26.02.2012 | 19:00 | neben meinem bett | 1 kommentar
Ich habe gestern mit einem neuen Buch angefangen. Es hat keinen Autor und das ist ein Dilemma. Denn ich finde es sehr gut, obwohl ich erst zu einem Drittel vorgedrungen bin. Aber wie soll ich weitere Bücher desselben Autors finden?
Ich fand das Buch auf dem NochNichtGelesenStapel in meinem überfüllten unaufgeräumten Bücherschrank. Und ich weiß nicht mehr, wie es dort hinkam. Wo ich es gekauft habe. Ob es eine Empfehlung war? Von wem? Zunächst habe ich Thorsten Thorstensson den Kauf unterstellt. Aber der meinte, er kaufe immer nur nach Cover. Und DIESES Cover hätte er niemalz in den Warenkorb gepackt.
Das Buch handelt von Harold, dem arbeitslosen 49jährigen Fleischereifachverkäufer, dessen Hobby es ist, sich monatlich umzubringen und dabei verschiedenste Todesarten auszuprobieren. Und von Melvin, einem überheblich-zynischen 11jährigen, der sich selbst als Savant bezeichnet.
Melvin soll ein Referat über Demokratie halten und liest Harold (der – mal wieder – tot mit heraushängendem Arm in der Badewanne liegt, während ihm das Blut aus dem aufgeschnittenen Handgelenk tropft) seinen ersten Entwurf vor. Ich musste so lachen, das will ich Euch nicht vorenthalten:
Ich spreche natürlich, und ihr werdet es schon erraten haben, von der Demokratie. Wie wohl allseits bekannt sein dürfte bedeutet das griechische Wort demos das Volk, ergo sprechen wir hier folgerichtig von Volksherrschaft, die in den zivilisierten kapitalistischen Gesellschaften heutzutage eine Selbstverständlichkeit ist. Unterschieden werden muss zwischen der direkten Demokratie, also dem ursprünglichen Gedanken dieser äußerst beliebten Staatsform, und der indirekten, deren Prägung wir im Hier und Heute erfahren dürfen. Wir wählen also so genannte Volksvertreter, die für uns die Demokratie in architektonischen Verzweiflungen verwalten und dafür sehr viele Sekretärinnen brauchen, die ihnen Kaffee kochen und das Faxgerät bedienen. Diese Volksvertreter fahren in gepanzerten Limousinen durch unser Land und verteilen auf Marktplätzen Luftballons und Kugelschreiber, damit wir sie gerne haben. Abends gehen sie dann nach Hause und essen Schweinebraten. Meistens sind es Männer, manchmal aber auch Frauen, wenn sie unerfreulich genug aussehen. Um diese schwere Arbeit überhaupt bewältigen zu können, darf der Intelligenzquotient der Volksvertreter nicht über 120 liegen. Viele Volksvertreter sind deshalb Lehrer. Oder Juristen. Wichtige Entscheidungen müssen Volksvertreter im Allgemeinen nicht fällen, das übernimmt für sie der Lobbyist. Lobbyismus ist ein Fremdwort und heißt übersetzt Korruption. Wenn die Lobbyisten es für wünschenswert erachten, Krieg zu führen, weil die Rohstoffe knapp werden oder andernorts billiger sind, dann muss der Volksvertreter vor eine Fernsehkamera treten und ein bisschen was erzählen. […] Die Politik ist ein Witz, das Fernsehen eine Farce und ansonsten geht es nach wie vor nur ums Fressen und Gefressen werden. Die Menschen haben sich nicht verändert. Sie sind nur dicker geworden. In der Diktatur gibt es einen Vollidioten, der bestimmt. In der Demokratie fünfzig Millionen. In der Demokratie obsiegt das Gewöhnlichste des Menschen, seine Gemütlichkeit und seine Beschränktheit. Die Glorifizierung des Proletariats ist gleichzeitig dessen Untergang, denn nichts ist mehr sicher, vor dem was wir normal nennen. Die Demokratie hat uns den großen Dienst erwiesen, uns allen zu zeigen, was der Mensch war, ist und immer sein wird: ein Trottel.
Ich hoffe auf Fortsetzung durch den anonymen Autor.
•••
Im Übrigen kann ich berichten, dass der erste Vogel um 05:02 Uhr mit dem Zwitschern beginnt. Ich konnte nicht herausfinden, welcher es ist. Obwohl ich mir extra zu diesem Zweck eine Vogelstimmen CD kaufte. Der Frühling kommt!
| 12:15 | alle tage | kommentieren
Gestern waren wir mal wieder in der Sauna. Das ist wie Kurzurlaub. Oder wie…
Ich war beinahe tiefenentspannt. Es gibt dort so tolle rote (!) Ledersofas, auf denen man wunderbar sitzliegend lesen kann. Auf dem Nachbarsofa hatte jemand Platz genommen, der ebenfalls las. Und der war erkältet.
Ich weiß ja auch, dass Hochziehen besser ist als Schneuzen. Aber NICHT für meine Nerven. Jede halbe Minute ein *schchchchlrrrp*. Der gute Mann reagierte auch nicht auf Böseblickezuwerfen. Leider hatte ich kein Taschentuch, sonst hätte ich ihm eins angeboten. So hab ich dann irgendwann das bequeme Sofa verlassen und wen treffe ich natürlich in der nächsten Saunakabine? Richtig, Herrn Schchchchlrrrp. Vielleicht hätte ich mir etwas anderes als ausgerechnet Eukalyptus aussuchen sollen.