29.01.2017 | 13:59 | alle tage | auf meiner leinwand | welt retten | kommentieren
Am 27. Januar 1945 wurde Auschwitz befreit. Das ist erst 72 Jahre her.
Am Donnerstag habe ich das Stück ‚Spiel um Zeit‘ gesehen, welches von Schülern des Gymnasiums Mariengarden inszeniert worden ist. Die Aufführung hat mich ziemlich mitgenommen. Erstmal waren die schauspielerischen Leistungen sehr gut bis herausragend und dann ist das Thema natürlich unerträglich.
Echt ein ganz großes Kompliment an das Ensemble, dass über ein Jahr für diese Aufführungen geprobt hat. Die Arbeit hat sich gelohnt!
Das Mädchenorchester von Auschwitz bestand zumeist aus Laien, die unter enormem Druck standen. Durch das Spiel im Orchester hatten sie die Chance ihrem Tod zu entgehen oder ihn zumindest hinauszuzögern. Sie mussten sich enorm anstrengen, um die SS zufrieden zu stellen. Gleichzeitig ging das unmenschliche Töten um sie herum weiter. Sie waren ständig im Kampf mit sich selbst: Um welchen Preis überlebt man? Was bleibt von der eigenen Persönlichkeit, falls man das Unvorstellbare überlebt? Macht man sich mitschuldig, indem man die SS unterstützt? Wenn auch nur mit Musik? Aber was ist die Alternative, wenn man es nicht tut?
Jedenfalls war ich am 27. Januar 2017 zu nichts zu gebrauchen, weil mir das Stück so nachhing und ich anlässlich des Gedenktages viel zum Thema gelesen habe.
Dabei stieß ich auf den Begriff ‚Yolocaust‘. ‚Yolo‘ steht für ‚You only live once‘, das scheint ein Jugendwort zu sein. War mir bisher nicht bekannt. Dem israelischen Satiriker Shahak Shapira sind die vielen Selfies im Berliner Holocaust-Mahnmal, die er auf verschiedenen Plattformen gesehen hat ziemlich sauer aufgestoßen. Die Bilder wurden z.B. als Profilbilder auf Facebook und in Partnersuchportalen benutzt. Er hat dies zum Anlass genommen, die Selfies so zu bearbeiten, dass im Hintergrund nicht das Stelenfeld zu sehen war, sondern Originalaufnahmen aus den Konzentrationslagern.
Das Projekt (www.yolocaust.de) hat er inzwischen wieder eingestellt und die meisten der Selfiemacher haben sich erkannt, gemeldet und entschuldigt.
Nach nicht mal 100 Jahren kann man die Geschichte nicht hinter sich lassen. Besonders nicht, wenn Leute wie Höcke und Petry Vokabeln wie ‚völkisch‘ wieder populär machen wollen.
Ich bin froh, dass es die AfD gibt. Sonst würde Björn #Höcke immer noch Kindern Geschichtsunterricht geben.
— Markus Barth (@tweetbarth) 18. Januar 2017