24.05.2014 | 23:14 | alle tage | welt retten | kommentieren
Thorsten Thorstensson und ich haben schon briefgewählt. Aber Sie, meine lieben Leser, müssen sich morgen entscheiden. Zwischen fünfundzwanzig Parteien.
Für die Europawahl empfehle ich den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung.
Bei den Kommunalwahlen wird es buuuunt. In unserer Stadt gibt es von der Zeitung auch einen Wahlkompass. Der hat mir bei der Entscheidungsfindung geholfen, weil ich nun einen ungefähren Überblick habe, mit was sich so ein Gemeinderat und Kreistag eigentlich befasst.
Trotz der großartigen, zielgruppenorientierten Werbekampagne, haben wir uns auch diesmal nicht für die große schwarze Partei entschieden.
Und man fragt sich: Von denen soll ich einen wählen?! Ernsthaft?
| 21:11 | baby a | kommentieren
Am Montag, 19.05. ist Baby A zum zweiten Mal operiert worden. Und zwar nicht im selben Krankenhaus wie beim letzten Mal, sondern in der nächsten Uniklinik.
Schön ist es da nicht. Weder von außen, noch von innen. Mit Ausnahme der neuen gigantischen Kantine.
Die OP ist gut verlaufen, nur der Befund ist wenig erfreulich. Wenn auch genau, wie ich erwartet hatte. Aber jetzt haben wir erstmal Ruhe und es sind keine weiteren Operationen geplant.
Baby A lag in einem Zimmer mit 3 Mitpatienten. D.h. 4 Patientenbetten und 4 Elternpritschen. Die Fenster fest verschlossen. Klimaanlagenluft. Ab nachmittags brütende Sonne. Ein Waschbecken mit Spiegel im Zimmer. Nebenan eine Toilette mit darüber installierter Dusche auf etwa einem Quadratmeter. Kein Spiegel, keine Ablagemöglichkeit, kein Platz zum Umdrehen, kein Platz für einen Kinderwagen geschweige denn einen Rollstuhl. Dafür zwei Türen. Denn das ‚Bad‘ gehörte nicht nur zu Baby As Zimmer, sondern auch zum Nachbarzimmer.
Wegen der tollen Turmarchitektur liegen die Schwesternzimmer in der Mitte der Türme, umzingelt von allen Patientenzimmern. Keine Fenster, Neonlicht, Klimaanlagenluft. Bedrückend.
Die Schwester wollte Baby A in einem normal großen Patientenbett unterbringen. Er sei ja viel zu groß für ein Kinderbett. WTF?
Im ‚Bad‘ gab es zwar einen Spender für Desinfektionsmittel. Der war aber leer. Ich war einigermaßen froh, dass Baby A noch Windeln trägt und hatte Mitleid mit der anderen Mutter in unserem Zimmer, die schon seit 8 Tagen da war und die ihren etwa zehnjährigen Sohn (mehrfacher Bruch in den Unterschenkelknochen eines Beins) mehrmals täglich vom Bett in den Rollstuhl gehievt hat, bis vor die Badezimmertür (dabei eine Elternpritsche beiseiteschiebend) gefahren ist, dann aus dem Rollstuhl wieder heraus gehievt hat, um dann mit ihm im ‚Bad‘ zu verschwinden.
Gott sei Dank mussten wir nur eine Nacht bleiben. Unsere Mitbewohner haben noch bis halb 1 ferngesehen. Es war etwas mühsam, Baby A zum Schlafen zu bewegen. ‚Mama! Musik! Da! Auch Fernseh kuckn!‘
Ich hatte mich im Vorfeld bei der Krankenkasse informiert, ob der Rücktransport per Taxi übernommen würde. Ich bekam ein OK. Ursprünglich wollte ich allein mit Baby A zurückfahren. Dann hatte ich aber Szenarien mit einem schreienden Kind während der einstündigen Rückfahrt im Kopf und nahm von dem Plan Abstand. Die Krankenkasse informierte mich, ich bräuchte nur eine Verordnung vom Krankenhaus und dann würden meine Auslagen zurücküberwiesen. Ich telefonierte mit dem Taxiunternehmen und fragte nach Kindersitzen. Gibt es nicht. Man könne aber unseren Kindersitz an einem zu vereinbarenden Ort abholen. So haben wir es dann auch gemacht.
Ich fragte bei der Ankunft im Krankenhaus die Schwester nach der Verordnung. Die sagte, das würde bei der Entlassung gemacht. Am Entlasstag fragte ich eine andere Schwester, die sagte, da müsse sie erst eine andere Schwester fragen. Und ward nicht mehr gesehen. Ich fragte also wiederum eine andere Schwester, die sagte, das müsste der entlassende Arzt machen. Die entlassende Assistenzärztin gab mir die Unterlagen, ich fragte nach der Krankentransportverordnung. ‚Das machen wir hier nicht.‘
– ‚Bitte?‘
‚Ich kann das nicht unterschreiben.‘
– ‚Wieso?‘
‚Ich weiß gar nicht wovon sie sprechen.‘
– ‚Ich spreche von einem Taxischein. Einer Verordnung für Krankentransport.‘
‚Davon weiß ich nichts.‘
– ‚Wissen Sie denn, wer mir dazu etwas sagen kann?‘
‚Nein.‘
Möglicherweise bin ich an dieser Stelle etwas lauter geworden…
‚Bei welcher Krankenversicherung sind Sie denn? Sie wissen ja gar nicht, ob die das überhaupt bezahlen.‘
Ich nannte Ihr meine Versicherung. ‚Und ich habe das schon abgeklärt. Die Kosten werden übernommen. Ich brauche nur die Verordnung.‘
‚Das kann ich nicht machen.‘
– ‚Und Sie wollen mich jetzt hier so stehen lassen? Was soll ich denn jetzt machen? Können Sie sich erkundigen, wer mir eine Verordnung ausstellen kann?‘
‚Ich erkundige mich.‘
In der Zwischenzeit rief Thorsten Thorstensson an. Ich erzählte, dass wir entlassen seien und dass ich das Taxi schon gerufen hätte. Dass es da aber noch einige Ungereimtheiten mit der Verordnung gäbe. Die würden sich aber sicher noch klären. Thorsten Thorstensson war ungehalten. Er wollte den Namen der Dame von der Versicherung wissen und dort anrufen. Ich nannte ihm den Namen.
Ich stand mit Baby A am Schwesterntresen und wartete. Und wartete. Und wartete. Man ignorierte mich. Bis auf die Schwesternschülerin. Die war weiterhin freundlich. Baby A wurde ungeduldig. Wir hatten ja vorher schon zwei Stunden auf die Assistenzärztin und die Entlassunterlagen gewartet. Die Schwestern liefen an mir vorbei. Niemand sah mich an. Ich fragte laut in den Raum hinein, ob IRGENDJEMAND schon etwas über meine Krankentransportverordnung wüsste. Niemand antwortete. Die Assistenzärztin kam mit lauten Schritten auf mich zu und drückte mir die Verordnung in die Hand. ‚Hier.‘
Ich war etwas verwirrt. Ich schaute mir den Schrieb an. Dann schaute ich wieder auf. Die Ärztin war schon weitergelaufen. Ich sagte ‚Dankeschön.‘ zu ihr. Sie reagierte nicht. Ich sagte in den Raum hinein ‚Dankeschön. Tschüß.‘ Niemand antwortete. Ich kam mir etwas blöd vor. Ich sagte noch mehrfach ‚Tschüß‘ zu mehreren Schwestern, die ich noch sah. Niemand antwortete.
Diese kleine Episode gibt, glaube ich, einen ganz guten Einblick in das Klima auf der Kinderstation.
Im Nachhinein habe ich erfahren, dass Thorsten Thorstensson mit der Versicherungsdame gesprochen hat, dass die Versicherungsdame in der Verwaltung der Uniklinik angerufen hat, dass die Verwaltung mit der Kinderstation gesprochen hat und dass ich deshalb so schnell zu meiner Verordnung kam. Wenn Thorsten Thorstensson mich nicht angerufen hätte, wäre ich sicher nicht auf die Idee gekommen, sofort bei der Versicherung anzurufen. Ich hätte erstmal abgewartet, mit welchen Infos die Assistenzärztin zurückgekommen wäre. Aber dann hätten wir sicher noch länger gewartet.
Auf unserem Zimmer gab es mehrere Eltern, die nur gebrochen Deutsch sprachen und verstanden. Ich erinnere eine Situation, da kam die Schwester aufgebracht ins Zimmer und sprach eine Mutter scharf an: ‚Waren Sie in der Anästhesie?!‘ Die Mutter: ‚Was? Ich? Wo?‘ Die Schwester: ‚Waren Sie in der Anästhesie?!‘ Die Mutter: ‚Ich nicht. Was?‘ Die Schwester: ‚Ich hatte Ihnen Unterlagen gegeben, mit denen Sie zur Anästhesie gehen sollten. Waren Sie dort? In der Anästhesie?‘ Die Mutter leicht panisch: ‚Was? Was?‘ Das ging noch minutenlang so weiter.
Es war echt nicht schön. Kein Einfühlungsvermögen. Keine erklärenden Worte. Keine helfende Hand. Niemand erklärt den Weg oder die Gründe. Wenn jemand, wie diese Mutter, auf einen Taxischein angewiesen gewesen wäre, hätte sie ihn nie im Leben bekommen. Nicht auf dieser Station. Nicht mit dieser Belegschaft.
Baby A darf jetzt 10 Tage nicht laufen. Je nachdem, ob man den OP Tag mitrechnet oder nicht, landet man bei Donnerstag oder Freitag. Bisher hat es erst wenige Aufstehversuche unternommen, die wir noch schnell genug unterbinden konnten. Es wird getragen, im Kinderwagen umhergeschoben, bespielt und verwöhnt. Trotzdem ist es natürlich irgendwann nörgelig. Es wird nicht richtig müde und die Bettgehzeit verschiebt sich täglich nach hinten. Im Moment sind wir bei etwa 21 Uhr…
Ansonsten geht es Baby A gut. Die Schmerzen halten sich in Grenzen und es ist größtenteils vergnügt.
Morgen wird Baby A zwei Jahre alt. Das Gute an der Situation ist, dass meine blutigen Albträume durch die Operation überlagert wurden. Im Moment überwiegt die Erleichterung, es überstanden zu haben.
01.05.2014 | 22:28 | alle tage | 2 kommentare
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