13.09.2013 | 22:54 | baby a | kommentieren
Baby A lief in der vergangenen Woche im Energiesparmodus und war kaum wiederzuerkennen. Es konnte in den ersten Tagen nach der OP nicht selbständig sitzen. Sich nicht selbständig aufrichten. Es hat sich aber auch nicht beschwert, wenn ich mit ihm im Buggy in Liegeposition spazieren gegangen bin. (Liegen ist sonst tagsüber keine Option. Niemalz.)
Es war ganz ruhig und zufrieden. Hatte keine Schmerzen. War guter Laune und sehr damit einverstanden im Liegen und später dann im Sitzen bespielt zu werden.
Der Dickkopf war auch weg. Baby A war viel friedfertiger und umgänglicher als wir es bisher kannten. Keine Wutanfälle. Keine Krokodilsrolle beim Wickeln. Kein MitDemKopfAufDenBodenSchlagen. Kein Jähzorn. Vielleicht lag das auch ein bisschen am Blutverlust. Möglicherweise sollten wir uns das merken. Man könnte doch einfach mal ab und zu das Trotzbaby zur Ader… Nee. Machen wir natürlich nicht.
Ich hatte mir das ganze viel schwieriger vorgestellt. So haben wir die eine Woche NichtLaufen, NichtKrabbeln, NichtStehen ganz gut überstanden. Lediglich die sintflutartigen Regenfälle der letzten Tage waren kontraproduktiv. Wir sind dann eben im strömenden Regen spazieren gegangen. Baby A unter der wasserdichten Regenhaube und ich in (der dann doch undichten) Regenjacke.
24/7 Tragebaby. Da fühlt man sich ein wenig in der Zeit zurückversetzt. Nur, dass das Tragebaby ein paar Kilo mehr auf die Waage bringt als damals.
Die nächste Woche soll sich Baby A noch schonen. Es darf aber langsam wieder krabbeln und laufen. Es hat deutlich an Muskeln und Koordination verloren. Hoffentlich holt es das schnell wieder auf. Es ist viel zu wackelig auf den Beinen.
Ganz pünktlich erwachen Baby As Lebensgeister nun langsam wieder. Krokodilsrolle. Dickkopf. Wutanfall. Alles wieder da. Willkommen zurück, kleiner Giftzwerg!
Die Fotos stammen von einem unserer täglichen Spaziergänge. Wasser, Wasser, Wasser.
05.09.2013 | 09:15 | alle tage | baby a | kommentieren
Frau Brüllen lädt zum Tagebuchbloggen und fragt: Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?
Der heutige Donnerstag beginnt früh. Nachdem gestern der Kinderarzt doch noch grünes Licht gegeben hat, habe ich in der Kinderchirurgie Bescheid gesagt und dort hat man mir gesagt, dass wir dann heute um 11 Uhr da sein sollen. 11 Uhr. Bei der Vorbesprechung hatte man noch gesagt, dass Baby A, weil es noch so jung ist, vermutlich als erstes dran kommt. Denn es muss ja nüchtern sein. Ich war also angemessen erstaunt ob der Uhrzeit. Die spärlich freundliche Sekretärin sagte dann noch, dass Baby A an diesem Tag der einzige OP-Patient der Kinderchirurgie sei. ‚Da fangen wir eben erst um 11 Uhr an‘. ‚Dann könnten Sie ja auch um 7 anfangen.‘ Neinneinnein. Die OP-Pläne seien genau durchgetaktet und es gäbe ja noch andere Abteilungen mit OP-Patienten und da hätte sich schon jemand Gedanken gemacht und das sei auch gut so.
Ähh. Ja. 6 Stunden vorher nichts essen. Wir wecken Baby A um 05:00, damit es noch etwas isst. Bis 09:00 darf es noch Wasser trinken. Es ist trotz der Schlafunterbrechung sehr gut gelaunt und isst trotz der frühen Stunde eine Scheibe Brot mit Fleischwurst und einen halben Apfel. Um 06:00 legen wir es wieder ins Bett. Ich habe keine große Hoffnung, dass es wieder schläft. Aber: Es klappt! Bis 08:30 schläft das Kind seelenruhig. Wir legen uns auch nochmal hin. Schlafen kann ich aber nicht. Um 07:45 stehe ich wieder auf, dusche, packe die restlichen Sachen in die Kliniktaschen. Fläschchen, Milchpulver, Fläschchenreinigungsbürste, Milch, Schmelzflocken, Obstmus, Äpfel, Bananen, Weintrauben, Knäckebrot, Babykekse, Mittagsbrei, Schnuller, Schlafschaf. Die Liste ist endlos. Verhungern muss das Kind nicht, wenn es aus der Narkose aufwacht.
Es ist jetzt 09:15. Um 10:00 fahren wir los. Ich weiß nicht, ob ich zwischendurch dazu komme, diesen Post weiterzuschreiben. Ansonsten wird er morgen oder übermorgen aktualisiert.
So. Es ist jetzt ‚morgen‘ abend (06.09. 20:15), Baby A erholt sich schlafenderweise von den Strapazen und ich komme dazu diesen Post zu aktualisieren.
Um kurz vor 11 waren wir an der Pforte und haben Baby A angemeldet. Auf der Station wurden wir dann freundlich empfangen und bekamen ein schönes* Zimmer. Ein Bett für mich und ein Gitterbett für Baby A. Ein Hochstuhl, ein Stuhl, ein Tisch, ein Schrank, ein Waschbecken. Ich bin froh, dass wir uns nicht mit noch einem weiteren Patienten samt Begleitperson das Zimmer teilen müssen. Wir fragen, wann es los geht. Die Schwestern wissen es nicht. ‚Wir müssen auf den Anruf aus der Chirurgie warten.‘
Der kommt dann auch prompt. Ich wickele das Kind. Die Krankenschwester schaut skeptisch: ‚Für ein OP-Hemd ist es ja noch ein bisschen zu klein.‘ Es bekommt dann einen Body vom Krankenhaus. Und ein Armband mit seinem Namen und seiner Patientennummer. Außerdem wird ein Schildchen mit seinem Namen an das Bett geklebt.
Ich verabreiche Nurofen-Saft in einer kleinen Spritze, die die Schwester mir reicht. Baby A ist nicht begeistert, aber der Saft scheint süß zu sein. Jedenfalls macht es für die weiteren Schlucke den Mund doch nochmal auf. Die nächste Spritze enthält das Mittel ‚zur Beruhigung‘. ‚Das schmeckt aber nicht so gut.‘, warnt die Schwester vor. Ich nutze also die Gelegenheit, als Baby A den Mund erwartungsfroh aufreißt und drücke den gesamten Inhalt der Spritze auf einmal in seinen Mund. Es folgt empörtes Wutgeschrei. Aber erst, nachdem es alles geschluckt hat. Es dauert keine Minute, da legt Baby A schon den Kopf an meine Schulter. Es bekommt noch zwei betäubende Pflaster auf die Handrücken geklebt. Gegen die ‚Zauberpflaster‘ wehrt es sich nur noch mäßig. Dieser Beruhigungssaft wirkt wirklich gut. Den brauchen wir zu Hause auch mal :-).
Eine weitere Schwester kommt und sagt, dass wir Baby A jetzt zum OP bringen müssen. Am besten im Bettchen. Baby A weint, wegen der vielen fremden Leute. Es will sich nicht ins Bett legen lassen, also trage ich es bis zur OP-Schleuse. ‚Hier müssen Sie leider stehen bleiben.‘, sagt die Schwester. Eine Frau in grüner OP-Kleidung kommt und nimmt Baby A in Empfang. Es schaut skeptisch, lässt sich von ihr aber auf den Arm nehmen. Dann merkt es, dass wir zurückbleiben und weint. Es ist 11:50. Ich verdrücke ein paar Tränen.
Wir dürfen in der Personalkantine zu Mittag essen. Ich als Begleitperson muss nichts zahlen, Thorsten Thorstensson schon. Vegetarische Tortellini für mich, Spaghetti Bolo für Thorsten Thorstensson. Es ist heiß. Man hat uns gesagt, dass es etwa 1,5 bis 2 Stunden dauern wird, bis Baby A wieder aus dem Aufwachraum zu uns kommen kann.
Nach dem Essen gehen wir raus in den Park.
Das Wetter ist fantastisch. Ich bin nervös.
Im Park steht eine merkwürdige Skulptur. Ich finde, es sieht ein bisschen phallusartig aus. Ein Penis und ein verängstigter Hoden. Es könnte natürlich auch eine Schlange und ein Kiwi sein. Thorsten Thorstensson meint, es ist der Schwanz eines Skorpions.
Um 13:10 gehen wir wieder rein. Die Schwestern auf der Kinderstation haben aber noch nichts von Baby A gehört. Wir laufen ein bisschen herum. Es gibt hier ein wunderbares Spielzimmer mit Kaufmannsladen, Basteltisch, Kuschelecke, haufenweise Büchern, Gesellschaftsspielen, Puppen, Bauklötzen usw.
In einem angrenzenden Innenhof gibt es einen Spielplatz mit ein paar Spielgeräten.
Die Fassade ist bunt bemalt.
Auf der ganzen Station sind selbsgebastelte Dekorationen verteilt. Es wirkt alles liebevoll und einladend.
Wir gehen zurück aufs Zimmer und beziehen mein Bett. Es ist 13:45 als die Schwester kommt und fragt, ob wir Baby A abholen wollen. Wir gehen wieder zur OP-Schleuse. Baby A wird im Bettchen durch die Tür geschoben. Es liegt auf dem Bauch. Sobald es uns sieht geht es sofort auf alle Viere und setzt sich auf. Es macht seine typischen ‚Oh-oh-oh!‘-Laute. Die können alles bedeuten. In diesem Fall wohl: ‚Gut, dass ihr wieder da seid! Ich will jetzt sofort auf Mamas Arm!‘
Das Bettchen kann nicht weitergeschoben werden, weil Baby A dann umfällt. Es ist noch sehr müde und hinfällig. Die Schwester sagt, dass ich es auch auf den Arm nehmen kann. Ich weiß nicht genau, wie ich es halten soll, um nicht an die frischen Schnitte zu gelangen. So halte ich das Kind etwas verkrampft. Baby A lässt sich gegen mich sinken, warm und vertrauensvoll. Lebendig.
Im Zimmer halten wir es noch eine ganze Weile auf dem Arm. Es bekommt zu trinken. Später auch das Mittagessen, welches wir eingepackt hatten. Die Stationsschwestern hätten uns aber auch Kartoffelbrei gemacht.
Baby A wird immer wacher. Es ist gut gelaunt. (Eigentlich ist es immer gut gelaunt. Wenn es nicht gut gelaunt ist, hat es Hunger, ist müde oder es ist krank und/oder hat Schmerzen.) Offenbar hat es also keine Schmerzen.
Der Venenkatheter am Handrücken ist nicht richtig abgeklebt. Es hängt noch ein dünner Schlauch daran, der baumelt an der Hand herab. Mir schwant Übles. Das Kind ist ob des Anhängsels nicht begeistert. Es meckert und schüttelt wild mit der Hand. Ich sage der Schwester Bescheid, die holt einen Handschuh, den sie Baby A über dem Zugang anzieht und festbindet.
Wir fragen die Schwester, wie wir das Kind halten sollen, ob es krabbeln darf. Die Schwester meint, es sei keine besondere Vorsicht beim Halten des Kindes nötig. Krabbeln dürfe es auch. Ich bin skeptisch. Der Chirurg hatte bei der Vorbesprechung in etwa das Gegenteil gesagt. Die Schwester meint, wir könnten mit dem Kind auch spazieren gehen. In den Park. Wenn wir wollten.
Wir ziehen Baby A einen eigenen Body an und gehen mit ihm im Buggy runter in den Park. Wir setzen uns in den Schatten auf eine Bank. Ich nehme Baby A auf den Schoß, weil es nörgelt. Es nörgelt aber auch dort weiter. Irgendwann schreit es. Ich spüre, wie mir etwas warmes auf den Arm tropft und denke, das das Kind jetzt wieder anfängt rumzusabbern (so wie letzte Woche bei der Entzündung im Mund). Ich schaue beiläufig auf meinen Arm und sehe das Blut an mir herunterlaufen. Die Hose ist schon eingesaut. Baby A blutet aus dem Zugang. Wir verfrachten das Kind zurück in den Buggy und im Laufschritt geht es zurück zur Station. Der Handschuh ist eingeblutet. Baby A greift natürlich mit der anderen Hand auch noch zu. Der Buggy ändert zusehends seine Farbe von grau zu rot. Ich will nicht auf dem Handrücken herumdrücken (um die Blutung zu stoppen), weil die Nadel noch drin steckt. Auf der Station sagen wir der Schwester Bescheid, die kommt mit aufs Zimmer, wickelt den Handschuh ab, entfernt den Zugang ‚Huch, das ist aber viel Blut!‘ und drückt einen Tupfer auf die Blutung, die schnell gestillt ist.
Der Boden ist vollgeblutet. Der Buggy sieht aus wie ein Schlachtfeld. Meine Hose, mein T-Shirt, meine Sandalen und natürlich Baby As Body sind in Mitleidenschaft gezogen worden. Ich vermute, dass Baby A mit dieser Aktion mehr Blut verloren hat als im OP.
Ich halte das Kind auf dem Arm, während die Schwester und Thorsten Thorstensson versuchen, den Buggy zu retten. Mit den allgegenwärtigen Desinfektionstüchern. Sie erzielen erstaunliche Ergebnisse. Der Buggy ist hinterher vermutlich sauberer als vor dem ganzen Drama.
Thorsten Thorstensson wird seine Krankenhauserfahrungen später so zusammenfassen: ‚Im Krankenhaus ist es immer blutig.‘
Wir waschen das Blut vom Kind. Obwohl das zu dem ganzen Jod eigentlich ganz gut passt. Das Kind ist müde. Es will aber nicht schlafen. Es ist ein bisschen so, als wäre Baby A wieder 5 Monate alt. Das Vor-Krabbelalter. Es will viel liegen. Halb-aufrecht sitzen ist auch in Ordnung. Stehen, krabbeln laufen: Dazu ist es zu müde. Vermutlich tut es ihm auch weh. Wir füttern das Kind zwischendurch mit Banane, Apfel und Weintrauben. Es bekommt nochmal ein Schmerzmittel, weil ich das Gefühl habe, dass es Schmerzen hat. Dann wagen wir am späten Nachmittag einen zweiten Spaziergang in den Park. Als wir eine Runde gedreht haben, kommt uns ein Mann entgegen, der im Vorbeigehen Baby A genau betrachtet und uns freundlich grüßt. Thorsten Thorstensson glaubt, dass es der Operateur war. Das glaube ich zuerst auch. Dann bin ich mir nicht mehr sicher.
Wir laufen noch eine weitere Runde in die Innenstadt. Thorsten Thorstensson will unbedingt ein Eis essen. Vielleicht will er damit die Erinnerungen an das letzte Blutbad, das auch im Zusammenhang mit Eisessen stand, in unserem Gedächtnis überschreiben? Ich habe ein schlechtes Gefühl, das Klinikgelände zu verlassen. Mache aber keine Einwände. Wir essen Eis. Baby A döst friedlich in seinem Buggy (dieses Desinfektions-zeug trocknet wirklich schnell). Zurück gehts zum Park. Ich muss zur Toilette und gehe kurz in die Klinik, Thorsten Thorstensson und Baby A beziehen wieder Stellung auf einer Parkbank. Auf dem Rückweg von der Toilette kontrolliere ich mein Mobiltelefon und entdecke einen Anruf in Abwesenheit. Ich rufe zurück. Es ist die Station. Der Chirurg war um halb 5 auf der Station, um mit uns zu sprechen. Toll. Es ist jetzt halb 6. Warum hat uns niemand gesagt, dass der heute noch kommt? Ich berichte Thorsten Thorstensson davon. Wir sind nun überzeugt, dass der Herr, der an uns vorbeigelaufen ist, wirklich der Chirurg war. Mist. Wir haben ihn verpasst. Er ist immer nur einmal in der Woche in der Klinik. Ich hatte damit gerechnet, dass er morgen zur Visite kommt. Doppelmist. Wohin mit all unseren Fragen?
Zurück auf der Station berichtet die Schwester, als Mittlerin, vom Operationsverlauf und dass das Kind NICHT krabbeln soll. Das Ergebnis der OP ist nicht zufriedenstellend. In 6 Monaten muss wieder kontrolliert werden. Dann folgt eventuell eine Revisions-OP. Ich bin sauer. Wären wir doch nicht nochmal spazieren gegangen! Ich frage, wie lange das Kind nicht krabbeln soll. ‚Gute Frage‘, sagt die Schwester. Und ‚Ich wusste auch nicht, dass der Chirurg heute nachmittag nochmal auf die Station kommt.‘ Ich frage nach der Tamponade, die auf eine der Operationswunden genäht ist. Ob diese von allein abfällt. Wann? Oder nicht? Oder wie? Die Schwester sagt: ‚Ich erkundige mich.‘
Merke: Nach einer Operation immer fragen, wann der Operateur zur Visite kommt. Die sind nämlich meist schwer zu erreichen.
Wir lassen Milchbrei machen. Ich habe Milch und Haferschmelzflocken mitgebracht. Baby A hat aber keinen Appetit und isst nur ein paar Löffel. Es ist sehr müde. Die Schwester bringt ein Überwachungsgerät für Puls und Blutsauerstoffsättigung. Sie klebt Baby A den Sensor an den großen Zeh. Baby A weint. Wir bereiten ein Fläschchen vor, welches Baby A komplett leert. Um 18:30 schläft das Kind. Fast. Es gibt eine Durchsage durch die krächzende Lautsprechenanlage, die den bevorstehenden Gottesdienst in der Hauskapelle ankündigt. Baby A weint. Ein paar Minuten später folgt dieselbe Durchsage noch ein zweites Mal. Diesmal erschrickt das Baby kaum noch. Es schläft ein. Thorsten Thorstensson und ich sitzen auf dem Flur und essen zu Abend. Ich habe unser Babyfon mitgebracht. So können wir ein bisschen herumlaufen. Die Reichweite ist allerdings nicht sehr gut. Wir sitzen eine Weile in dem Innenhof, als das Babyfon Alarm schlägt. Ich haste zu Baby As Zimmer. Dort ist alles still. Vielleicht funkt ein anderes Baby auf unserer Frequenz?
Um 21:00 fährt Thorsten Thorstensson nach Hause. Baby A schläft. Ich liege im Bett neben ihm und höre auf seinen Atem.
Ich schreibe noch ein paar Whatsapp Nachrichten. Schlafen kann ich nicht. Merke: Auch für eine Krankenhausnacht lohnt es sich, sein eigenes Kopfkissen mitzubringen. Ich traue mich nicht, mich umzudrehen, aus Angst, Baby A zu wecken. Baby A scheint keine Angst zu haben, mich zu stören. Es tritt mit dem Fuß gegen die Gitterstäbe. Es wühlt. Es dreht den Kopf von links nach rechts, von rechts nach links. Es seufzt. Es schlägt mit den Händen auf die Matratze. Es wühlt solange, bis sein Kopf gegen die Gitterstäbe drückt. Um 02:00 gibt es eine Durchsage, der Notarzt soll dringend zur Pforte kommen. Ich halte den Atem an. Baby A gibt keinen Mucks von sich. Um 3:00 geht es in den Vierfüßlerstand und schaut sich den Monitor des Überwachungsgeräts an. Ich denke, dass die Nacht jetzt zuende ist. Ist sie aber nicht. Das Kind legt sich wieder hin und schläft weiter. Ich nicht. Kopfschmerzen schleichen sich an. Ich traue mich nicht, etwas zu trinken, aus Angst das Kind zu wecken. Das Kind kontrolliert noch ein paarmal den Monitor. Scheint interessant zu sein, dieses Ding.
Ich schlafe endlich doch als um 05:00 Baby A schreit. Es schwitzt. Ich denke an Fieber. Ich befreie es aus dem dünnen Schlafsack. Der Monitor zeigt einen Puls von 158. Ist das normal? Als es schlief war der Puls nie über 110. Ich stöpsele Baby A vom Monitor, der daraufhin piept. Ich stöpsele das Kind wieder an und finde den Ausschalter. Der direkt neben dem ‚Monitor dunkel schalten‘-Knopf ist. (Kopf -> Tischkante). Danach stöpsele ich das Kind wieder ab und rufe die Schwester. Sie misst die Temperatur, die normal ist. Und beruhigt mich wegen des Pulsschlags. Der sei auch normal. Ich mache Baby A ein Fläschchen. Es trinkt alles auf. Ich lege es wieder ins Bett. Es schläft zwar nicht, aber es liegt ganz ruhig in der Dunkelheit. Bis um 07:00 zwei Schwestern kommen. Aber das ist ja schon der nächste Tag.
* So schön wie ein Krankenhauszimmer eben sein kann. Aber es ist sauber und alles ist instand gehalten. Da kennen wir schon anderes. Es gibt Windeln, Feuchttücher, Wickelunterlagen, Handtücher, Waschlappen, Bettzeug, Spucktücher. Alles in ausreichenden Mengen. Schön! Ich hätte also mindestens die Hälfte meines Kliniktascheninhalts zuhause lassen können.
04.09.2013 | 19:53 | baby a | kommentieren
Baby A ist heute genau 15 Monate, eine Woche und drei Tage alt.
Und es hat heute abend beschlossen, dass es laufen kann. Es läuft von Mama zu Papa, von Papa zu Mama, von Mama zum Stuhl, vom Stuhl zur Wand. Und freut sich dabei.
| 13:17 | alle tage | baby a | kommentieren
Die Kindergarteneingewöhnung läuft ganz gut. Baby A freut sich jeden Tag, wenn ich ihm sage, dass wir jetzt zum Kindergarten fahren. Es krabbelt dann schonmal zur Tür und hilft auch mit beim Jacke/Mütze anziehen und Helm aufsetzen. Nur, dass ich dann immer weggehe, findet es irgendwie doof. Es lässt sich aber von seiner Erzieherin ganz gut ablenken und so dauert das Heulen nicht lang an, wenn ich erstmal aus der Tür raus bin.
Am Wochenende hatten wir aber mal wieder ein nörgelndes Quengelbaby, das nachts nicht schlafen wollte. Das tagsüber schlecht aß. Das insgesamt anhänglich und weinerlich war. Zuerst vermuteten wir, dass die Kindergarteneingewöhnung hinter diesem Verhalten steckt. Aber in der Nacht von Freitag auf Samstag und dann von Samstag auf Sonntag wurde es besonders schlimm. Nichts half. Das Fläschchen wurde nach den ersten Schlucken verweigert und es wurde bitterlich und untröstlich geschrien. Und sich wütend überstreckt und mit den Armen und Beinen gerudert. Auch das Zäpfchen, welches ich verabreichte, (warum hab ich eigentlich immer die Bad Cop Aufgaben?) schien nicht wirklich zu helfen. Am Sonntag hat Thorsten Thorstensson dann etwas entdeckt. Eine große weißgelbliche Blase (oder eine Ansammlung von kleineren Blasen, so genau lässt Baby A uns ja nie nachsehen) auf der Zunge. Offenbar sehr schmerzhaft. Aha. Eine schnelle Recherche in meinem schlauen Kinderkrankheitenbuch sagte: Aphten. Vielleicht Herpes. Oder Hand-Mund-Fuß, es gab da nämlich auch noch kleine vereinzelte Pünktchen im Gesicht/um den Mund. Das Fieberthermometer (Bad Cop: Ich) sagte 37,7 °C. Nicht schlimm. Aber auch nicht ganz gut. Ich gab dann Dentinox auf die Blase. Also ich versuchte es. Baby A war natürlich nicht begeistert (Bad Cop: Sie wissen schon…).
Am Montag war es schon etwas besser und wir wurden mal wieder beim Kinderarzt vorstellig. Natürlich passiert sowas immer am Wochenende. Der sagte: Virusbedingte Gingivitis mit Aphten und verschrieb Quecksilber Glaubuli (Mercurium) und so eine ekelhaft schmeckende Tinktur zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung. Von der Baby A – Sie ahnen es sicher – auch nicht begeistert war.
Überhaupt ist Baby A vom Kinderarzt nicht begeistert. Es hat ihm die vielen Untersuchungen nicht verziehen. Ich glaube, es liegt gar nicht an den ganzen Impfspritzen. Es mag nur eben nicht, wenn Fremde ihm zu nah kommen oder es sogar anfassen. Und der Kinderarzt ist schon mehrfach unentschuldigt in seine Wohlfühlzone eingebrochen. Deshalb wird er auch direkt, als er ins Untersuchungszimmer hereinkommt, durch ohrenbetäubendes Gebrüll begrüßt und das Baby – welches sich eben noch vergnügt mit den bereitgestellten Bauklötzen beschäftigt hat – klammert sich hysterisch-theatralisch an mir fest.
Über das Gebrüll hinweg schildere ich unser Problem. Der Arzt weist mich an, das Kind auf den Schoß zu nehmen, auf dass es sich beruhigen würde. Was es natürlich nicht tut. ‚Halten Sie mal die Arme fest‘, sagt er, um wenigstens einen kurzen Blick in den Mundraum werfen zu können. ‚Festhalten hab ich gesagt!‘ Ja, klar. Aber das sich windende Baby A ist unheimlich stark. Das scheint der Kinderarzt nicht zu berücksichtigen. ‚Und es wäre gut, wenn er sich nicht immer abstößt.‘ Während ich noch versuche, des Babys Arme umklammernd, diese Information zu verarbeiten, schiebt der Kinderarzt mich samt Baby A so auf der Liege herum, dass Baby As Beine nicht mehr auf die Untersuchungsliege reichen. Der Kinderarzt scheint genervt. Ich werde stark an den letzten Fall (mit der Hose) vom Kinderdoc erinnert.
Man muss sich schon vorher genau überlegen, was man fragen will. Die Untersuchungszeit (und damit aber auch die vorherige Wartezeit – die gegen Null geht) ist sehr knapp bemessen. Und dann muss man sich darauf konzentrieren, die vorformulierten Fragen ob des Gebrülls nicht zu vergessen…
Am Montag war also nicht klar, ob die OP am Donnerstag stattfinden würde können. Der heutige Termin beim Kinderarzt gab dann Entwarnung und grünes Licht. Kinderarzt (über das Gebrüll hinweg): ‚Eine Einweisung haben wir Ihnen ja gegeben.‘ Die korrekte Antwort darauf wäre NEIN gewesen. Ich wollte es aber abkürzen und habe JA gesagt. Ich hatte mir die Einweisung bei einem anderen Kinderarzt – nämlich der Urlaubsvertretung – geholt, weil er (also unser eigentlicher Kinderarzt) uns statt einer Einweisung eine Überweisung ausgestellt hatte, mit der die Klinik aber nichts anfangen konnte. Die Arzthelferin hat dann irgendwas mit ihm besprochen, was ich wegen des Brüllens nicht verstand. Er also nochmal: ‚Haben Sie die Einweisung nun?!‘ Ich ‚JA‘. ‚Dann haben wir sie Ihnen also gegeben?‘ (Offenbar hatte die Arzthelferin ihm gesagt, dass keine Einweisung ausgestellt worden war. Und nun glaubte er ihr nicht. Das war meine Schuld.) Ich (resigniert ob der Unmöglichkeit mal einen ganzen Satz miteinander zu wechseln): ‚JA!‘ Abgang Arzt.
Die Arzthelferin kam dann später nochmal zu mir und gab mir das Attest mit den Worten: ‚Sie haben die Einweisung von Dr. X bekommen, oder?‘ Ich: ‚Ja genau. Ihr hattet da Urlaub und ich hatte nur eine Überweisung bekommen, mit der konnte die Klinik nichts anfangen.‘ Sie: ‚Ach ja. Dann ist ja gut.‘
Vielleicht sollte ich mich einfach immer nur mit ihr unterhalten. Bei ihr ist Baby A nämlich auch immer ganz ruhig.
So. Nun habe ich viel geredet aber noch gar nicht das gesagt, um was es mir eigentlich ging. Ich hatte mir gewünscht, dass der OP Termin verschoben wird. Aber dann irgendwie doch nicht. Am Ende habe ich mir gewünscht, dass er NICHT verschoben wird. Denn damit hätte sich auch die Rekonvaleszenz verschoben und wäre vielleicht mit meinem Wiedereinstieg ins Arbeitsleben kollidiert. Und ich hätte NOCH mehr Zeit gehabt, mir vor der OP Sorgen zu machen.
Morgen also OP. 6 Stunden vorher nichts essen. Das wird lustig. Und dann 10 Tage kein Kindergarten. Weil: Nicht toben, nicht klettern, nicht rittlings irgendwo drauf setzen. Das bedeutet wohl im Klartext 10 Tage Kinderwagenspaziergänge (Ich habe mir übrigens heute morgen eine Blase gelaufen. Wie überaus passend.) und Bilderbuchblättern. Das wird ein Spaß.
Mit der Kindergarteneingewöhnung können wir danach wohl wieder bei Null anfangen.
So. Genug gejammert. Weil ich eine kleine Aufmunterung gebrauchen kann mache ich mit bei Fräulein Ordnungs Gewinnspiel. Man kann ein kleines Entrümpelungsheftchen gewinnen. Entrümpeln ist immer gut (und bei uns an manchen Stellen auch dringend nötig).
Wer auch mitmachen möchte, folge bitte diesem Link und hinterlasse dort einen Kommentar.
03.09.2013 | 15:09 | alle tage | kommentieren
Taschentuch mit kleinem Ast?
Wohl kaum.
01.09.2013 | 15:16 | baby a | kommentieren
Am Donnerstag bekommt Baby A seine erste Operationsnarbe. Oder zwei? Eine der Fragen, die einem in dem Moment nicht einfallen, wenn der vielbeschäftigte Chirurg ‚Haben Sie noch Fragen?‘ sagt, um nach der darauffolgenden Pause, in der mein Hirn so leergefegt ist wie selten, auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden.
Eine Nacht Klinikaufenthalt mindestens. Ich muss also eine Tasche packen. Oder zwei. Eine für mich, eine für Baby A. Das wollte ich so schnell nicht nochmal machen müssen.
1,5% der Kinder werden mit dem OP-Grund geboren. Bis zum Ende des ersten Lebensjahres hat sich die Indikation bei den meisten erledigt. Bei 0,35% nicht. So wie bei Baby A. Statistiken sind was für Lehrbücher. Sie helfen einem nicht, wenn es einen doch trifft*. ‚Das Entartungsrisiko ist 5 mal so hoch, wie in der Allgemeinbevölkerung. Unabhängig vom Behandlungserfolg.‘ Ich sollte wirklich aufhören, mir solche Zahlen durch den Kopf gehen zu lassen.
Es gibt Dinge, die hat man nicht in der Hand. Die kann man nicht ändern. Es fällt mir schwer, das zu akzeptieren. Ich habe gern die Kontrolle.
Noch knapp 4 Tage, um mich NICHT verrückt zu machen. *HARHAR*
* Zum Vergleich: Dorso-posterior hoher Geradstand bleibt bei 0,5% der Geburten bestehen. Oder auch: ‚Die postpartale Uterusatonie mit schwallweiser massiver Blutung aus dem schlaffen Uterus betrifft 2 bis 8% aller Gebärenden.‘