15.07.2015 | 13:49 | alle tage | kommentieren
Wir haben hier um die Ecke eine kleine Postfiliale. Es sind Sommerferien. Es gibt eine Sommerferien-Aushilfe.
Ich hatte zwei Maxibriefe, die ich als Einschreiben verschicken wollte und mehrere Retouren, von denen eine noch frankiert werden musste.
‚Ich komme gar nicht ins System! Ich weiß gar nicht, warum der das Passwort nicht nimmt!‘ Die Sommerferien-Aushilfe machte einen verzweifelten Eindruck. Immer wieder hackte sie das Passwort in die Tastatur.
Nach 10 Minuten endlich funktionierte die Anmeldung. ‚Ich hab gar nichts anders gemacht!‘ Öhm. Ja. Vielleicht.
Zuerst das eine Einschreiben. Ich hatte den Maxibrief mit zwei 1,45 EUR Briefmarken sowie drei 0,55 EUR Briefmarken frankiert. Ich bin auch nicht die schnellste Kopfrechnerin. Aber das hätte ich noch im Kopf geschafft. Nicht so die Sommerferien-Aushilfe. Sie rechnete. Und rechnete. Und rechnete.
SFA: ‚Vier Euro fünf!‘
Ich: ‚Nee. Vier Euro fünfundfünfzig.‘
Sie rechnete nochmal nach. Und rechnete und rechnete.
SFA: ‚Vier Euro fünfundsechzig!‘
Ich: ‚Nee. Vier Euro fünfundfünfzig.‘
Sie suchte nach dem Taschenrechner. Fand ihn. Tippte ein: 1,45. Pause. Plus. 1,45. Pause. Irritiertes Nachsehen auf dem Päckchen. Tippte weiter: Plus. 0,55 … Undsoweiter.
SFA: ‚Vier Euro fünfundfünfzig.‘
Ich: ‚…‘
SFA: ‚Was für ein Einschreiben wollen Sie denn? Es gibt mit Rückschein, Eigenhändig, normal oder Einwurf.‘
Ich: ‚Was bekomme ich denn für vier Euro fünfundfünfzig?‘
(Ich hätte auch direkt sagen können, dass ich das ganz normale Einschreiben haben wollte: Maxibrief 2,40 EUR, Einschreiben 2,15 EUR. Macht vier Euro fünfundfünfzig.)
Sie suchte in den Unterlagen nach den Portoinformationen. Suchte und suchte. Rechnete. Hinter mir standen bereits drei weitere Kunden.
SFA: ‚Normales Einschreiben? Macht vier Euro fünfundfünfzig.‘
Ich: ‚Dann nehme ich das doch!‘
Sie machte das Einschreiben fertig. Widmete sich dem nächsten Einschreiben. Darauf hatte ich drei 1,45 EUR Briefmarken und eine 0,20 EUR Briefmarke geklebt. Sie überraschte mich und rechnete nicht nach. Ich bezweifle, dass sie das so schnell überblickte. Aber gut. Ich sagte: ‚Vier Euro fünfundfünfzig.‘ Sie machte das Einschreiben fertig.
Dann versuchte sie die Retouren einzuscannen. Benutzte dafür aber wiederholt den falschen Barcode (auf einem DHL Retourenaufkleber sind 3 verschiedene Barcodes).
SFA: ‚Das funktioniert gar nicht. Bestimmt ist das Ding kaputt!‘
Damit meinte sie den Barcodescanner. Öhm. Ja.
SFA: ‚Das liegt bestimmt daran, dass Sie da Klebeband drüber gemacht haben! Da kann das nicht funktionieren!‘
Ich wies darauf hin, dass sie doch mal den obersten Barcode versuchen solle.
Sie versuchte es, hielt aber den Scanner dabei so schief, dass der Barcode nicht komplett im Scanbereich lag.
SFA: ‚Sehen Sie! Das Klebeband! Das funktioniert so nicht!‘
Ich: ‚…‘
SFA: ‚Oh. Jetzt gehts! Da haben Sie aber Glück gehabt!‘
Ich bemerkte, dass ein Paket dabei war, das einen Hermes Paketaufkleber hatte.
Ich: ‚Mit diesem bin ich hier falsch, das ist für Hermes. Das nehme ich gleich wieder mit.‘
SFA: ‚Ich kann ja versuchen, ob er das nimmt. Manchmal geht das!‘
Ich: ‚…‘
Sie versuchte dann wiederholt den Hermes Barcode zu scannen. Ohne Erfolg. Hinter mir waren jetzt bereits 4 wartende Kunden.
Es fehlte noch die unfrankierte Sendung. Die sollte übrigens nach Großbritannien gehen.
Ich: ‚Dies ist noch nicht frankiert. Was muss ich dafür bezahlen?‘
Nachdem wir dann geklärt hatten, dass ich gerne einen Sendungsnachweis hätte, sagte sie mir ich müsse 6,99 EUR bezahlen. Ich fragte nochmal nach. 6,99 EUR. Ja. Ganz sicher.
Ich zahlte und war erlöst. Beim Rausgehen lächelte ich den wartenden Fünf aufmunternd zu.
Zwei Tage später erreichte uns das letzte Päckchen. Unzureichend frankiert. Thorsten Thorstensson regte sich maßlos auf, es war nämlich seine Sendung. Hauptsächlich über mich, weil ich nicht sofort bemerkt hatte, dass 6,99 EUR per Luftpost nach GB nicht ausreichend sein können. Er ging also wieder in die kleine Filiale, wo er sich mit der Sommerferien-Aushilfe arrangieren musste. Er regte sich auch dort ziemlich auf.
SFA: ‚Aber das hätte man mir doch SAGEN müssen, dass das nach England geht!‘
TT: ‚Aber das stand doch drauf.‘
SFA: ‚Aber da fehlte ja auch der blaue Priority Luftpost Aufkleber!‘
TT: ‚Ja, glauben Sie denn, den haben wir zu Hause? Den müssen Sie doch aufkleben.‘
SFA: ‚Was erwarten Sie denn jetzt? Bei meinem Gehalt kann ich mir eine Erstattung nicht leisten. Das müsste ich dann nämlich privat bezahlen. Und hier ist immer so viel Stress! Da kann sowas schonmal passieren.‘
Thorsten Thorstensson ließ es dann gut sein. Diesmal wurde das Päckchen ausreichend frankiert und hat inzwischen seinen Empfänger erreicht.
Ein paar Tage später war Thorsten Thorstensson wieder in der kleinen Postfiliale. Wieder hatte er mit der Sommerferien-Aushilfe zu tun. Er hatte einige Pakete aufzugeben.
SFA: ‚Gehen die denn nach DEUTSCHLAND?!‘
TT: ‚Ja, die gehen nach Deutschland. Steht ja auch drauf.‘
SFA: ‚Ja, wissen Sie, ich hatte hier letztens so einen Kunden. Der HAT sich vielleicht aufgeregt! Der hatte ein Päckchen nach England aufgegeben und hatte mir das ÜBERHAUPT NICHT gesagt! Das ist dann natürlich zurückgekommen. Der wollte sein Geld zurück! Jetzt frage ich lieber jedesmal nach. Nicht, dass mir das nochmal passiert!‘
TT: ‚…‘