23.07.2014 | 20:28 | baby a | wort schatz | kommentieren
Kurz nach seinem zweiten Geburtstag rennt Baby A ins Badezimmer, während ich aus der Dusche trete. Es dreht sich um und rennt wieder raus. (Überhaupt ist Rennen im Moment die bevorzugte Fortbewegungsmethode.) Ich höre es durch Küche und Wohnzimmer rennnen. Es rennt wieder ins Badezimmer. Schaut mich an. ‚Gar kein P*enis hat die Mama!‘ Es rennt wieder raus.
Ein paar Wochen später hat es sein Wissen erweitert. Wenn es mich nackt sieht, erklärt es mir freimütig: ‚Mama hat eine Sch*eide!‘ Gern auch in Kombination mit weiteren Erklärungen. ‚Mama hat kein P*enis, nein.‘ Kopfschütteln. ‚Baby A hat ein P*enis. Wohl.‘ Nicken. ‚Mama hat eine Sch*eide.‘ ‚Papa hat auch ein P*enis!‘
Großes Interesse hat es auch an Tampons.
Baby A: ‚Was ist das?‘
Ich: ‚Ein Tampon.‘
Bei der nächsten Sichtung eines solchen, kann es mir dann erklären: ‚Ein Tampon ist das!‘
Dann kommt die immer wiederkehrende Frage mit fordernd ausgestreckter Hand: ‚Mal haben?‘
Ich: ‚Nein.‘
Baby A (leichtes Lispeln): ‚Is‘ fesßt?‘
Ich: ‚Ja, ist fest.‘
An Baby As Wutsch ist eine Klingel. Es klingelt fröhlich vor sich hin. Irgendwann fand es heraus, dass man die Abdeckung abschrauben kann. Schraub schraub schraub. Ab. ‚Klingelt nicht mehr! Kuck!‘
Thorsten Thorstensson zeigte Baby A, wie man die Abdeckung wieder aufschraubt. Seitdem echot Baby A ständig die Anweisungen: ‚Das ist eine Sßchroube! Das ist eine Mutta! Da ist ein Loch. Kuck! Da kommt die Sßchroube rein. Soooo.‘ Schraub schraub schraub. Klingel wieder vollständig. ‚Jetzt kann man klingeln.‘ Klingelt. Danach: Wiederholung. Schraub schraub schraub. Ab. ‚Klingelt nicht mehr! Kuck!‘ …. ‚Das ist eine Sßchroube. Das ist eine Mutta. Da kommt die Sßchroube rein.‘
Nach der fünfungzwanzigsten Wiederholung ist das mütterliche Interesse leicht abgeschwächt. Baby A akzeptiert aber keine Nicht-Beachtung. ‚Mamamamamamamamamamama. Kuck mal! Kuckmalkuckmalkuckmalkuckmal, Mama! MAMA! Kuck mal!‘ Sobald ich dann hinsehe: ‚Das ist eine Sßchroube! …‘
Baby A ist total verdreckt und verschwitzt vom Spielen im sommerlichen Garten. Zum Glück ist es abwaschbar. Es geht gern in die Wanne. Umso weniger gern will es sich die Haare waschen lassen. Das lässt sich aber natürlich nicht vermeiden. Es reagiert ungehalten. Zornestränen fliegen ihm aus den Augen. ‚MAMA! Nich Kopf nass machen!!‘ ‚Mama arbeiten gehn!‘
Es benutzt gern den Imperativ. So fordert es häufig ‚Hiiief mia!‘ (Bedeutet: Hilf mir.) Neuerdings kommt auch die allgemeinverträglichere Formulierung aus dem Kindergarten dazu. Mit dazu passender Mimik und Tonlage. ‚Kannßu mia höu-fen?‘ Oder auch: ‚Kannßu mia ma höu-fen?‘
Ähnliches mit ‚Komm her!‘ und ‚Kannßu ma hea-komm?!‘
Dagegen gibt es für ‚Geh weg!‘ keine freundliche Version. Höchstens ein noch unpersönlicheres: ‚Weggehn!‘
Häufigst gehörte Fragen: ‚Was ist das?‘ bei Dingen und ‚Was war das?‘ bei Geräuschen.
Ich darf Baby A nicht allein lassen. Am liebsten muss ich immer in Sichtweite bleiben und darf mich dann auf keinen Fall mit etwas anderem als mit ihm beschäftigen. Wenn ich doch mal weggehe, was unvermeidlich ist, weil ich ja auch noch was anderes zu tun habe, als Baby A zu bespaßen, ertönt einer der folgenden Sätze:
‚Wo gehßu hin?‘
‚Wohin gehßu?‘
‚Mama, beib hier!‘
‚Mama, nich weglaufen!‘
‚Mama, nich arbeiten gehn!‘
‚Mama, warte auf mich!‘
‚Ich komm mit!‘
Baby A übt Stunts. Dazu lässt es sich theatralisch vom Wutsch fallen, vergewissert sich dann am Boden liegend, dass es die volle Aufmerksamkeit von mindestens einer Person hat, und beginnt dann zu heulen. Es variiert Tonlagen und Gesichtsausdrücke und beobachtet die Reaktionen darauf. Bei den ersten Malen bin ich tatsächlich darauf reingefallen.
Baby A stellt sich vor den Spiegel und übt Weinen. Zieht Schnuten und Grimassen. Verändert Tonlagen und Lautstärken, beobachtet, wie sich sein Gesicht verwandelt. Zeigt die Zähne oder presst die Lippen zusammen.
Baby A verabscheut Schmutz und Unordnung. Es flippt aus, wenn es Butter/Leberwurst/Schokolade/Brötchenkrümel an den Fingern hat. Oder wenn ein Blatt unter der nackten Fußsohle klebt. Dann kann es nicht mehr weiterlaufen. Barfußlaufen ist mitunter schwierig, denn da werden ja die Füße ‚DECKICH!‘ Neuerdings lässt es sich aber dazu überreden, den Finger selbst abzulecken. Das ist neu.
Es liebt sein Trampolin und hüpft gern darauf herum. (Seit wir es – nach der OP-Schonung – aufgebaut haben, klappt auch das beidfüßige Hüpfen ohne Trampolin.) Hochklettern, Reißverschluss aufmachen, Reinklettern, Reißverschluss zumachen, Hüpfen. Dann Reißverschluss aufmachen, Rausklettern, Reißverschluss zumachen, Runterklettern. Und wehe man hilft. Denn…
Baby A will alles SEBA machen. Schuhe anziehen. SEBA! Seit drei Tagen übt es das Schuhe anziehen. Es hat an sämtlichen Schuhen Klettverschlüsse und damit klappt es schon ganz gut. Aber wehe, man hilft ihm. Dann werden die Schuhe wieder komplett ausgezogen und man muss froh sein, wenn die Socken nicht auch noch ausgezogen werden. Alles auf Anfang und SEBA.
Baby A hat einen Ersatzdelfin bekommen. Für das verlorene Kindergartengeburtstagsgeschenk. Und ist darüber sooo glücklich. ‚Fisß! Zun Deburtstag bekomm! Von Kindergarten!‘