25.05.2013 | 08:00 | baby a | feierei | kommentieren
Baby A, heute wirst Du schon ein Jahr alt. Und ich auch.*
Geboren wird nicht nur das Kind durch die Mutter,
sondern auch die Mutter durch das Kind.
Gertrud von le Fort
Du bist immer noch ein genauer Beobachter. Deinen wachen Augen entgeht nichts. Du bist ein gewissenhafter Forscher und Entdecker. Aber dabei immer auf der Hut. Du bist ein geschickter Tüftler. Du probierst aus, welche Deiner Spielzeuge in welche Kisten, Kästen, Dosen und Deckel passen. Du räumst wahnsinnig gern ein/auf/um/aus. So finde ich Stifte in meiner Wäscheschublade. Und Zahnbürsten in der Waschmaschine. Und Schnuller in der Schampoo-Kiste.
Du kannst den Windeleimer selbständig öffnen.
In den letzten Monaten hast Du ganz viel von Deiner Scheu und Zurückhaltung abgelegt. Du bist weniger schreckhaft und sehr viel selbständiger geworden. Und mit jedem weiteren Stück Selbständigkeit bist Du zufriedener geworden. Es ist wunderbar, Dich beim konzentrierten Spielen zu beobachten. Du beschäftigst Dich selbst und entdeckst ganz viele Zusammenhänge. Das ist nicht nur für Dich unheimlich spannend.
Du liebst es, die Treppe raufzuklettern. Ansonsten kletterst Du aber noch nicht. Was ich auch ganz gut finde (ich höre an dieser Stelle die PEKiP-Leute aufstöhnen). Daher habe ich Dir bisher auch noch keinen Kletterparcour aufgebaut. Ich denke, das Klettern lernst Du schon noch von ganz allein.
Vom hilflosen (aber SEHR lauten) Schreibaby hast Du Dich zu einer kleinen Persönlichkeit entwickelt. Es war ein tolles Jahr. Trotz allem. Ich konnte das bisher nicht so sehen, aber wenn ich mich jetzt durch all die Fotos wühle, die wir bisher mit Dir gemacht haben, spüre ich, wie gut es uns geht.
Zu den technischen Daten: Bei der U6 warst Du 77,5 cm groß und wogst 10,4 kg. Du hast 12 Zähne, weigerst Dich aber sie korrekt zu benutzen (statt abzubeißen steckst Du Dir lieber das ganze Dir dargebotene Essen an einem Stück in den Mund (Denken Sie an dieser Stelle an ‚Brötchen‘)).
Du hast Dir angewöhnt, ungefähr zwei von drei Nächten durchzuschlafen. Wir begrüßen diese Entwicklung sehr!
Und hier die 12 Monate im Zeitraffer:
1 Monat, 2 Monate, 3 Monate, 4 Monate, 5 Monate, 6 Monate, 7 Monate, 8 Monate, 9 Monate,
10 Monate, 11 Monate
Baby A, Du bist das tollste Baby, das wir uns vorstellen können!
* Es war knapp aber wir haben überlebt, also lass uns feiern!
| 04:30 | alle tage | kommentieren
Heute vor einem Jahr war ein wunderschöner Tag. Strahlend warm, klar, sonnig. Die Luft so unverbraucht und frühlingshaft. Ein Tag wie ein Mörikegedicht. Ich ärgere mich, dass wir kein Foto aus dem Kreißsaal heraus gemacht haben. Die riesenhaften Buchen standen in frischem Grün vorm Fenster und raschelten leicht im leise gehenden Wind. Das Fenster stand die ganze Zeit über offen. Es war wirklich wunderbar. Ich war froh, endlich im Kreißsaal zu sein, hatte ich doch 1,5 Tage regelmäßiger Wehen hinter mir. Meine Hebamme war bei uns und ich hatte keine Angst. Dieses Kind wollte jetzt raus und das war auch gut so.
Ich hatte um halb fünf eine Fledermaus beim Heimkommen beobachtet. Die Rollladen im Wohnzimmer waren unverschlossen und die Dämmerung hatte längst eingesetzt, da flog ein kleines schwarzes Etwas wiederholt gegen den oberen linken Fensterrahmen. Immer wieder drehte es im Garten eine Runde, um dann wieder vor den Fensterrahmen zu stoßen. Irgendwann hatte es mit seinem Landeanflug dann Glück. Und so verschwand die kleine Fledermaus in unserem Rollladenkasten. Aber mit der nächsten heranrollenden Wehe verschwand auch dieses Ereignis aus meinem Kurzzeitgedächtnis und machte dem Schmerz Platz. Erst später habe ich mich wieder daran erinnert und natürlich wollte mir da zuerst keiner glauben.
Ich hatte den Sonnenaufgang beobachtet und war froh, als es endlich Morgen war, so dass wir wie verabredet mit meiner Hebamme zum Krankenhaus aufbrechen konnten. Es sollte dann doch noch bis halb 12 dauern, bis wir dort ankamen.
Ich war vollkommen unbefangen. Ich ahnte noch nichts von falsch gesetzten Anästhesien, von nicht wirkenden PDAs, von ungewollten Kaiserschnitten. Von Un(ter)besetzung wegen langer Feiertagswochenenden. Von lebensbedrohlichen Blutungen. Von Nachwehen ohne Schmerzmittel, dafür mit umso mehr Wehenmitteln. Von Todesangst. Von AusgeliefertSein. Von Hilflosigkeit und Ohnmacht. Von Notoperationen. Von Intensivstation und Bluttransfusionen. Von Schmerzen. Von Schmerzen. Von Schmerzen.
Von unendlich vielen Antibiosen. Von ständig versagenden Venenkathetern. Von vergessenen Tupfern. Von unfreundlichem Krankenhauspersonal. Von Lärm. Von Schlaflosigkeit. Von wunden Brustwarzen. Von blutigen Brustwarzen. Von blasigen Brustwarzen. Von Milchstaus. Von Brustentzündungen. Von Fieber. Von Erschöpfung. Von Müdigkeit. Von Lebensmüdigkeit. Von der nicht enden wollenden Suche nach Hilfe.
Ich ahnte nichts. Und das war gut so. Noch war es ein wunderschöner Tag. Der schönste Tag meines Lebens. Der schrecklichste Tag meines Lebens.