28.01.2016 | 22:27 | baby a | wort schatz | kommentieren
Ich hole Baby A vom Kindergarten ab. Die Erzieherin sagt zu mir: ‚Kann ich Ihnen mal eine Frage stellen?‘
Ich (sage nicht: Na, das haben Sie ja hiermit schon getan.): ‚Klar.‘
Sie: ‚Haben Sie zu Hause eine Schildkröte, die Gabi heißt?‘
Ich grinse.
Sie: ‚Die in Ihrer Badewanne lebt?!‘
Ich muss lachen. Nein, wir haben keine Schildkröte.
Wir beömmeln uns noch eine Weile über die Geschichte. Baby A hatte sie lebhaft ausgeschmückt: ‚Eine echte! Ich bring die morgen mal mit, dann könnt ihr die mal angucken!‘
Draußen in der Garderobe kommt die zweite Erzieherin auf uns zu. Sie heißt Gabi.
‚Kann ich Sie mal was fragen?‘
Ich: ‚Klar.‘
‚Haben Sie eine Schildkröte, die Gabi heißt?‘
Ich lache noch Stunden später.
‚Aber Mama, ich hab doch nur ein Märchen erzählt!‘
03.01.2016 | 20:30 | alle tage | baby a | lieblingsmädchen | kommentieren
Januar
Im Januar füttert Thorsten Thorstensson die Tiere meines Bruders. Ich treffe mich regelmäßig mit meiner Hebamme. Ich bin so froh sie zu haben. Bei jedem Termin löse ich mich in Tränen auf. Sie muss sich einiges anhören.
Baby A entwickelt einen weiteren Mundbodenabszess. Wieder Antibiose.
Ich mache autogenes Training. Schon der zweite Kurs in Folge.
Der Kinderarzt will einen Tuberkulin-Test. Negativ.
Nachdem der Chefarzt der Entbindungsklinik mir im Dezember in einem Nebensatz gesagt hat, ich solle doch mal meine Blutgerinnung kontrollieren lassen, mache ich einen Termin beim Hausarzt. Wo ich schonmal da bin, soll er nicht nur die Gerinnung sondern auch die Schilddrüsenhormone (wegen Tal der Tränen siehe oben) und auch noch einen Zuckertest (weil die Frauenärztin mich sonst wieder damit nervt) machen. Alles negativ.
Kurz darauf habe ich einen Frauenarzttermin, bei dem ich von den Testergebnissen berichte. Sie sieht mich an, schüttelt den Kopf und meint, der Hausarzt könne die Blutgerinnung nicht kontrollieren. Dazu müsste ich in eine Blutgerinnungsambulanz. Sie gibt mir eine Adresse. Ich mache einen Termin für den nächsten Tag. Der Blutgerinnungsarzt erklärt, ich müsse für die Testergebnisse wiederkommen. Wir diskutieren darüber, ob er mir die Fahrt ersparen kann. Wir einigen uns darauf, dass er mir die Testergebnisse telefonisch mitteilt, wenn er nichts findet.
Es schneit. Baby A fährt mit Opa Schlitten. Opa geht es nicht gut.
Februar
Der Geburtsvorbereitungskurs fängt an und wir machen eine Kreißsaalführung in der Entbindungsklinik. Ich mache mir weiterhin Sorgen darüber, dass meine Ängste Baby Two schaden könnten. Besonders nachdem die Doula, mit der ich kurz Kontakt habe, mir sagt, dass ‚Angst- und Stresshormone plazentagängig‘ sind. (Im Nachhinein denke ich, dass es gut ist, sie nicht weiter bemüht zu haben.)
Wir kaufen einen Kinderwagen und eine Spülmaschine.
Leider können die Ergebnisse der Blutgerinnungsdiagnostik nicht telefonisch besprochen werden und ich habe einen zweiten Termin in der Blutgerinnungsambulanz. Wieder wird Blut abgenommen. Diesmal ist das Ergebnis schon nach einer Stunde da.
Ich habe einen kurzen aber heftigen Magen-Darm-Infekt und kotze was geht. Es gibt Übelkeit und ÜBELKEIT. Ich kehre danach wieder zu Übelkeit zurück.
Baby A kränkelt vor sich hin und geht zwischendurch als Taucher in den Kindergarten.
Mein Vater kommt mit Vorhofflimmern für Wochen (mit Unterbrechungen) ins Krankenhaus.
Der Kinderarzt diagnostiziert bei Baby A eine mediane Halszyste und schickt uns zur HNO der Uniklinik. Ich bin nicht geneigt, das Kind erneut operieren zu lassen und mache einen Termin beim örtlichen HNO. Der urlaubt leider und der Vertretungs-Arzt geht lapidar über den Befund hinweg. Beruhigt mich und meint, man könne schon noch bis nach der Entbindung warten und überhaupt sei das alles nicht so schlimm.
Baby A entwickelt eine Mittelohrentzündung. Also wieder Kinderarzt. Der ist not amused darüber, dass wir noch nicht in der Uniklinik waren (und er ein Telefonat mit dem Vertretungs-HNO-Arzt hatte). Er wiederholt seine Empfehlung eindringlich.
März
Weiter geht es im wilden Ärzte-Hopping. Wir haben einen Termin in der HNO der Uniklinik. Wobei man ‚Termin‘ gern in Anführungszeichen setzen darf, denn er besteht zu 98% aus Warten. Warten mit Kleinkind. Thuper. Die Ärzte bestätigen die Diagnose, empfehlen eine zügige Entfernung der Zyste, witzeln über eine mögliche Entbindung in der HNO-Klinik. Die Blutgerinnungsstörung muss bei Baby A vor der OP noch abgeklärt werden. In der Nacht nach dem ersten Termin in der Uniklinik übergebe ich mich 8 Stunden non-stop. ÜBELKEIT.
Ich versuche einen ganzen Tag lang irgendjemanden von der HNO ans Telefon zu bekommen. Dann diskutiere ich mit dem ‚Case Management‘ darüber, ob die Ergebnisse der Blutgerinnungsambulanz in der Uniklinik akzeptiert werden oder ob Baby A in die hausinterne Blutgerinnungsambulanz muss. Man lässt sich schließlich auf die nicht-hausinternen Untersuchungsergebnisse ein.
Thorsten Thorstensson kauft eine neue Soundanlage für das Wohnzimmer.
Wir haben einen Termin in der Blutgerinnungsambulanz mit Baby A. 16 Röhrchen Blut. Baby A ist überaus tapfer.
Ich habe einen Termin zur Geburtsplanung. Die Blutgerinnungsstörung macht alle nervös. Wassergeburt und PDA scheiden aus. Ich soll die Blutgerinnung nochmal überprüfen lassen.
Wir haben einen Termin zur Kontrolle der Blutgerinnung für Baby A (es ist wieder sehr tapfer), zur Kontrolle meiner Blutgerinnungsstörung und anschließend einen Termin in der HNO zur OP-Planung.
Die OP soll am 23.03. stattfinden. Tut sie nicht. Eine Blutgerinnungsstörung kann nicht eindeutig ausgeschlossen werden. Die Blutgerinnung soll vor der OP nochmal kontrolliert werden. Wir bekommen einen Termin in der Kinderhämatologie der Uniklinik am 05.05.
Von der Sonnenfinsternis sehe ich nichts. Zäher Hochnebel.
Baby Two tobt ohne Unterlass. Ich bin hochschwanger.
Thorsten Thorstensson wird 40. Wir machen nichts. (Es war nichts geplant, da Baby A zu dieser Zeit im Krankenhaus hätte sein sollen.)
April
Wir sind alle erkältet. Ich habe furchtbare Ohrenschmerzen. Zwiebelsäckchen, Thymiantee. Kein Antibiotikum.
Ich warte. Es tut sich nichts. Baby Two liegt in erster Schädellage, Kopf fest im Becken, Muttermund durchlässig. Alles ist bereit. Ich warte, dass diese Erkältung sich legt und ich endlich wieder Luft bekomme. Der ET verstreicht. Die Ärzte werden nervös. Bei ET+7 will man einleiten. Ich handele ET+8 raus. In der Nacht von ET+7 auf ET+8 bekomme ich Wehen. Starke. In der Klinik sind die Wehen weg. Einleitung will ich nicht, man lässt sich auf Zuwarten ein. Thorsten Thorstensson lässt mich im Stich. Die Wehen kommen zurück. Es tut sich nichts. Die Wehen bringen mich um den Verstand. Meine Schwester kommt. Ich wehe noch Stunden. Es tut sich nichts. Baby Two arbeitet sich aus dem Becken heraus. In die falsche Richtung.
Das ganze endet im Kaiserschnitt. Dank der besten Anästhesistin mit Spinalanästhesie. Und diesmal ganz ohne grenzwertige Witze oder Gesang. Ich verliebe mich sofort in das Lieblingsmädchen. Das schönste, stärkste, beste Kind der Welt. Es schaut mich mit großen Augen an unterbricht zwischenzeitlich sein Gebrüll, um mir zuzuhören. Ich wehre Besuch im Krankenhaus ab und kaufe mir ein Einzelzimmer. Am Tag nach der Operation kann ich aufstehen. Es gibt keine Kompressionsstrümpfe. Zwei Tage nach der Operation darf ich duschen, traue mich aber noch nicht.
Mai
Am ersten Mai zieht das Lieblingsmädchen zu Hause ein. Baby A verliebt sich sofort und ist der beste große Bruder. Ich darf auch mit nach Hause kommen. Ich kann mich kaum bewegen vor Schmerzen. Dennoch ist alles tausendmal besser als vor 3 Jahren. Meine Hebamme pfeift anerkennend, als sie zum ersten Mal die Narbe sieht (wegen ‚größer als üblich‘), obwohl sie 5 cm kürzer als die alte ist.
Das Stillen ist die Hölle. Die B.rustw.arzen sind sofort wund, dann blutig. Schon im Krankenhaus hätte ich beinahe die angebotene Abstilltablette genommen. Als meine Hebamme zum zweiten Mal kommt, bin ich gerade dabei das erste Fläschchen zu verfüttern. Ich kann und will diese Schmerzen nicht mehr aushalten. Sie hört zu. Bespricht die Optionen. Ich bin einverstanden, es nochmal zu versuchen, wenn sie mir hilft. Wir beschränken das Anlegen auf 10 min pro Seite. Ich soll sie anrufen, sobald das Lieblingsmädchen Hunger hat. Ich rufe knapp 4 Stunden später an. Das Lieblingsmädchen hat Hunger. Meine Hebamme ist zur Stelle. Sie hilft mir beim Anlegen. Ich weine. Sie drückt mir die Schultern nach unten und hilft mir beim Atmen. 10 min. Andere Seite. 10 min. Nach knapp 4 Stunden rufe ich wieder an. Das Lieblingsmädchen hat Hunger. So geht das den ganzen Tag. 5 mal kommt meine Hebamme. Es ist Sonntag, der 03. Mai 2015.
Baby A ist furchtbar erkältet.
Am 04. Mai geht Thorsten Thorstensson mit seinem unklaren Schwindel, den er seit der Entbindung des Lieblingsmädchens hat, zum Hausarzt. Der schickt ihn umgehend ins Krankenhaus. Verdacht auf Herzinfarkt.
Ich bin mit den Kindern allein zu Hause. Ich rufe in der Kinderhämatologie an, wo Baby A am nächsten Tag einen Termin hat und frage, ob das Kind trotz akuten Infekts kommen soll. Ja, das sei kein Problem, es soll kommen. Den Tag überstehe ich mit Hilfe von Paracetamol gegen die Schmerzen beim Stillen irgendwie. Thorsten Thorstensson kommt nach Hause. Gegen ärtzlichen Rat. Ein Herzinfarkt kann ausgeschlossen worden. Den Schwindel kann niemand begründen. Abends kommt meine Hebamme. Ich breche zusammen. Ich fange wieder an, mit Stillhütchen zu stillen. Damit geht es etwas besser.
Am 05. Mai ist der Termin in der Kinderhämatologie. Wir schicken Baby A mit den Schwiegereltern und meiner Mutter los. Der ‚Termin‘ kann wieder nur in Anführungszeichen gesetzt werden. 5 Stunden Wartezeit. Danach erklärt die Ärztin mit Blick auf das fiebrige Kind: ‚Das Kind hat ja einen Infekt! Eine Blutuntersuchung macht keinen Sinn. Machen Sie bitte einen neuen Termin aus. Und geben Sie dem Kind ein Antibiotikum!‘ Der Kinderarzt ist not amused. (Wegen Antibiotika-Empfehlung ohne Anamnese, ohne Untersuchung und nach 3-minütiger Sichtung des Kindes.) Wir einigen uns darauf, dass Baby A ein Antibiotikum bekommt, wenn sich der Infekt nicht innerhalb der nächsten drei Tage bessert. Tut er nicht. Antibiose.
Wir bekommen eine erfreuliche Steuerrückerstattung. Am Muttertag nimmt das Lieblingsmädchen zum ersten Mal einen Schnuller und ich habe ein sehr sehr sehr schmerzhaftes mehrtägiges Intermezzo.
Thorsten Thorstensson ist noch den ganzen Monat lang krankgeschrieben. Er hat einen Facharzttermin nach dem anderen. Gefäßchirurgie, HNO, Neurologie, Kardiologie, MRT, Orthopädie, Osteopathie… Eine Untersuchung reiht sicht an die andere. Niemand findet eine Ursache für den Schwindel.
Auf der Fensterbank landet ein Maikäfer. Im Rollladenkasten des Lieblingsmädchens nisten Wespen. Ich verschließe alle Löcher mit Fugenmasse. Im Kindergarten gehen Läuse um. Baby A hat einen unklaren Juckreiz. Wir sehen Gespenster und kratzen uns am Kopf. Am Ende sind es keine Läuse. Sondern Flöhe. (Nur Baby A und Oma haben Bisse.) Wir setzen die ganze Wohnung auf den Kopf. Finden keine einzige Laus. Vielleicht waren es Gartenläuse. Baby A wird 3. Das Wetter ist den ganzen Monat über fantastisch. Baby A ist weiterhin erkältet. Es könnte auf die Windel verzichten. Ich denke aber, dass es besser ist, wenn es die Windel weiterhin trägt, weil ja noch der Krankenhausaufenthalt ansteht.
Juni
Thorsten Thorstensson hat einen Monat Elternzeit. Er hat den ganzen Monat über beinahe täglich Facharzttermine. Niemand findet die Ursache für den Schwindel.
Am 01. Juni ist der neue Termin in der Kinderhämatologie. Thorsten Thorstensson geht mit Baby A zum Kinderarzt, weil es seit der Nacht Ohrenschmerzen hat. Aber kein Fieber. Der Kinderarzt schickt das Kind weiter zur Hämatologie. Thorsten Thorstensson, die Schwiegermutter und Baby A fahren los. Während der gesamten Fahrt brüllt das Kind vor Ohrenschmerz. Diesmal werden sie nicht weggeschickt. Nach der Blutabnahme bekommt Baby A Ibuprofen, das ich extra mitgegeben hatte. Vorher durfte es das nicht bekommen, weil Ibuprofen die Blutwerte verfälscht.
An meinem Geburtstag lächelt das Lieblingsmädchen mich zum ersten Mal an und ich habe einen schmerzhaften Rückfall. Alles tut so weh, wie wenige Tage nach der OP.
6 Wochen nach der Geburt entwöhne ich mich mühsam von den Stillhütchen. Die B.rustwa.rzen sind zum ersten Mal wieder heil.
Die Blutwerte sind unklar. Der OP Termin platzt. Dennoch wird in Absprache mit dem ‚Case Management‘ ein Termin für die OP festgelegt. Am Tag vor der OP soll Baby A stationär aufgenommen werden, damit dann nochmal Blut abgenommen wird. Ich wundere mich, warum dass dann plötzlich so schnell gehen soll, aber man versichert mir ‚DIE ÄRZTE WISSEN SCHON, WAS SIE TUN‘.
Geplant ist, dass Thorsten Thorstensson mit Baby A im Krankenhaus bleibt, während ich nur tagsüber bei den beiden bin und dort abpumpe. Ich habe Angst vor einem Milchstau. Gemäß selbsterfüllender Prophezeiung entwickele ich einen Milchstau. Allerdings schon einige Tage vorher. Ich bekomme die Stauung in den Griff. Am 17. Juni wird Baby A stationär aufgenommen. Die OP soll am 18. Juni stattfinden. Tut sie nicht. (An dem Tag bleibe ich zu Hause, mache mit meiner Schwester, die gekommen ist, um auf das Lieblingsmädchen aufzupassen, meinen ersten Spaziergang in normaler Geschwindigkeit. In der Folge kann ich mich kaum noch bewegen. Symphysenschmerzen galore. Unterleibstechen.) Long story short: Die Blutwerte sind immer noch nicht eindeutig, man entschließt sich trotzdem zu operieren. (Ich habe albtraumhafte Bilder im Kopf.) Baby A überlebt. Die Zyste ist raus. Das Lieblingsmädchen trinkt problemlos aus dem Fläschchen. Sowohl abgepumpte Milch als auch Pulvermilch. Abpumpen klappt einwandfrei. (Immer auf das Positive konzentrieren.)
Am Tag der Operation (19. Juni) wickele ich Baby A abends und stelle eine erhebliche Hodenschwellung fest. Es gibt noch einen kurzen Ausflug in die Urologie der UKM, wo eine neue OP-Indikation festgestellt wird: Hydrozele. Die sollte ‚am besten kurzfristig‘ geschlossen werden.
Es gibt noch einige logistische Herausforderungen, weil Thorsten Thorstensson arbeiten muss und sich alles um einen Tag verschoben hat. In der Folge trage ich Baby A zum ersten Mal seit der Geburt. Auch nicht gut.
Den Termin zum Fädenziehen beim UKM nehmen wir nicht wahr. Der Kinderarzt zieht die Fäden. Gute Entscheidung! Er bestätigt, dass Baby A nochmal operiert werden muss. ‚Aber nicht mehr dieses Jahr, Frau L.‘.
Wir basteln Tierchen für das Abschiedsfest in der U3-Gruppe im Kindergarten.
Juli
Im Juli ist plötzlich Hochsommer. Baby A erholt sich körperlich schnell von der OP. Es lässt mich aber nicht an seine Narbe und redet für den Rest des Jahres davon, dass es ’nicht wieder ins Krankenhaus‘ will. Für die Psychohygiene werkele ich ein bisschen im Arbeitszimmer.
Thorsten Thorstensson arbeitet wieder. Mit Schwindel. Er hat weiterhin Arzttermine.
Das Lieblingsmädchen ist ein total entspanntes Kind. Es hat seit Wochen einen Stillrythmus nach dem man die Uhr stellen kann: 4 Stunden, tags wie nachts. 10 min pro Seite reichen ihm aus. Es ist sehr pünktlich und friedfertig. Es liebt den Kinderwagen und seinen Bruder. Das schönste Kind der Welt.
Thorsten Thorstensson eröffnet eine neue Kellerbaustelle und heuert Arbeitskräfte an: Der Keller bekommt eine feuchtigkeitsgesteuerte automatische Lüftung.
August
Im August hat Thorsten Thorstensson 3 Wochen Urlaub. Baby A verzichtet auch nachts auf die Windel und tagsüber auf den Mittagsschlaf. Das hat den Nachteil, das die Tage sehr viel anstrengender werden. Dafür geht es abends nach einer kurzen Eingewöhnungsphase pünktlich gegen 6 ins Bett und schläft dann 12 Stunden. Es bekommt sein erstes Fahrrad mit ‚Tramplern dran‘ und fährt einfach los. Wir fahren für eine Woche an die Nordsee, das Wetter spielt mit, das Lieblingsmädchen ist auch am Strand pflegeleicht und fröhlich und Baby A fährt mit einem Leihfahrrad. Alles ist besser in Flip Flops.
Auch zu Hause ist das Wetter sommerlich. Baby A schafft den Mittagsschlaf ab. Das ist einerseits traurig, weil die Nachmittage damit unendlich viel anstrengender werden. Andererseits ist es toll, da Baby A nach einer kurzen Umgewöhnungsphase fortan zwischen 18:00 und 19:00 Uhr ins Bett geht und sich nicht mehr muckt. Thorsten Thorstensson hat weiterhin Arzttermine.
Baby A wechselt in die Ü3-Gruppe. Es gefällt uns nicht so richtig.
Ende des Monats feiern wir den Geburtstag meiner Schwester bei uns und unser Blutgerinnungsarzt stirbt.
September
Der letzte Termin bei der Babymassage steht an. Es ist fast dieselbe Zusammensetzung wie bei der Geburtsvorbereitung und ich habe mich mit einigen Frauen und Kindern angefreundet.
Wir besuchen Rodger Hodgson. Der Ansager der Provinzbühne hat einige Probleme mit diesem Namen.
Baby A macht beim Burglauf den ersten Platz in seiner Altersklasse und gewinnt eine Urkunde und eine Medaille. Das Treppchen ist ihm suspekt.
Thorsten Thorstensson eröffnet drei neue Baustelle und heuert Arbeitskräfte an. (Gemäß Deichkind’schem Theorem: ‚Alles muss man selber machen lassen.‘) Der Dachboden wird runderneuert, damit die Mäuse es im kommenden Herbst/Winter kuschelig haben, das Carport bekommt ein Glasdach und das Badezimmer eine feuchtigkeitsgesteuerte automatische Lüftung (Das kommt Ihnen bekannt vor? Korrekt!). Baby A fragt interessiert: ‚Wann schreist Du denn?! Du bist doch ein Schreiner!‘
Die Schnullerfee kündigt sich an, darf aber noch nicht kommen. Ich bekomme ein neues Smartphone. Thorsten Thorstensson auch.
Die Kindergartensituation wird immer schlimmer. Es gefällt uns nicht.
Oktober
Der Oktober hält einen Knaller bereit. Am Abend vor dem 03. Oktober bekomme ich einen Anruf und es kommt zu einer kleinen Kernschmelze der Kategorie ‚Kommt in den besten Familien vor‘. Die Notfallmaßnahmen kosten mich den gesamten Monat. Thorsten Thorstensson hat eine Woche Urlaub, er sieht mich so gut wie gar nicht und ist not amused.
Die Aufräumarbeiten werden wohl noch Jahre andauern.
Die Firma ruft an und sagt sowas wie: ‚Wir haben gehört, dass das Mutterschaftsgeld bei direkt vorausgehender Elternzeit vom Gehalt VOR der Elternzeit berechnet wird. Wir bräuchten da noch ein paar Anträge.‘ Ich verschicke Anträge und eine Danksagungskarte.
Die Schnullerfee kommt und nimmt Baby As Schnuller mit. Sie lässt ein Geschenk da und Baby A ist zufrieden.
Das Lieblingsmädchen wird 6 Monate alt und ich unternehme für drei Wochen den täglichen Versuch, Beikost ins Kind zu bringen. Vergeblich.
Die Kindergartensituation spitzt sich zu. Es gefällt uns überhaupt nicht.
Die Glasdachrechnung kommt und Thorsten Thorstensson muss sie bezahlen. Die Regel ‚Wer bestellt bezahlt‘ findet er doof.
November
Im November ziehe ich mich vom Schlachtfeld zurück. Mein Verständnis und meine Geduld sind aufgebraucht.
Eine sehr große Investition kündigt sich an. Torsten Sträter kommt in unsere Stadt und wir gehen hin.
Ich stelle mich mit einer Freundin in die Warteschlange zum Spiegelburg-Lagerverkauf. Letztes Jahr sagte ich: Nie wieder. Dieses Jahr fällt mir wieder ein warum. Das Lieblingsmädchen verbringt den Tag bei Oma. Ungeplant ist, dass es das Fläschchen komplett verweigert. Es trinkt 9 Stunden lang: Nichts.
Ich stelle die Beikostversuche ein. Das Lieblingsmädchen bleibt voll gestillt. Es hat seinen traumhaften 4-Stunden-Rythmus seit langer Zeit eingestellt zugunsten eines unzuverlässigen 2 bis 3-Stunden Systems. Dafür braucht es pro Seite nur noch 5 Minuten. Damit kann ich leben. Die B.rustw.arzen machen nur Mucken, wenn ich angeschlagen bin. Erholen sich aber dann relativ schnell wieder.
Wir fangen an, Plätzchen zu backen, einen Adventskranz und mehrere Adventskalender (einer für Baby A, zwei für die Omas und Opas) zu bauen.
Ich bekomme eine saftige Mutterschaftsgeld-Nachzahlung. (Yay!)
Ich überlege, wo und ob ich das Lieblingsmädchen für eine Fremdbetreuung anmelden soll. Darüber hinaus überlegen wir, ob Baby A wechseln soll, denn die Kindergartensituation ist für uns nicht mehr zufriedenstellend.
Dezember
Wir besuchen unseren Dorfweihnachtsmarkt (und sonst keinen anderen) und machen uns eine gemütliche Adventszeit. Abgesehen davon besuche ich kurzzeitig das Schlachtfeld und helfe aus, versuche mich aber weiterhin zurückzuhalten.
Wir bekommen zwei Kindergartenzusagen für beide Kinder. Wir sagen beim neuen Kindergarten zu. Beim alten ab. Baby A muss noch bis Juli im alten Kindergarten bleiben. Mal sehen, wie das wird. (Kurz darauf wird bekannt, dass sich das Jugendamt verrechnet hat und dass insgesamt 185 Kindergartenplätze in der Stadt fehlen. Die Flüchtlinge sind in diese Zahl noch nicht eingerechnet. Wir machen drei Kreuzzeichen.)
Ich mache den Bücherschrank 20 kg leichter, wir bekommen Weihnachtspost (DANKE! Vielleicht schaffen wir es nächstes Jahr auch mal, ‚echte‘ Post zu verschicken…), unser Weihnachtsbaum ist heuer so groß, dass die Spitze gekappt werden muss, wir feiern Weihnachten, Baby A bekommt ‚genau, was ich mir gewünscht habe, Mama!‘, Das Lieblingsmädchen bekommt Spiegelburg-Lagerverkauf-Ausbeute, wie erwartet ist das Geschenkpapier das interessanteste.
Zu Silvester wundern wir uns über die vielen Idioten, die ihr Geld verböllern und machen uns Sorgen um unsere neuen Nachbarn.
Zusammenfassend war 2015 Zuviel.
Zuviele Ärzte, zuviel Krankheit, zuviele Krankenhäuser, zuviel Anspannung, zuviele Schmerzen, zuviel Angst, zuviel Aufregung. Und die ersten grauen Haare.
Es gab aber auch viel schönes. Ich habe neue (Selbst-)Erkenntnisse erlangt und neue Freundinnen gefunden. Und wir haben ein neues Familienmitglied, das die Gelassenheit mitbringt, die uns anderen fehlt und die vielleicht ein bisschen auf uns abfärbt. Die stillen Momente mit dem Lieblingsmädchen konnte ich genießen und seit der Operation ist Baby A nicht mehr krank gewesen. 6 Monate lang. Das war noch nie.
Für 2016 wünsche ich mir trotzdem Weniger.
23.12.2015 | 20:57 | alle tage | baby a | lieblingsmädchen | mjam | selbst gemacht | 1 kommentar
Die Adventszeit war ziemlich schön dieses Jahr. Wir haben Kerzen angezündet.
Einen Adventskalender befüllt. Und geleert.
Gebastelt.
Unter anderem: Anhänger für den Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz.
Gebacken.
‚Ja, Mama! Nägel!‘
Neuentdeckung dieses Jahr: Schokoplätzchen nach diesem Rezept. Omnomnom.
Verziert.
Gewartet.
Dosen gefüllt. (Und geleert.)
Ein Haus gebaut, wobei Baby A erstaunliche Fingerfertigkeit und Geduld bewies.
Uns auf dem Boden rumgerollt.
Krippenschafe schlafen gelegt.
Wetter genossen.
Kindergartenadventskalendertürchen geöffnet. ‚Mama! Ich hab ein Pinöppel-Buch bekommen!‘
Böse geguckt. ‚Mama! Du sollst nicht immer neue Kerzen auf den Adventskranz machen. Dann kommt das Christkind NIE NICHT!‘
11.11.2015 | 19:59 | baby a | wort schatz | kommentieren
Baby A: ‚Mama, flüster mir mal was ins Ohr!‘
Ich (flüsternd): ‚Gleich gehst Du ins Bett!‘
Baby A: ‚Nein, Mama! Flüster mir mal was anderes ins Ohr!‘
Ich (flüsternd): ‚Iss schnell Dein Brot auf!‘
Baby A: ‚Nein, Mama! Du sollst mir ins Ohr flüstern: Morgen gehen wir ins Schwimmbad!‘
Ich: ‚Nein, das kann ich Dir nicht ins Ohr flüstern.‘
Baby A: ‚Warum nicht?‘
Ich: ‚Weil ich erkältet bin.‘ Zur Verdeutlichung schniefe ich. ‚Da kann ich nicht schwimmen gehen.‘
…
Baby A: ‚Aber, Mama?!‘
Ich: ‚Ja?‘
Baby A: ‚Im Schwimmbad da kommt eine Welle und die macht dann Deinen Popel weg!‘
Baby A trainiert das Lügen und wird immer besser. Allerdings beichtet es häufig noch im selben Atemzug: ‚Ich hab Dich eingelügt!‘ Wahlweise auch: ‚Ich hab Dich eingelogen!‘
Baby A: ‚Mama, da sind zwei Raketen auf dem Schüld.‘
…
Baby A: ‚Eine kleine Rakete und eine große Rakete.‘
04.08.2015 | 21:27 | baby a | wort schatz | kommentieren
Baby A und ich haben eine Meinungsverschiedenheit. Baby A kommt zu mir und fragt mit großen unschuldigen Augen:
‚Mama, bist Du böse?‘
– ‚Nein, ich bin nicht böse. Ich bin nur genervt.‘
…
‚Mama, wenn Du nervig bist, dann sieht Dein Gesicht gar nicht lustig aus.‘
Ich muss lachen.
‚Mama, ich glaub, Du bist gar nicht mehr nervig. Jetzt ist Dein Gesicht wieder lustig.‘
‚Mama, was hat der Frosch da in der Hand?‘
– ‚Das ist kein Frosch, das ist ein Krokodil.‘
‚Ja?‘
…
‚Aber Mama, was hat das Krokodil da in der Hand?‘
– ‚Das ist eine Gitarre.‘
‚Ja?‘
…
‚Aber Mamaaaa?!‘
– ‚Ja?‘
‚Das ist keine Gitarre. Guck mal. Der Rand geht hier sooo. (Fährt mit dem Finger am Rand des Instuments entlang.) Das ist gar keine Gitarre, Mama!‘
– ‚Stimmt. Das ist eine Laute. Das ist sowas ähnliches wie eine Gitarre.‘
‚Ja?‘
…
‚Aber Mama, kann man damit denn auch leise mit spielen?‘
Ich unterhalte mich mit Baby F und nenne es ‚Meine kleine dicke Raupe‘.
Baby A wuselt um uns herum. Ein paar Augenblicke später:
‚Aber Mamaaa?! Wird Baby F bald ein Schmetterling?‘
Ich muss lachen und kann nicht antworten.
‚Fliegt Baby F dann weg, Mama?!‘
Ich lache noch mehr.
‚Ich will aber nicht, dass Baby F wegfliegt, Mama!‘
16.07.2015 | 11:02 | baby a | wort schatz | kommentieren
Baby A redet und redet und redet. Es redet den ganzen Tag. Und es verlangt ständig nach Antworten. Ich rede also auch den ganzen Tag.
‚Mama, ich hab kein Aua mehr. Wer hat das Pieks abgemacht?‘
Erstmal wusste ich nicht, was Baby A meint. Es hat dann aber deutlich gemacht, dass es die Braunüle meinte: ‚Ich hatte ein Pieks an den Arm! Da! Mit ein Verband. Wer hat das abgemacht?‘
‚Der Krankenpfleger hat das abgemacht.‘ (Und nicht gerade zimperlich.)
‚Da bin ich aber froh, dass das Pieks jetzt ab ist.‘
‚Ja, ich auch.‘
Es fragt häufig nach, ob es jetzt nochmal zum Arzt oder ins Krankenhaus muss. Ich sage dann immer, dass wir erstmal nicht zum Arzt oder ins Krankenhaus müssen. (Erst nächstes Jahr, aber das sage ich Baby A natürlich nicht.)
Und wenn wir irgendwo hinfahren, fragt es auch mehrfach nach, ob wir auch wirklich nicht zu einem Arzt oder in ein Krankenhaus fahren.
Baby A redet sogar im Bett noch mit uns. Wir haben deshalb ein Babyphon mit Gegensprechfunktion angeschafft, denn so muss niemand mehr vor Baby As Zimmertür ausharren, bis es eingeschlafen ist. Baby A summt sich in den Schlaf und sagt zwischendurch immer wieder ‚Gute Nacht‘, worauf man dann unverzüglich mit ‚Gute Nacht‘ zu antworten hat. Sonst gibt es Gebrüll. Wir vermuten, es hat Angst, allein gelassen zu werden. Wenn es ‚Schlaf gut‘ sagt, darf man dagegen keinesfalls ‚Gute Nacht‘ sagen, sondern muss ebenfalls mit ‚Schlaf gut‘ antworten. Sonst gibt es Diskussionen. Und Diskussionen möchte man so spät abends nicht mehr.
Thorsten Thorstensson und Baby A hatten vor dem Zubettgehen noch eine Meinungsverschiedenheit, weshalb Baby A sauer auf Thorsten Thorstensson war. Baby A funkte also wieder aus dem Bett mit uns. Sagte aber explizit: ‚Gute Nacht, Mama.‘ Wenn Thorsten Thorstensson dann mit ‚Gute Nacht‘ antwortete, verlangte Baby A nach mir: ‚Die Mama muss sprechen! Du nicht, Papa!‘
Thorsten Thorstensson vermutete zunächst, das läge daran, dass ich an dem Tag mit Baby A in einem Fahrradgeschäft war, wo Baby A Fahrräder ausprobieren durfte – mit der berechtigten Hoffnung, dass er bald ein eben solches in Empfang nehmen dürfe. (‚Mit so Tramplern! Dass ich allein trampeln kann! Da musst Du mich nicht festhalten, Mama!‘)
Ich sagte ihm, dass es daran wohl kaum läge. Sondern an dem vorherigen Streit. Das wollte Thorsten Thorstensson nicht so recht glauben. Fragte dann nach: ‚Warum darf ich denn nicht mit Dir sprechen?‘
‚Papa, weil Du böse warst.‘
‚Und da darf ich nicht mit Dir sprechen? Dann bin ich aber traurig!‘
Baby A überlegte kurz. Dann: ‚Nein, leider nicht, Papa. Aber morgen wieder.‘
‚…‘
‚Aber nicht weinen, Papa.‘
‚Mama, in den Bagger is ein kleiner Junge.‘ … ‚Du darfs auf den Junge nicht drauf treten. Der ist gerade ausgesteigt.‘ … ‚Vorsicht! Der Junge!‘
Thorsten Thorstensson fragt Baby A täglich, was es im Kindergarten zu essen gab. Er hat Angst, das Kind könne verhungern. (Er projiziert seine eigenen Ängste auf Baby A.) Er selbst begründet seine Frage damit, dass er gern wissen will, was Baby A mag. (Die Wahrheit ist: Zu Hause mag Baby A nur, was es schon seit langem kennt. Alles andere wird kategorisch abgelehnt. Da braucht man schon etwas Überzeugungskraft. Im Kindergarten isst es alles ohne Mullen und Knullen.)
Jedenfalls ist Baby A von der ständigen Fragerei sichtlich genervt. Häufig antwortet es einfach gar nicht. Oder antwortet mit ‚Nix‘.
Letzte Woche aber sagte Baby A sehr bestimmt: ‚Heute habe ich nix gegessen. Die anderen Kinder haben alle was gegessen! Nur ich nicht. Ich hab zu lange gespielt. Da durfte ich nix mehr essen.‘
Thorsten Thorstensson nahm das erstmal für bare Münze und regte sich dementsprechend auf. Er sah mich an und murmelte halblaut: ‚Das kann ja wohl nicht wahr sein! Frag da morgen mal nach! Das können die doch nicht machen!‘
Ich schüttelte den Kopf: ‚Das stimmt doch nicht.‘
Thorsten Thorstensson wandte sich wieder an Baby A: ‚Stimmt das? Hast Du nichts gegessen?!‘
Baby A: ‚Jaa. Ich hab nix gegessen. Das stimmt.‘ … ‚Die anderen Kinder haben alle gegessen. Ich aber nicht.‘
Thorsten Thorstensson sah mich bestätigend an. Ich schüttelte wiederholt den Kopf.
Wir fragten noch mehrfach nach, doch Baby A blieb dabei.
Es ließ uns noch ein wenig zappeln. Dann grinste es mich an: ‚Mama, ich hab nur ein Scherz gemacht. Ich hab wohl was gegessen.‘
‚Was gab es denn?‘
‚Fleischsuppe! Und ich hab ALLES aufgegessen. Ohne das Jiri mir gehelft hat.‘
Am nächsten Tag habe ich auf den Essensplan gesehen. Es hatte Linsensuppe mit Fleischklößchen gegeben. Linsensuppe (!). Weißte Bescheid.
Das war das erste Mal, dass Baby A uns ganz bewusst angelogen hat.
Das Projekt Trockenwerden ist inzwischen schon weit vorangeschritten. Während des letzten Krankenhausaufenthalts war ich mal wieder sehr froh, dass wir Baby A noch nicht komplett von der Windel entwöhnt hatten. Es gab auf der Station nur eine einzige Patiententoilette.
Zu Hause hat Baby A dann Oma und Opa erzählt: ‚Die hatten in Krankenhaus GAR KEINE Toilette! Da musste ich immer in die Pampers machen!‘
Inzwischen trägt Baby A nur noch im Bett eine Windel und die ist eigentlich auch trocken, wenn es aufsteht. Nur, wenn es noch länger im Bett herumlümmelt und noch nicht aufstehen will, kann es sein, dass die Windel dann nass ist. ‚Du sollst doch nicht in die Pampers machen!‘ ‚Aber Mama, dafür hab ich die Pampers doch an!‘
| 09:00 | baby a | lieblingsmädchen | kommentieren
Für die Schwester, die mir bei der Geburt von Baby F beigestanden hat (Und auch vorher. Und nachher. Und bei der Operation von Baby A. Und bei den diversen Blutuntersuchungen vorher. Und überhaupt.), habe ich auch ein kleines Fotoalbum gemacht.
So sieht das aus:
28.06.2015 | 17:18 | baby a | feierei | kinderkunst | lieblingsmädchen | selbst gemacht | kommentieren
Gestern war das Mäusegruppenabschiedsfest. Es folgen noch 3 Wochen Kindergarten, dann wechselt Baby A nach den Sommerferien in die Marienkäfergruppe.
In den vergangenen zwei Jahren hat sich Baby A in der Mäusegruppe sehr wohl gefühlt. Es hat sich immer wieder schnell eingelebt, wenn es nach Krankheit wieder in die Gruppe kam. Es war sehr oft krank, hatte viele Infekte und drei Operationen. Eine richtige Kontinuität hat sich für mich nicht recht eingestellt. Aber das ist vielleicht normal mit Kleinkind.
Jedenfalls haben Baby A und ich zusammen gebastelt.
Baby A hat begeistert mitgeholfen die Farbe und die Schnipsel auf die Steine zu bringen. Bis es dann ‚Bauchschmerzen‘ hatte. ‚Mama, puh. Ich kann nicht mehr. Du musst die Farbe auf den Stein machen. Ich kann nicht mehr. Ich hab Bauchschmerzen.‘ Und dann. ‚Puh. Das ist so anstrengend. Ich kann nicht mehr. Ich hab auch Bauchschmerzen. Du machst die Schnipsel auf den Stein. Okeeee?‘
| 08:52 | baby a | kommentieren
Der Kinderarzt sagt nach der Untersuchung: Hydrozele. Muss operiert werden.
Aber nicht mehr dieses Jahr.
Ich wundere mich, ob er das sagt, um das Kind zu schonen. Oder mich.
Morgen erfahren wir die Ergebnisse der histologischen Untersuchung. Ich habe Angst.
23.06.2015 | 18:53 | baby a | kommentieren
Um die ganze Geschichte zu verstehen, muss ich im Januar 2015 anfangen. Der Chefarzt der Entbindungsklinik sagt in einem Nebensatz: ‚Lassen Sie doch mal Ihre Blutgerinnung kontrollieren.‘ Ich gehe zum Hausarzt, dort wird Blut abgenommen. Ein paar Tage später: Alles ok. Termin bei der Frauenärztin: Ich erwähne den Nebensatz des Chefarztes und den Befund des Hausarztes. Sie sagt: ‚Das kann der Hausarzt gar nicht kontrollieren. Dazu müssen Sie in eine Blutgerinnungsambulanz.‘ Ich bekomme bei der Blutgerinnungsambulanz einen relativ zeitnahen Termin, da die Geburt nicht mehr fern ist. Nach dem zweiten Termin (erstes Mal 16 Röhrchen Blut, zweites Mal 4 Röhrchen) steht die Diagnose fest. Bei mir wird eine Blutgerinnungsstörung diagnostiziert.
In den Fängen der Diagnostik
Zeitgleich befindet der Kinderarzt, dass Baby A operiert werden muss. Ich bin SSW 32. Ich will nicht mit Babybauch und Baby A ins Krankenhaus. Ich gehe zum HNO. Der gibt Entwarnung. Der Kinderarzt is not amused. Wir diskutieren. Ich weine. Wir bekommen einen zeitnahen Termin in der Blutgerinnungsambulanz für Baby A, denn die Blutgerinnungsstörung ist vererbbar. Baby A wird Blut abgenommen. 16 Röhrchen. Baby A ist tapfer. Die Ergebnisse sind unklar. Ein Wiederholungstermin wird ausgemacht. Baby A wird Blut abgenommen. 16 Röhrchen. Der OP Termin steht. Die Ergebnisse kommen nicht rechtzeitig. Ich telefoniere. Hin. Her. Der Arzt ist nicht im Haus. Ist doch im Haus aber nicht zu sprechen. Es ist dringend. Der Arzt spricht. Die Ergebnisse sind unklar. Ein neuer Termin wird ausgemacht. Der OP Termin platzt. Baby A hat einen Infekt, als wir in der Blutgerinnungsambulanz sind. Die Ergebnisse sind durch den Infekt verfälscht. Die Operationsklinik will nicht mehr mit der Blutgerinnungsambulanz zusammenarbeiten. Verlangt Werte aus dem eigenen Haus. Wir bekommen einen Termin in der pädiatrischen Hämatologie des UKM.
Ich bin seit 3 Tagen aus der Entbindungsklinik entlassen. Baby A hat einen Infekt. Es fiebert. Ich rufe an. Ich erreiche schließlich jemanden. Erkläre, dass Baby A einen Infekt hat. Man spricht mit dem Arzt. Es sei kein Problem, das Kind soll kommen. Am nächsten Tag machen sich die Schwiegereltern und die Oma mit Baby A auf den Weg zur pädiatrischen Hämatologie. (Nicht Thorsten Thorstensson, denn der ist unpässlich. Nicht ich, denn ich kann mich nicht bewegen.) Wo sie 3 Stunden trotz Termins warten müssen. Das Kind fiebert und ist unleidlich. Die Ärztin sieht das Kind. ‚Der Kleine hat ja einen Infekt! So kann ich die Untersuchung nicht machen.‘ Alle werden wieder nach Hause geschickt. Aber eine Überweisung sei noch nötig. Die müsse innerhalb von 10 Tagen vorliegen, sonst ginge die Rechnung an uns. (Dass wir in der HNO schon eine Überweisung eingereicht hatten interessiert hier niemanden.) Der OP Termin platzt.
Wir bekommen einen zeitnahen Termin in der pädiatrischen Hämatologie. Das Kind ist fieberfrei. Es klagt aber seit der Nacht über Ohrenschmerzen. Ich darf kein Schmerzmittel verabreichen, denn auch das würde die Ergebnisse verfälschen. Thorsten Thorstensson fährt zum Kinderarzt, der schickt das Kind los, obwohl es ein rotes Trommelfell hat. Das Kind brüllt auf dem gesamten Hinweg vor Schmerzen. Der Hinweg dauert 75 min. Blut wird abgenommen. 16 Röhrchen. Die Ergebnisse sind unklar. Es war wieder ein Infekt vorhanden.
Der OP Termin platzt. Wir bekommen einen neuen OP Termin und es wird uns mitgeteilt, dass Baby A am Vortag stationär aufgenommen wird. Wir sollen uns um 10 einfinden. Um 10 sind wir vor Ort. Baby F ist bei Oma und bekommt bei Bedarf ein Fläschchen. Ich habe die Milchpumpe dabei, denn ich fürchte mich vor einem Milchstau. Wir warten. Stunden um Stunden. Thorsten Thorstensson will ein Einzelzimmer (kein Vierbettzimmer. Vier Betten heißt eigentlich 8, denn jedes Kind bringt eine Begleitperson mit). Ja, kein Problem 45 EUR Zuzahlung. Okay. Auf der Station heißt es: Einzelzimmer ist kein Problem. Nur liegt dort auch ein anderer Patient. Ist es dann noch ein EINZEL-Zimmer? Ja, klar. Nein, wir sind nicht einverstanden. Na gut, es gäbe die Möglichkeit ein Einzelzimmer auf der Privatstation zu bekommen. 100 EUR Zuzahlung. Und was ist mit 45 EUR? Nein, nur mit einem anderen Patienten auf dem Einzelzimmer. Ok. Hin. Her. Um 14:30 hat Baby A ein Zimmer. Ich pumpe. Ich habe immer wieder nach der noch ausstehenden Blutuntersuchung gefragt. ‚Die Ärzte wissen schon was sie tun.‘ Wann die Untersuchung denn stattfinde? Keine Antwort. Wer die Untersuchung denn mache? Keine Antwort. Ob die Ergebnisse denn noch rechtzeitig da seien für die morgige Operation? Keine Antwort. Ob man denn mal bei den Ärzten anrufen und nachfragen könne? Keine Antwort. Es passiert: Nichts.
Anästhesiegespräch, OP Planungsgespräch. Das hatten wir alles schonmal. Aber in einem früheren Quartal. Also alles nochmal von vorn. Keine Blutuntersuchung. Ich muss fahren. Um 16:15 wird schließlich Blut abenommen. Da bin ich schon weg. Die OP fände statt, sagt man. Dann heißt es, sie findet nicht statt. Dann heißt es: Doch. Dann heißt es: Nein. Thorsten Thorstensson ruft an und sagt, ich soll sie abholen. Dann heißt es: Doch, die OP findet statt.
Love it or leave it
Ich überlege, ob ich die beiden abholen soll. Es gibt sicher noch andere Kliniken, die die OP durchführen könne. Was, wenn hier so operiert wie organisiert wird? Wir hadern. Wir überlegen. Dann ginge die Blutgerinnungsdiagnostik in eine neue Runde. Wieviele Blutabnahmen wollen wir dem Kind noch zumuten? Wir entscheiden zu bleiben.
Am nächsten Morgen schreit das Kind ab 6 nach Wasser. Es muss nüchtern bleiben. Ab 8 schreit es nach Essen. Niemand kommt. Um 8:15 kommt das Frühstück. Thorsten Thorstensson sagt, dass sei jetzt ein bisschen blöd. Die Dame: ‚Wieso?‘ TT: ‚Weil der Kleine operiert wird.‘ DD: ‚Ja, und?‘ TT: ‚Er muss nüchtern bleiben.‘ DD: ‚Ja, aber Sie können doch essen!‘ TT: ‚Stellen Sie es einfach irgendwo ab. Aber nicht hier im Zimmer.‘ DD: ‚Wo soll ich es denn hinstellen?!‘
Thorsten Thorstensson fragt immer wieder nach. Die OP sollte um 8 starten. Das OP Hemdchen liegt schon bereit. Niemand kommt. Niemand weiß etwas. Um 9:15 kommt eine andere Dame: ‚Ich soll Sie jetzt fragen, was Sie frühstücken wollen.‘ TT: ‚Heißt das, die OP findet nicht statt?‘ aD: ‚Das weiß ich nicht. Ich bin nur geschickt worden, um Sie zu fragen, was Sie frühstücken wollen.‘ Thorsten Thorstensson traut sich nicht, etwas zu essen zu nehmen, da immer noch nicht klar ist, ob die OP stattfindet oder nicht. Um 9:25 kommt schließlich ein Arzt und erklärt, die Blutuntersuchungsergebnisse seien noch nicht da. Die OP finde nicht statt. Thorsten Thorstensson und Baby A essen.
Mittags gibt es nichts zu essen, da gestern nichts bestellt wurde. Dann wird doch irgendwie essen organisiert. Niemand sagt uns etwas über die Blutuntersuchung. Wir sagen mehrfach, dass in der Hämatologie nachgefragt werden soll. ‚Jaja.‘, lautet die Antwort. Ich rufe in der pädiatrischen Hämatologie an und frage nach einer Ärztin, deren Namen wir uns gemerkt haben. Die Ärztin ruft zurück. Sie ist erstaunt. Es sei doch alles klar. Die Untersuchung sei doch gar nicht mehr nötig. Und bei ihr habe niemand nachgefragt. Ich erkläre die Lage. Sie sagt, sie kümmert sich. Die Blutuntersuchung ist erst um 8 gestartet worden. Nachmittags sind die ersten Werte da. Die restlichen Werte dauern mehrere Tage. Sie sagt: ‚Wenn die darauf warten, können sie lange warten.‘ Sie ruft beim Stationsarzt der HNO an. Der Stationsarzt der HNO kommt zu uns. ‚Wir haben das jetzt geklärt.‘ Öhm. Ja. Wenn wir nicht in der Hämatologie angerufen hätten und die Ärztin dort sich nicht gekümmert hätte, wüssten wir jetzt immer noch nichts. Hier kümmert sich niemand. Niemand ist zuständig. Die OP soll am nächsten Tag stattfinden. Freitag, 19.06.2015.
So kommt es dann auch. Die OP findet statt. Ich komme dort an, als Baby A im OP ist. Damit ich da bin, wenn es aufwacht. Die OP soll 60 bis 90 min dauern. Es ist 10 Uhr. Baby A ist seit über 2 Stunden weg. Ich frage die Schwestern. ‚Jaja.‘, lautet die Antwort. Ich frage wieder. ‚Jaja.‘ Ich frage, ob man mal anrufen könne. ‚Nein.‘ Ich insistiere. ‚Jaja.‘
Die Schwestern sagen: Wir bekommen den Anruf, wenn das Kind im Aufwachbereich ist. Wir sagen Ihnen dann direkt Bescheid. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.
Wir bekommen einen Anruf direkt aus dem Aufwachbereich. Das Kind sei da und wach und verlange nach Mama und Papa. Wo wir denn seien? Ich platze. Wir können nicht selbst in den Aufwachbereich, da die Schwestern den Schlüssel haben. Ich brülle die Station zusammen. Verschlafene Köpfe schauen aus den Patientenzimmern. Die Putzfrau schaut aus dem Klo. Die Schwestern. Schauen. Irgendwann. Auch.
Gott gebe mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Baby A ist wach. Gott sei Dank.
Irgendwann sind wir wieder auf dem Zimmer. Baby A hat Bauchweh. Ich soll den Bauch reiben. Die Schwester fragt, ob es eine Wärmflasche möchte. Ja. Ich reibe. Nichts passiert. Ich reibe. Ich gehe zum Schwesternzimmer. Die Wärmflasche? Ach ja! Ich gehe zurück zum Zimmer. Nichts passiert. Die Wärmflasche kommt. Ich fühle. Kalt. Ich gehe zum Schwesternzimmer. Die Wärmflasche: Kalt. Oh! Ich gehe zurück zum Zimmer. Die Wärmflasche kommt erneut. Warm! Wahnsinn. Baby A übergibt sich. Die Wärmflasche ist nicht mehr nötig.
Ich wickele Baby A. Ich erschrecke. Der rechte Hoden ist geschwollen. Dreimal so dick, wie normalerweise. Ich rufe die Schwester. Die ruft den Arzt. Ich muss fahren. Thorsten Thorstensson ruft an. Der Arzt hat in der Urologie angerufen. Er soll mit dem Kind rübergehen. Gehen?! Ja. Es regnet. Baby A ist nackt, da es durch die Narkose- und Schmerzmittel so schwitzt und alles vollgekotzt hat. Es kann sich kaum bewegen, da es die OP-Wunde nicht belasten will. Thorsten Thorstensson weigert sich zu gehen. Die Urologie ist weit weg. ‚Aber sie haben doch den Buggy!‘ Ähm. Nein. Der Arzt ist ratlos. Die Schwester sagt: Taxi. Der Arzt ruft ein Taxi. Die Urologen wissen von nix. Baby A? Nein, steht hier nicht in unserem Terminplan. Irgendwann klärt sich das. Die Urologen untersuchen. ‚Offener prozessus vaginalis testis‘. Möglicherweise Indikation zur Operation. Aber derzeit nicht bedrohlich.
Baby A muss 3 bis 4 Nächte nach OP bleiben. Zur Überwachung. Die Drainage wird nach zwei Nächten gezogen. Alle 8 Stunden bekommt es Infusionen mit dem Medikament für die Blutgerinnung. Die OP-Wunde scheint es nicht sehr zu schmerzen. Der Zugang am Arm macht ihm mehr zu schaffen. Nach insgesamt 5 Nächten werden sie entlassen. Seit gestern sind sie wieder zu Hause.
Freitag Wundkontrolle beim Kinderarzt. Montag Fäden ziehen und Besprechung der histologischen Untersuchungsergebnisse.