhesie. Und diesmal ganz ohne grenzwertige Witze oder Gesang. Ich verliebe mich sofort in das Lieblingsmädchen. Das schönste, stärkste, beste Kind der Welt. Es schaut mich mit großen Augen an unterbricht zwischenzeitlich sein Gebrüll, um mir zuzuhören. Ich wehre Besuch im Krankenhaus ab und kaufe mir ein Einzelzimmer. Am Tag nach der Operation kann ich aufstehen. Es gibt keine Kompressionsstrümpfe. Zwei Tage nach der Operation darf ich duschen, traue mich aber noch nicht.
Mai
Am ersten Mai zieht das Lieblingsmädchen zu Hause ein. Baby A verliebt sich sofort und ist der beste große Bruder. Ich darf auch mit nach Hause kommen. Ich kann mich kaum bewegen vor Schmerzen. Dennoch ist alles tausendmal besser als vor 3 Jahren. Meine Hebamme pfeift anerkennend, als sie zum ersten Mal die Narbe sieht (wegen ‚größer als üblich‘), obwohl sie 5 cm kürzer als die alte ist.
Das Stillen ist die Hölle. Die B.rustw.arzen sind sofort wund, dann blutig. Schon im Krankenhaus hätte ich beinahe die angebotene Abstilltablette genommen. Als meine Hebamme zum zweiten Mal kommt, bin ich gerade dabei das erste Fläschchen zu verfüttern. Ich kann und will diese Schmerzen nicht mehr aushalten. Sie hört zu. Bespricht die Optionen. Ich bin einverstanden, es nochmal zu versuchen, wenn sie mir hilft. Wir beschränken das Anlegen auf 10 min pro Seite. Ich soll sie anrufen, sobald das Lieblingsmädchen Hunger hat. Ich rufe knapp 4 Stunden später an. Das Lieblingsmädchen hat Hunger. Meine Hebamme ist zur Stelle. Sie hilft mir beim Anlegen. Ich weine. Sie drückt mir die Schultern nach unten und hilft mir beim Atmen. 10 min. Andere Seite. 10 min. Nach knapp 4 Stunden rufe ich wieder an. Das Lieblingsmädchen hat Hunger. So geht das den ganzen Tag. 5 mal kommt meine Hebamme. Es ist Sonntag, der 03. Mai 2015.
Baby A ist furchtbar erkältet.
Am 04. Mai geht Thorsten Thorstensson mit seinem unklaren Schwindel, den er seit der Entbindung des Lieblingsmädchens hat, zum Hausarzt. Der schickt ihn umgehend ins Krankenhaus. Verdacht auf Herzinfarkt.
Ich bin mit den Kindern allein zu Hause. Ich rufe in der Kinderhämatologie an, wo Baby A am nächsten Tag einen Termin hat und frage, ob das Kind trotz akuten Infekts kommen soll. Ja, das sei kein Problem, es soll kommen. Den Tag überstehe ich mit Hilfe von Paracetamol gegen die Schmerzen beim Stillen irgendwie. Thorsten Thorstensson kommt nach Hause. Gegen ärtzlichen Rat. Ein Herzinfarkt kann ausgeschlossen worden. Den Schwindel kann niemand begründen. Abends kommt meine Hebamme. Ich breche zusammen. Ich fange wieder an, mit Stillhütchen zu stillen. Damit geht es etwas besser.
Am 05. Mai ist der Termin in der Kinderhämatologie. Wir schicken Baby A mit den Schwiegereltern und meiner Mutter los. Der ‚Termin‘ kann wieder nur in Anführungszeichen gesetzt werden. 5 Stunden Wartezeit. Danach erklärt die Ärztin mit Blick auf das fiebrige Kind: ‚Das Kind hat ja einen Infekt! Eine Blutuntersuchung macht keinen Sinn. Machen Sie bitte einen neuen Termin aus. Und geben Sie dem Kind ein Antibiotikum!‘ Der Kinderarzt ist not amused. (Wegen Antibiotika-Empfehlung ohne Anamnese, ohne Untersuchung und nach 3-minütiger Sichtung des Kindes.) Wir einigen uns darauf, dass Baby A ein Antibiotikum bekommt, wenn sich der Infekt nicht innerhalb der nächsten drei Tage bessert. Tut er nicht. Antibiose.
Wir bekommen eine erfreuliche Steuerrückerstattung. Am Muttertag nimmt das Lieblingsmädchen zum ersten Mal einen Schnuller und ich habe ein sehr sehr sehr schmerzhaftes mehrtägiges Intermezzo.
Thorsten Thorstensson ist noch den ganzen Monat lang krankgeschrieben. Er hat einen Facharzttermin nach dem anderen. Gefäßchirurgie, HNO, Neurologie, Kardiologie, MRT, Orthopädie, Osteopathie… Eine Untersuchung reiht sicht an die andere. Niemand findet eine Ursache für den Schwindel.
Auf der Fensterbank landet ein Maikäfer. Im Rollladenkasten des Lieblingsmädchens nisten Wespen. Ich verschließe alle Löcher mit Fugenmasse. Im Kindergarten gehen Läuse um. Baby A hat einen unklaren Juckreiz. Wir sehen Gespenster und kratzen uns am Kopf. Am Ende sind es keine Läuse. Sondern Flöhe. (Nur Baby A und Oma haben Bisse.) Wir setzen die ganze Wohnung auf den Kopf. Finden keine einzige Laus. Vielleicht waren es Gartenläuse. Baby A wird 3. Das Wetter ist den ganzen Monat über fantastisch. Baby A ist weiterhin erkältet. Es könnte auf die Windel verzichten. Ich denke aber, dass es besser ist, wenn es die Windel weiterhin trägt, weil ja noch der Krankenhausaufenthalt ansteht.
Juni
Thorsten Thorstensson hat einen Monat Elternzeit. Er hat den ganzen Monat über beinahe täglich Facharzttermine. Niemand findet die Ursache für den Schwindel.
Am 01. Juni ist der neue Termin in der Kinderhämatologie. Thorsten Thorstensson geht mit Baby A zum Kinderarzt, weil es seit der Nacht Ohrenschmerzen hat. Aber kein Fieber. Der Kinderarzt schickt das Kind weiter zur Hämatologie. Thorsten Thorstensson, die Schwiegermutter und Baby A fahren los. Während der gesamten Fahrt brüllt das Kind vor Ohrenschmerz. Diesmal werden sie nicht weggeschickt. Nach der Blutabnahme bekommt Baby A Ibuprofen, das ich extra mitgegeben hatte. Vorher durfte es das nicht bekommen, weil Ibuprofen die Blutwerte verfälscht.
An meinem Geburtstag lächelt das Lieblingsmädchen mich zum ersten Mal an und ich habe einen schmerzhaften Rückfall. Alles tut so weh, wie wenige Tage nach der OP.
6 Wochen nach der Geburt entwöhne ich mich mühsam von den Stillhütchen. Die B.rustwa.rzen sind zum ersten Mal wieder heil.
Die Blutwerte sind unklar. Der OP Termin platzt. Dennoch wird in Absprache mit dem ‚Case Management‘ ein Termin für die OP festgelegt. Am Tag vor der OP soll Baby A stationär aufgenommen werden, damit dann nochmal Blut abgenommen wird. Ich wundere mich, warum dass dann plötzlich so schnell gehen soll, aber man versichert mir ‚DIE ÄRZTE WISSEN SCHON, WAS SIE TUN‘.
Geplant ist, dass Thorsten Thorstensson mit Baby A im Krankenhaus bleibt, während ich nur tagsüber bei den beiden bin und dort abpumpe. Ich habe Angst vor einem Milchstau. Gemäß selbsterfüllender Prophezeiung entwickele ich einen Milchstau. Allerdings schon einige Tage vorher. Ich bekomme die Stauung in den Griff. Am 17. Juni wird Baby A stationär aufgenommen. Die OP soll am 18. Juni stattfinden. Tut sie nicht. (An dem Tag bleibe ich zu Hause, mache mit meiner Schwester, die gekommen ist, um auf das Lieblingsmädchen aufzupassen, meinen ersten Spaziergang in normaler Geschwindigkeit. In der Folge kann ich mich kaum noch bewegen. Symphysenschmerzen galore. Unterleibstechen.) Long story short: Die Blutwerte sind immer noch nicht eindeutig, man entschließt sich trotzdem zu operieren. (Ich habe albtraumhafte Bilder im Kopf.) Baby A überlebt. Die Zyste ist raus. Das Lieblingsmädchen trinkt problemlos aus dem Fläschchen. Sowohl abgepumpte Milch als auch Pulvermilch. Abpumpen klappt einwandfrei. (Immer auf das Positive konzentrieren.)
Am Tag der Operation (19. Juni) wickele ich Baby A abends und stelle eine erhebliche Hodenschwellung fest. Es gibt noch einen kurzen Ausflug in die Urologie der UKM, wo eine neue OP-Indikation festgestellt wird: Hydrozele. Die sollte ‚am besten kurzfristig‘ geschlossen werden.
Es gibt noch einige logistische Herausforderungen, weil Thorsten Thorstensson arbeiten muss und sich alles um einen Tag verschoben hat. In der Folge trage ich Baby A zum ersten Mal seit der Geburt. Auch nicht gut.
Den Termin zum Fädenziehen beim UKM nehmen wir nicht wahr. Der Kinderarzt zieht die Fäden. Gute Entscheidung! Er bestätigt, dass Baby A nochmal operiert werden muss. ‚Aber nicht mehr dieses Jahr, Frau L.‘.
Wir basteln Tierchen für das Abschiedsfest in der U3-Gruppe im Kindergarten.
Juli
Im Juli ist plötzlich Hochsommer. Baby A erholt sich körperlich schnell von der OP. Es lässt mich aber nicht an seine Narbe und redet für den Rest des Jahres davon, dass es ’nicht wieder ins Krankenhaus‘ will. Für die Psychohygiene werkele ich ein bisschen im Arbeitszimmer.
Thorsten Thorstensson arbeitet wieder. Mit Schwindel. Er hat weiterhin Arzttermine.
Das Lieblingsmädchen ist ein total entspanntes Kind. Es hat seit Wochen einen Stillrythmus nach dem man die Uhr stellen kann: 4 Stunden, tags wie nachts. 10 min pro Seite reichen ihm aus. Es ist sehr pünktlich und friedfertig. Es liebt den Kinderwagen und seinen Bruder. Das schönste Kind der Welt.
Thorsten Thorstensson eröffnet eine neue Kellerbaustelle und heuert Arbeitskräfte an: Der Keller bekommt eine feuchtigkeitsgesteuerte automatische Lüftung.
August
Im August hat Thorsten Thorstensson 3 Wochen Urlaub. Baby A verzichtet auch nachts auf die Windel und tagsüber auf den Mittagsschlaf. Das hat den Nachteil, das die Tage sehr viel anstrengender werden. Dafür geht es abends nach einer kurzen Eingewöhnungsphase pünktlich gegen 6 ins Bett und schläft dann 12 Stunden. Es bekommt sein erstes Fahrrad mit ‚Tramplern dran‘ und fährt einfach los. Wir fahren für eine Woche an die Nordsee, das Wetter spielt mit, das Lieblingsmädchen ist auch am Strand pflegeleicht und fröhlich und Baby A fährt mit einem Leihfahrrad. Alles ist besser in Flip Flops.
Auch zu Hause ist das Wetter sommerlich. Baby A schafft den Mittagsschlaf ab. Das ist einerseits traurig, weil die Nachmittage damit unendlich viel anstrengender werden. Andererseits ist es toll, da Baby A nach einer kurzen Umgewöhnungsphase fortan zwischen 18:00 und 19:00 Uhr ins Bett geht und sich nicht mehr muckt. Thorsten Thorstensson hat weiterhin Arzttermine.
Baby A wechselt in die Ü3-Gruppe. Es gefällt uns nicht so richtig.
Ende des Monats feiern wir den Geburtstag meiner Schwester bei uns und unser Blutgerinnungsarzt stirbt.
September
Der letzte Termin bei der Babymassage steht an. Es ist fast dieselbe Zusammensetzung wie bei der Geburtsvorbereitung und ich habe mich mit einigen Frauen und Kindern angefreundet.
Wir besuchen Rodger Hodgson. Der Ansager der Provinzbühne hat einige Probleme mit diesem Namen.
Baby A macht beim Burglauf den ersten Platz in seiner Altersklasse und gewinnt eine Urkunde und eine Medaille. Das Treppchen ist ihm suspekt.
Thorsten Thorstensson eröffnet drei neue Baustelle und heuert Arbeitskräfte an. (Gemäß Deichkind’schem Theorem: ‚Alles muss man selber machen lassen.‘) Der Dachboden wird runderneuert, damit die Mäuse es im kommenden Herbst/Winter kuschelig haben, das Carport bekommt ein Glasdach und das Badezimmer eine feuchtigkeitsgesteuerte automatische Lüftung (Das kommt Ihnen bekannt vor? Korrekt!). Baby A fragt interessiert: ‚Wann schreist Du denn?! Du bist doch ein Schreiner!‘
Die Schnullerfee kündigt sich an, darf aber noch nicht kommen. Ich bekomme ein neues Smartphone. Thorsten Thorstensson auch.
Die Kindergartensituation wird immer schlimmer. Es gefällt uns nicht.
Oktober
Der Oktober hält einen Knaller bereit. Am Abend vor dem 03. Oktober bekomme ich einen Anruf und es kommt zu einer kleinen Kernschmelze der Kategorie ‚Kommt in den besten Familien vor‘. Die Notfallmaßnahmen kosten mich den gesamten Monat. Thorsten Thorstensson hat eine Woche Urlaub, er sieht mich so gut wie gar nicht und ist not amused.
Die Aufräumarbeiten werden wohl noch Jahre andauern.
Die Firma ruft an und sagt sowas wie: ‚Wir haben gehört, dass das Mutterschaftsgeld bei direkt vorausgehender Elternzeit vom Gehalt VOR der Elternzeit berechnet wird. Wir bräuchten da noch ein paar Anträge.‘ Ich verschicke Anträge und eine Danksagungskarte.
Die Schnullerfee kommt und nimmt Baby As Schnuller mit. Sie lässt ein Geschenk da und Baby A ist zufrieden.
Das Lieblingsmädchen wird 6 Monate alt und ich unternehme für drei Wochen den täglichen Versuch, Beikost ins Kind zu bringen. Vergeblich.
Die Kindergartensituation spitzt sich zu. Es gefällt uns überhaupt nicht.
Die Glasdachrechnung kommt und Thorsten Thorstensson muss sie bezahlen. Die Regel ‚Wer bestellt bezahlt‘ findet er doof.
November
Im November ziehe ich mich vom Schlachtfeld zurück. Mein Verständnis und meine Geduld sind aufgebraucht.
Eine sehr große Investition kündigt sich an. Torsten Sträter kommt in unsere Stadt und wir gehen hin.
Ich stelle mich mit einer Freundin in die Warteschlange zum Spiegelburg-Lagerverkauf. Letztes Jahr sagte ich: Nie wieder. Dieses Jahr fällt mir wieder ein warum. Das Lieblingsmädchen verbringt den Tag bei Oma. Ungeplant ist, dass es das Fläschchen komplett verweigert. Es trinkt 9 Stunden lang: Nichts.
Ich stelle die Beikostversuche ein. Das Lieblingsmädchen bleibt voll gestillt. Es hat seinen traumhaften 4-Stunden-Rythmus seit langer Zeit eingestellt zugunsten eines unzuverlässigen 2 bis 3-Stunden Systems. Dafür braucht es pro Seite nur noch 5 Minuten. Damit kann ich leben. Die B.rustw.arzen machen nur Mucken, wenn ich angeschlagen bin. Erholen sich aber dann relativ schnell wieder.
Wir fangen an, Plätzchen zu backen, einen Adventskranz und mehrere Adventskalender (einer für Baby A, zwei für die Omas und Opas) zu bauen.
Ich bekomme eine saftige Mutterschaftsgeld-Nachzahlung. (Yay!)
Ich überlege, wo und ob ich das Lieblingsmädchen für eine Fremdbetreuung anmelden soll. Darüber hinaus überlegen wir, ob Baby A wechseln soll, denn die Kindergartensituation ist für uns nicht mehr zufriedenstellend.
Dezember
Wir besuchen unseren Dorfweihnachtsmarkt (und sonst keinen anderen) und machen uns eine gemütliche Adventszeit. Abgesehen davon besuche ich kurzzeitig das Schlachtfeld und helfe aus, versuche mich aber weiterhin zurückzuhalten.
Wir bekommen zwei Kindergartenzusagen für beide Kinder. Wir sagen beim neuen Kindergarten zu. Beim alten ab. Baby A muss noch bis Juli im alten Kindergarten bleiben. Mal sehen, wie das wird. (Kurz darauf wird bekannt, dass sich das Jugendamt verrechnet hat und dass insgesamt 185 Kindergartenplätze in der Stadt fehlen. Die Flüchtlinge sind in diese Zahl noch nicht eingerechnet. Wir machen drei Kreuzzeichen.)
Ich mache den Bücherschrank 20 kg leichter, wir bekommen Weihnachtspost (DANKE! Vielleicht schaffen wir es nächstes Jahr auch mal, ‚echte‘ Post zu verschicken…), unser Weihnachtsbaum ist heuer so groß, dass die Spitze gekappt werden muss, wir feiern Weihnachten, Baby A bekommt ‚genau, was ich mir gewünscht habe, Mama!‘, Das Lieblingsmädchen bekommt Spiegelburg-Lagerverkauf-Ausbeute, wie erwartet ist das Geschenkpapier das interessanteste.
Zu Silvester wundern wir uns über die vielen Idioten, die ihr Geld verböllern und machen uns Sorgen um unsere neuen Nachbarn.
Zusammenfassend war 2015 Zuviel.
Zuviele Ärzte, zuviel Krankheit, zuviele Krankenhäuser, zuviel Anspannung, zuviele Schmerzen, zuviel Angst, zuviel Aufregung. Und die ersten grauen Haare.
Es gab aber auch viel schönes. Ich habe neue (Selbst-)Erkenntnisse erlangt und neue Freundinnen gefunden. Und wir haben ein neues Familienmitglied, das die Gelassenheit mitbringt, die uns anderen fehlt und die vielleicht ein bisschen auf uns abfärbt. Die stillen Momente mit dem Lieblingsmädchen konnte ich genießen und seit der Operation ist Baby A nicht mehr krank gewesen. 6 Monate lang. Das war noch nie.
Für 2016 wünsche ich mir trotzdem Weniger.